Großer Preis von Brasilien:Überraschendes Finale

Es war einfach nicht sein Wochenende: Von Platz 18 aus gestartet, erreichte Michael Schumacher letztlich noch einen respektabeln siebten Platz. Auch Rubens Barrichello konnte zur Ehrenrettung Ferraris nicht wesentlich beitragen - gewonnen hat ein anderer.

Für die Verlierer der Saison endet die Formel-1-Saison versöhnlich: Nach 15 Siegen musste die Scuderia Ferrari beim Großen Preis von Brasilien in São Paulo eine Niederlage hinnehmen. Als erster brauste BMW-Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya über die Ziellinie, gefolgt von Kimi Räikkönen im McLaren-Merceds.

Sieger

Montoya siegt vor Räikkönen und Barrichello.

(Foto: Foto: Reuters)

Für Montoya und sein Team war es der erste Erfolg in diesem Jahr, für Kimi Räikkönen nach Rang drei in China, Platz zwei in England und dem Sieg in Spa-Francorchamps der dritte Podiumsplatz. Michael Schumacher hingegen, musste sich bei der Siegerehrung als Siebter in die Zuschauerrolle fügen. Das Finale - es war so ganz anders verlaufen als der Rest der Saison: Aufregung, Abwechslung, Spannung.

Vom Start an. Dort ließ Kimi Räikkönen (Startplatz drei) den Trainigsschnellsten Rubens Barrichello stehen und setzte sich an die Spitze. Dahinter rückten Juan Pablo Montoya und Felipe Massa auf. Drei Runden lang fuhr Raikkönen voraus. Dann wich allmählich die Feuchtigkeit vom Asphalt und die Bridgestone-Pneus des Ferraris wurden besser, was Barrichello Räikkönen nach der vierten Fahrt vorbei an Start- und Ziel bewies. Am Ende der langen Gerade schlüpfte er an dem Michelin-bereiften Räikkönen vorbei. Die Charakteristiken der Reifen - sie sorgten für viel Abwechslung.

Ein seltenes Spektakel

Kaum war die Ideallinie trocken, hatten die Vorteile, die auf Trockenreifen gestartet waren. Die beiden Renault-Angestellten Fernando Alonso und Jacques Villeneuve sowie McLaren-Mann David Coulthard hatten dieses Risiko-Spiel gewagt. Coulthard und Villeneuve vergebens. Sie drehten sich und fielen so weit zurück, bevor sie ihren Vorteil ausspielen konnten. Fernando Alonso nicht. Er lag gut im Rennen und musste lediglich warten, bis die vor ihm Fahrenden zum Pneu-Tauschen abbogen.

Ralf Schumacher machte den Anfang in Durchgang vier. Es folgten Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya. Die beiden lenkten ihre Boliden in einem sehenswerten Manöver parallel aus der Box. In der Ausfahrt schlüpfte der Kolumbianer Montoya am Finnen Räikkönen vorbei. Weil auch Rubens Barrichello seine Reifen tauschen ließ, übernahm Sauber-Fahrer Felipe Massa die Führung.

Ein kurioses Bild, das sich aber nur kurz bot. Nach sieben Runden hatte sich das Feld dem Kräfteverhältnis entsprechend geordnet: 1. Fernando Alonso (Renault/noch ohne Boxenhalt), 2. Juan Pablo Montoya, 3. Kimi Räikkönen (je einen Stopp); Michael Schumacher (mit einem Boxenausflug) abgeschlagen an Position 13.

Ein ähnlich buntes Spektakel hat die Formel 1 in diesem Jahr selten geboten. Die Saison, die im März mit einem Ferrari-Doppelerfolg in Melbourne begonnen und sich anschließend zu einer One-Man-Show von Michael Schumacher entwickelt hatte, endete mit einem furiosen Finale. Zum Auftakt der 18. Wettfahrt sorgten die Reifen-Spielchen für Abwechslung, zur Mitte des Rennens brachte die Frage Wer verfolgt welche Strategie? Spannung.

Überraschendes Finale

Theoretisch lassen sich die 71. Runden auf dem 4,3 km langen Autodromo José Carlos Pace mit einer Zwei-Stopp-Strategie ähnlich schnell bewältigen wie mit dreimal Nachtanken. Als Alsonso im 18. Umlauf zum ersten Mal sein Team besuchte, rückte Juan Pablo Montoya an die Spitze. Zweiter: Räikkönen. Dritter: Ralf Schumacher. Der eröffnete wie schon beim ersten Durchgang den Reigen der Boxenstopps und verabschiedete sich damit aus den Reihen der Siegkandidaten.

Schumacher

Ein Weltmeister auf Abwegen.

(Foto: Foto: Reuters)

Seinem Beispiel folgten: Rubens Barrichello und Juan Pablo Montoya, was Kimi Räikkönen wieder an die Spitze spülte. Wann würde der Finne wohl stoppen? Die Antwort kam prompt: Eine Runde nach Montoya, was die Reihenfolge wieder umkehrte, die Entscheidung jedoch lediglich vertagte. Schließlich würden beide noch eine weitere Pause einlegen müssen.

Räikkönen oder Montoya - der Kampf um den besten Platz bei der Siegerehrung lief auf ein Duell hinaus. Michael Schumacher, sein Teamkollege Rubens Barrichello, sein Bruder Ralf, Fernando Alsonso und Takuma Sato im BAR mussten sich damit abfinden, lediglich noch darum streiten zu können, wer wie viele Punkte bekommt. Zwischen den Fünfen ging es eng zu. Wie an einer Schnur aufgefädelt, zogen sie ihre Runden.

Gut - aber nicht gut genug

Lediglich Ralf Schumacher gelang es, eine Position gutzumachen. Mit Verve schob er sich an Sato vorbei auf Platz fünf. Rang vier ging an Alonso. Rubens Barrichello fuhr als Dritter seine beste Platzierung bei seinem Heim-Grand-Prix und doch wieder eine Enttäuschung ein. Nach dem Training hatte er sich mehr erhofft. Michael Schumacher wurde nach einem Unfall im Samstagstraining und einem Dreher im Rennen von Startplatz 18 aus Siebter.

Die Entscheidung an der Spitze fiel gut 20 Runden vor der Zielflagge. Als Juan Pablo Montoya zum dritten Stopp einbog, witterte Kimi Räikkönen seine Chance. Er hatte noch genug Sprit für sechs Runden im Tank. Sollte es ihm in diesen gelingen, den Rückstand von rund sechs Sekunden auf Montoya wettzumachen, wäre der Sieg sein. Bangen Blickes starrten die McLaren-Mechaniker zum Zeitenmonitor. Räikkönen machte seine Sache gut, aber nicht gut genug.

Als er nach seinem letzten Halt zurück auf die Bahn bog, war Montoya schon durch. In den nächsten drei Runden durfte Räikkönen noch hoffen, weil er den Verteil der frischen Reifen besaß. Er kam Montoya weiter näher, nah genug kam er ihm jedoch nicht. Nach 1:28.01 Stunden brauste der Kolumbianer als Erster an Gisele Bündchen vorbei. Das Model durfte die Saison 2004 abwinken.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: