Goretzkas später Treffer:Die bessere Serie

19 11 2016 Fussball GER 1 Bundesliga Saison 2016 2017 11 Spieltag VfL Wolfsburg FC Schalke

Schalke dreht in Halbzeit zwei auf, Goretzka trifft: Sein Tor sorgt für den Sieg in Wolfsburg.

(Foto: imago)

Wolfsburg verliert 0:1 und wartet weiter auf den ersten Liga-Heimsieg, Schalke ist jetzt schon seit zehn Spielen ungeschlagen.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Für Mannschaften, die in der Fremde schwächeln, gibt es in dieser Saison kaum fruchtbarere Orte als Wolfsburg. Denn die Stadt am Mittellandkanal, die fester denn je an der Volkswagen-Krise leidet, ist neben Hamburg und Ingolstadt einer von drei Standorten, die in dieser Saison noch keinen Bundesliga-Heimsieg ihrer Mannschaft gesehen hatten. Für den FC Schalke traf sich das prächtig: Keinen einzigen Sieg hatte der FC Schalke 04 in dieser Bundesliga-Saison fern der Heimat errungen - bis zur samstäglichen Visite in der Wolfsburger Arena.

Dank eines späten Treffers von Nationalspieler Leon Goretzka (82.) landeten die Schalker einen insgesamt verdienten 1:0-Sieg - und konnten ihre schon seit Wochen anhaltende Serie auf nunmehr zehn ungeschlagene Pflichtspiele ausbauen. "Acht Siege und zwei Unentschieden, das spricht für sich", sagte Schalkes Coach Markus Weinzierl.

Erst Zwayers Fehlentscheidung bringt Feuer ins Spiel

Bis zum Tor hatte man beiden Teams allenfalls attestieren können, dass sie ihren Aufgaben mit Disziplin und Akkuratesse nachgegangen waren. Wirkliche Attraktivität erwuchs daraus aber lange nicht: Kein Wagnis, nirgends. Bezeichnenderweise bedurfte es einer eklatanten Fehlentscheidung des Schiedsrichters Felix Zwayer, um der Partie eine Spur Emotionalität beizumengen. Eine gute Stunde war gespielt, als der Ball nach einer Ecke vom früheren Wolfsburger und heutigen Schalker Innenverteidiger Naldo zu Benedikt Höwedes verlängert worden war; dass Wolfsburgs defensiver Mittelfeldmann Luiz Gustavo den Schalker Kapitän sowohl am Arm festhielt und ins Bein fiel, übersah Referee Zwayer.

Die Aktion wurde zum Fanal für die Schalker, die nun tatsächlich so etwas wie Torgefahr entwickelten. Der zwar emsige, aber nicht wirklich furchteinflößende Aushilfsstürmer Eric-Maxim Choupo-Moting kam nach 69 Minuten per Kopfball-Aufsetzer zu einer Chance, die Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio vereitelte; hernach tauchte der österreichische Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf allein vor Benaglio auf und vergab ebenfalls (71.).

Das Tor fiel dann in einer Szene, in der Goretzka paradoxerweise deshalb ins Netz traf, weil er den Ball nicht richtig traf. Nach einer Flanke von Sead Kolasinac, der sich links ohne Mühe durchsetzen konnte, fabrizierte er einen seltsamen Aufsetzer, der Benaglio so machtlos wie verdutzt dreinschauen ließ. "Ich bin überglücklich, dass ich der Mannschaft helfen und ein Tor schießen konnte", sagte Goretzka.

Wolfsburgs Manager Allofs spricht von "nicht idealen Zutaten"

Sein Team lässt den katastrophalen Saisonstart allmählich vergessen, seit Anfang Oktober hat Schalke bereits 14 Punkte gesammelt. "Wir sind zufrieden mit dieser Serie. Zu Beginn der Saison hatten wir allerdings auch eine Serie", erklärte Schalkes Coach Weinzierl in Anspielung auf die ersten fünf Spieltage der Spielzeit, in denen Schalke ausschließlich Niederlagen gesammelt hatte.

Mittlerweile liegt Schalke fünf Zähler vor den ähnlich schlecht gestarteten Wolfsburgern, die sich auch nach der Trennung von Trainer Dieter Hecking noch lange nicht stabilisiert haben - und von ihren Saisonzielen extrem weit entfernt sind. "Nur neun Punkte, noch kein Spiel zu Hause gewonnen und am Ende heute das Spiel wieder aus der Hand gegeben: Das sind alles Zutaten, die nicht gerade ideal sind", sagte Wolfsburgs wieder einmal zerknirscht dreinblickender Manager Klaus Allofs, der gerade erst Valérien Ismaël zum Chefcoach befördert hat. Allmählich setzt sich der Werksklub mit den hochdotierten Kickern im unteren Tabellendrittel fest. Die Schalker hingegen träumen bereits davon, bald wieder europäische Ambitionen zu hegen und die ersten sechs Tabellen-Plätze anzuvisieren. "Im Winter wollen wir wieder auf Tuchfühlung sein", sagte Sportchef Christian Heidel.

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