Hängende Spitze:Der nächste kleine Kannibale

In der Serie der berüchtigten Beißer findet sich ein neues Mitglied: Juan Arango, einst Kunstschütze in Gladbach, versucht sich als Vampir.

Von Klaus Hoeltzenbein

Die Angst geht um. Wer tut es als Nächster? Wann? Wo? Wer verzieht sein Gesicht zur Fratze, wer bleckt die Beißerchen wie einst Jürgen Klopp in Neapel? Die Aufnahmen aus jener Champions-League-Nacht vom September 2013 sind längst Bestandteil der internationalen Vampir-Forschung, bekamen allerdings einen entlastenden Charakter: Trainer, die blecken, das weiß man heute, beißen nicht. Da sind sie auch kaum anders als bellende Hunde.

Der clevere Vampir kündigt einen Überfall nicht durch Augenrollen oder Kiefermalmen an, nein, nein, er kommt aus dem Nichts, hinterrücks. Wie Luis Suárez, der kleine Kannibale, der bei der WM den Italiener Giorgio Chiellini biss. Die gleiche Stelle, die Schulter, wählte jetzt Juan Arango. Genau: Jener Arango, der bis zum Sommer 2014 für Mönchengladbach spielte und dabei nahezu nie verhaltensauffällig wurde. Im Gegenteil: Er war so verhaltensunauffällig, dass sie sich am Niederrhein bis zum Abschied gefragt haben, ob dieser Arango überhaupt Eckzähne im Mund habe - der Venezolaner sprach halt nie.

Nun verwundert die Kunde, die aus Tijuana/Mexiko kommt. Zunächst hat Arango dort ein wunderbares Tor mit seinem wunderbaren linken Fuß gegen Monterrey (Endstand 3:4) geschossen, kurze Zeit später jedoch sieht man ihn an seinem Gegenspieler Jesus Zavala knabbern. Mit einer gewissen Lust malmt Arango sogar an Zavalas Trikot. Der Gebissene stürzt zu Boden, dann präsentiert er - entsetzt wie zuvor Chiellini - eine Wunde an der Schulter.

Nun aber mal aufgepasst, Ihr Klein-Draculas, Blutsauger, Nachwuchs-Transsilvaner. Wenn schon, dann bitte richtig. Nicht einfach nur das Ohr abbeißen, Mike Tyson!, schon gar nicht wie 1997 bei Evander Holyfield nur das halbe. Und auch nicht die Eckzähne in die Schultern schlagen, Suárez!, Arango!, das bringt einfach nix.

Wo der Zahn steil und korrekt anzusetzen ist, hat doch schon Oliver Kahn gezeigt. Kahn biss zwar nicht richtig zu, damals, 1999, als noch viel mehr Gift & Galle im Duell Dortmund gegen Bayern war - als der Torwart mit der Zunge an Heiko Herrlich leckte. Doch Kahn kannte zumindest die perfekte Stelle. Ein Vampir, der was auf sich hält, geht ran an den Hals, ran an die Schlagader. Der stillt seinen Durst direkt an der Quelle.

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