Möglicherweise wird es das Geheimnis von Martin Kaymer bleiben, warum er sich ausgerechnet jetzt, zum Start des Masters in Augusta, ermutigt gefühlt hat, über Politik zu reden. Aber er hat es nun mal getan. Und es ging nach hinten los. Denn das, was der 32-Jährige alles über Donald Trump geäußert hat, löste rasch Irritationen bei den Beobachtern aus. Man muss nicht gleich von einem flächendeckenden Shitstorm reden.
Aber Kaymer hat sich angreifbar gemacht. In Bild outete sich Deutschlands erfolgreichster Golfprofi als Sympathisant des US-Präsidenten, der, vorsichtig gesagt, ja gerade dabei ist, die Welt auf den Kopf zu stellen. "Ich bin überrascht, dass die Leute, besonders die, die Trump gewählt haben, jetzt über seine Äußerungen und Handlungen verwundert sind. Er macht das, was er angekündigt hat", befand Kaymer, um zur Conclusio zu gelangen: "Für uns Golfer gibt es allerdings auch noch einen zweiten Donald Trump." Nämlich: "Der Golf-Fan Trump ist ein Geschenk für unseren Sport. Er hat extrem gute Plätze auf der ganzen Welt gebaut. Was er im Golf anpackt, ist eigentlich immer ein Riesenerfolg."
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Die Frage ist nun: Hat Kaymer Recht? Gibt es einen Trump aus dem Golfbusiness, der nichts mit dem politischen Trump zu tun hat? Um Kaymer zu verteidigen: Aus seiner Sicht wirkt es wohl so. Trump baut Luxusresorts mit sündteuren Plätzen, auf denen Profis wie Kaymer Millionen verdienen. Um Kaymer zu kritisieren: Der Trump, der im Golf Millionen scheffelt, agiert nicht anders als der politische Trump.
"Um ehrlich zu sein: Wir sind extrem verwöhnt in unserer Sportart"
Rüde und rabiat. Kaymer sollte das wissen. Trumps Geschichten zum Thema sind bekannt. Hat der Unternehmer einen Standort für einen Platz auserkoren, fragt er nicht lange höflich. In Irland und Schottland war und/oder ist er im Clinch mit Planungsämtern, Umweltbehörden, Naturschützern, Bauern. Menschen, die sich weigerten, Trump Land zu verkaufen, erlebten Albträume. Seine Anwälte drohten, Bulldozer rückten an, Wälle und Baumreihen wurden errichtet, die die Grundstücke vermeintlicher Querulanten umzäunten und jede Sicht nahmen. Einmal, berichtete die New York Times, erhielten Bewohner die Rechnung. Dass manche aus trotziger Solidarität mit künftigen Mauer-Opfern die mexikanische Flagge hissten, mag eine pfiffige Pointe sein. Letztlich eine wirkungslose.
Im Juli noch hatte Kaymer im ZDF-Sportstudio vorgetragen: "Um ehrlich zu sein: Wir sind extrem verwöhnt in unserer Sportart. Wir verdienen viel Geld, haben einen relativ einfachen Lebensstil, kommen immer sonntagabends nach Hause, leben in einem tollen Haus, können essen und trinken, was wir wollen." Damals wurde er gewürdigt für diese Selbstreflektion. Diesmal ist ihm der Blick aus der Blase, in der er als Golfer so angenehm lebt, weniger gut gelungen.