Grand Prix von Japan:Formel-1-Fahrer sorgen sich um Jules Bianchi

Marshalls clear the way for an ambulance after the race was stopped following a crash by Marussia Formula One driver Bianchi of France at the Japanese F1 Grand Prix at the Suzuka Circuit

Mit dem Krankenwagen wird Jules Bianchi von der Unglücksstelle in Suzuka gebracht.

(Foto: REUTERS)

Der Sieg von Lewis Hamilton beim Regenrennen von Suzuka gerät schnell zur Nebensache. Alle sind schockiert über den schweren Unfall von Jules Bianchi, der im Krankenhaus um sein Leben kämpft.

  • Lewis Hamilton gewinnt Regenrennen von Suzuka vor Nico Rosberg. Auf den dritten Platz fährt Weltmeister Sebastian Vettel. Der Brite baut seinen Vorsprung in der WM-Wertung aus.
  • Der Marussia-Pilot Jules Bianchi verunglückt schwer und wird anschließend ins Krankenhaus gebracht und operiert.
  • Die Ergebnisse und die WM-Wertung im Überblick

Regen und schwerer Unfall beenden Rennen vorzeitig

Die Siegehrung musste zwar stattfinden, aber die Jubelgesten von Sieger Lewis Hamilton, dem Zweitplatzierten Nico Rosberg und dem Dritten Sebastian Vettel fielen auf dem Podiuim ziemlich verhalten aus, ein kurzes Lächeln, mehr war kaum zu sehen.

Der Große Preis von Japan wurde von einem schweren Unfall überschattet. Der Marussia-Pilot Jules Bianchi krachte kurz vor Schluss mit seinem Wagen in einen Kran bei Bergungsarbeiten des Saubers von Adrian Sutil. Der deutsche Formel-1-Pilot war zuvor von der Strecke abgekommen. Laut eines Sprechers des Automobil-Weltverbandes Fia, soll Bianchi nicht bei Bewusstsein gewesen sein. Nähere Informationen über den Gesundheitszustand konnte die Fia zunächst nicht geben.

Das sagt Bianchis Vater

Bianchis Vater bestätigte im Gespräch mit dem französischen TV-Sender France 3, dass der Zustand seines Sohnes sehr ernst sei. Er werde derzeit im Krankenhaus von Suzuka operiert, über die Art der Verletzungen machte der Vater keine Angaben. Der frühere Formel-1-Fahrer Mika Salo, einer der Rennkommissare in Suzuka, gab zu Protokoll, Bianchi habe bei dem Unfall "einen sehr starken Schlag gegen den Kopf" bekommen.

Der Franzose wurde mit dem Rettungswagen weggebracht, da dieser angeblich besser ausgerüstet war als der ursprünglich angeforderte Hubschrauber.

Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci sagte einen Pressetermin ab und begleitete Bianchi in die Klinik. Das Fahrerlager war nach dem Unfall schockiert, der Sieg Lewis Hamiltons vor Nico Rosberg (beide Mercedes) und Sebastian Vettel (Red Bull) geriet in den Hintergrund. "Ich schicke Jules meine besten Grüße und hoffe, dass er bald wieder gesund wird", sagte Rosberg. Kurz nach der Siegerehrung sagte Vettel, es sei "die Ungewissheit, die einen quält. Wir hoffen, dass er in Sotschi wieder dabei ist."

Sutil erklärte zum Unfallhergang, er habe "das Auto wegen Aquaplaning verloren. Mir geht es gut, aber was dann passiert ist, war ein echter Schock, weil die Folgen andere sind als bei mir. Ich hoffe, dass es ihm gut geht, aber mehr möchte ich gerade gar nicht sagen aus Respekt vor Jules."

Mit einem brillanten Überholmanöver in der 30. von 53 Runden sicherte sich Hamilton auf dem Suzuka International Racing Circuit seinen dritten Saisonsieg in Serie. Der von der Pole-Position hinter dem Safety Car gestartete Rosberg hatte keine Chance, Platz eins zu verteidigen. Der 29 Jahre alte gebürtige Wiesbadener hatte zuvor über Reifen- und Balanceprobleme geklagt.

