Golf:Olympia-Golfklub in Tokio lässt Frauen nach peinlicher Debatte zu

Asian Amateur Round Two; Tokio Kasumigaseki Golf

Kurswechsel: Der Kasumigaseki Country Club, Ausrichter der olympischen Golfturniere 2020, setzt seine umstrittene Frauenpolitik außer Kraft.

(Foto: Getty Images)
  • Der Kasumigaseki Country Club in Tokio soll 2020 die olympischen Golfwettbewerbe der Frauen und Männer beherbergen - und hatte genau deshalb Ärger.
  • Denn bislang durften Frauen zwar auf der Anlage spielen, aber nicht vollwertige Mitglieder werden und an Sonntagen nicht abschlagen.
  • Erst nach der Drohung, die Wettbewerbe zu verlieren, knickt der Klub ein und nimmt nun auch Frauen als Mitglieder auf.

Von Gerald Kleffmann

Der Black Sheep Golf Club weist schon im Namen darauf hin, dass er sich als schwarzes Schaf sieht. Weil Frauen ja nicht als Mitglieder zugelassen sind und so etwas in diesen Zeiten nicht mehr zu vertreten ist. Die Anlage im US-Bundesstaat Illinois treibt es mit ihrer Haltung auf die Spitze und geht ganz auf die Bedürfnisse der männlichen Kundschaft ein. Es gibt keine Küche, Umkleiden, Schränke, Übungsflächen. Nur 27 Bahnen und eine Bar samt Barkeeper.

Vom Standpunkt der Gleichberechtigung betrachtet herrschen im Black Sheep Golf Club unerträgliche Zustände. Ein Aufschrei ist dennoch nicht erfolgt, durchaus zu Recht nicht. Als privater Verein darf man solche Regeln vorgeben, vor allem, weil man im Klub konsequent unter sich bleibt und geschworen hat, auf keinen Fall öffentliche Turniere auszutragen. Anders als etwa der Kasumigaseki Country Club. Der liegt bei Tokio, soll 2020 die olympischen Golfwettbewerbe der Frauen und Männer beherbergen - und hatte genau deshalb Ärger. Denn da war ja die Sache mit den Beschränkungen für Frauen.

Man mag es kaum für möglich halten, aber der Gastgeber der nächsten Sommerspiele hatte beschlossen, einen Golfklub als Ausrichter durchzudrücken, in dem Frauen zwar spielen, aber nicht vollwertige Mitglieder werden und an Sonntagen nicht abschlagen dürfen. Auch beim Internationalen Olympischen Komitee regte sich kaum Widerstand, zumindest bis vor Kurzem nicht. Denn nachdem die relativ neue Gouverneurin Tokios, Yuriko Koike, im Januar rigoros auf dieses Defizit verwies, wurde eine Debatte losgetreten, die überfällige Reaktionen zur Folge hatte.

Das Wort "Mann" wird durch "Person" ausgetauscht

Der Druck auf den Klub wurde erhöht, er hielt Sondersitzungen ab und konnte sich zunächst nicht dazu durchringen, die Statuten zu ändern. Zuletzt ging IOC-Präsident Thomas Bach tatsächlich aus der Deckung, drohte, die Wettbewerbe zu entziehen, kündigte an, man werde sich ansonsten "nach einem Austragungsort umsehen, der Nicht-Diskriminierung garantiert". Das Bestreben des IOC, den eigenen Schaden zu begrenzen, fruchtete insofern, als dass der Kasumigaseki Country Club nun beschloss, Frauen wie Männer zu behandeln. Zumindest formal. Laut der Japan Times hieß ein Passus bis zuletzt, dass nur "ein Mann, der ein gewisses Alter erreicht hat", vollwertiges Mitglied werden könne. Das Wort "Mann" wurde nun durch "Person" ausgetauscht.

Das Einknicken des 90 Jahre alten Klubs wurde umgehend als bahnbrechende Errungenschaft gewürdigt. "Wir können uns jetzt auf ein großartiges olympisches Golfturnier freuen", sagte John Coates, Chef der IOC-Koordinierungskommission. Yoshiro Mori, Chef des Organisationskomitees, befand: "Ich möchte meine Dankbarkeit gegenüber den Mitgliedern zum Ausdruck bringen für ihr Verständnis und ihre Kooperation."

Dass der Vorfall allerdings einen gewissen Grad an Peinlichkeit beinhaltet, scheint manchen bewusst geworden zu sein. Die zur olympischen Ministerin ernannte Politikerin Tamayo Marukawa kündigte an, sie wolle ergründen, wie der Altherrenklub zum olympischen Gastgeber ernannt wurde. In Europa sollte man indes vorsichtig mit Häme sein. Der schottische Muirfield Golf Club brauchte 273 Jahre, um Frauen zuzulassen. Erst die Drohung, nicht mehr die British Open ausrichten zu dürfen, führte zum Umdenken. 498 Mitglieder stimmten jüngst für die Aufnahme von Frauen, 123 dagegen.

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