Nach 307,471 teilweise chaotischen Kilometern lag Hamilton bei einbrechender Dunkelheit nach einer erneuten Neutralisierung und dem endgültigen Abbruch nach dem schweren Unfall Bianchis noch knapp vor seinem deutschen Teamrivalen. Hamilton baute durch seinen achten Saisonerfolg die Führung in der WM-Wertung vor Rosberg aus. Der Brite liegt vor der Russland-Premiere am nächsten Sonntag in Sotschi mit 266 Punkten nun zehn Zähler vor Rosberg (256). Ricciardo (193) hat als Gesamtdritter nur noch minimale Titelchancen. Der Red-Bull-Pilot lag beim Abbruch zwar an dritter Position, wurde aber gemäß Reglement auf Rang vier zurückgestuft, weil das Rennen zwei Runden zuvor gewertet wird.

Vettel fährt ein beherztes Rennen

Vettel fuhr einen Tag nach Bekanntgabe seines Abschieds von Red Bull ein beherztes Rennen. Der als Neunter gestartete viermalige Weltmeister aus Heppenheim bekam bei seinem fünftletzten Einsatz für das Team den Podesrang schließlich "geschenkt". Wie sein viertplatzierter Teamkollege Ricciardo konnte Vettel auf der nassen Strecke mehrere Konkurrenten überholen. Gegen das dominierende Mercedes-Duo hatte der viermalige Suzuka-Sieger aber keine Chance. Nico Hülkenberg (Emmerich) blieb im Force-India zwar in der 46. Runde liegen, wurde aber als Achter gewertet. Sauber-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) schied einen Umlauf zuvor aus und blieb damit erneut ohne Punkte.

Wegen des strömenden Regens wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety Car gestartet. Aber auch so mussten die Piloten wegen des Aquaplanings und der miserablen Sichtverhältnisse höllisch aufpassen. Hamilton funkte an die Mercedes-Box: "Sagt Nico, er soll nichts Verrücktes machen, weil ich ihn nicht sehen kann." Der Brite war hinter seinem Teamkollegen Rosberg als Zweiter losgefahren. In der dritten Runde wurde der Grand Prix dann unterbrochen, weil auf einigen Streckenabschnitten zu viel Wasser stand und es zu gefährlich war weiterzufahren.

Drei Safety-Car-Phasen

15 Minuten später ließ Rennleiter Charlie Whiting das Feld erneut auf die nach wie vor überschwemmte Strecke. Erstes prominentes Opfer der schwierigen Bedingungen war der zweimalige Champion Fernando Alonso, der mit seinem Ferrari kurz nach dem Neustart wegen eines technischen Problems stehenblieb.

Mit der Zeit trocknete der 5,807 Kilometer lange Kurs ab und immer mehr Piloten plädierten für eine Freigabe des Rennens. Vettel klagte dagegen über nach wie vor schlechte Sichtverhältnisse. In der zehnten Runde bog das Safety Car dann ab - und gleich gingen die Attacken los. Rosberg konnte die Spitze aber gegen Hamilton verteidigen. Auch dem Wechsel von Regenreifen auf Intermediates blieb der einen Umlauf früher als der Brite an die Box abgebogene Deutsche vorn, büßte aber zunehmend seinen Vorsprung ein.

Von der 24. Runde an klebte Hamilton dann förmlich im Heck seines Widersachers. Nach mehreren Versuchen schnappte er sich schließlich Rosberg problemlos mit einem tollen Manöver Rosberg und fuhr schnell einen beruhigenden Vorsprung heraus. Auch als das Safety Car nach dem Unfall Sutils in der 45. Runde erneut das Feld neutralisierte, behielt der Brite die Nerven und die Führung. Dann der schwere Crash Bianchis und der Abbruch.

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