golf spielen:Indianer mit Gorilla-Preis

Urs Zondler führt den Golfclub Beuerberg sehr unkonventionell. Ab und zu beleidigt er Leute - aber alle haben ihren Spass.

Uli Köhler

Golfrunden gespielt: 1.128. Flaschen geleert: 3.874. Davon mit alkoholischem Inhalt: 2.484. Führerscheine entzogen: 2. Davon Mitglieder: 0." Wolfgang Ruhwinkel zieht Bilanz und blickt todernst. Er ist Präsident im Golfclub Beuerberg und dass bei seiner Abschlussrede des JetAviation Cup der Golfwoche viel gelacht wird, ist nichts Besonderes. Es ist Ritual. Wer einmal die Chance hatte in Beuerberg zu spielen, der weiß. Alles ist anders.

golf spielen: Preisverleihung bei der "Rocky Horror Zimmer Show": Der "kölsche Jong" Herbert Zimmer (li.), Sponsor des Festes,mit den Eheleuten Zondler.

Preisverleihung bei der "Rocky Horror Zimmer Show": Der "kölsche Jong" Herbert Zimmer (li.), Sponsor des Festes,mit den Eheleuten Zondler.

(Foto: Foto: GC Beuerberg)

Phänomen Golfwochen in Deutschland. Es boomt. Jeder will spielen, natürlich nicht mit jedem, was die Clubsekretäre regelmäßig zwischen Juni und August in die Verzweiflung treibt. Am Abend dann die Party ("Gehen wir halt mal hin, gehört sich so") und die Rede ("Gähn") zur Siegerehrung ("Vielleicht haben wir ja doch etwas gewonnen"). Und dazu schwitzt man in seinem Anzug.

Zurück in den Golfclub Beuerberg. Auch dort verbringen Sandra und Elfie im Sekretariat die meiste Zeit damit Flightpartner-Wünsche entgegenzunehmen. Irgendwie klappt es, alle unter einen Hut beziehungsweise in einen Flight zu bringen, doch vor menschlichen Schwächen ist auch dort niemand gefeit. So bilanzierte der Präsident weiter:" Golfrunden gespielt: 1.128. Dabei Ehen und Beziehzungen zerrüttet: 9, davon gleichgeschlechtlich: 3."

Das bringt uns zu Urs Zondler, der ist nämlich der eigentliche unumschränkte Herrscher des Golfplaneten Beuerberg. Der bekennende Schweizer hörte quasi beiläufig, wie ein Ehemann seine schlägerschwingende Angetraute im golferischen Wahn als "Rindvieh" bezeichnete. Schon am Abend bei der Siegerehrung hatte Zondler das "Rindvieh des Tages" verliehen, öffentlich, zum Gaudium der Zuschauer. Wer einmal Urs Zondler bei einer Siegerehrung in voller Fahrt erlebt hat, und er ist eigentlich immer in voller Fahrt, der wünscht sich manchmal inständig, nicht zu gewinnen. Häme ergießt sich über die "Tchibo- Klasse Handicap 36 bis unendlich" und für Beuerberger Erstbesucher ist es hilfreich, psychologischen Beistand zu haben. "Der heutige Nettosieger hat 48 Stablefordpunkte erzielt, ein Ergebnis das man normalerweise nur durch Bescheißen schafft, der soll jetzt rauskommen und seinen Preis abholen, den will ich sehen."

Beuerberg ist kein gutes Pflaster für Handicap-Schinder. Als Frau Müller-Meier (der Name wurde aus redaktionellen Gründen nicht verändert) den Nearest-to-thepin- Wettbewerb gewann, schlachtete er wohlig aus, dass 14,10 Meter eine eher grenzwertige Entfernung sei und zitierte auch noch genüsslich die Scorekarte. Frau Müller-Meier benötigte sechs Putts.

Indianer mit Gorilla-Preis

Kein Wunder also, dass Präsident Ruhwinkel einen zentralen Punkt in seine Statistik 2005 aufgenommen hat. "Preisverleihungen durch Herrn Zondler. Mit Beleidigungen: 3. Davon schwere: 1."

golf spielen: Die Feste feiern, wie sie fallen: In Beuerberg wird Clubleben wörtlich genommen.

Die Feste feiern, wie sie fallen: In Beuerberg wird Clubleben wörtlich genommen.

(Foto: Foto: GC Beuerberg)

Die Longest-Drive-Wertung nennt Zondler grundsätzlich Gorilla-Preis. Als die Siegerin der Damen-Wertung nach vorne trat, sprach er ins Mikrofon:" Hab ich doch gesagt. Gorillapreis." Geschmack-Sicherheit ist nicht immer seine Stärke. Aber Urs Zondler hatte in seinem Leben schon viele außergewöhnliche Ideen. Seine zwei Besten waren einen Golfplatz zu bauen und als Ehefrau Nummer vier sein "Engeli" zu heiraten. Isolde Zondler managt nämlich nicht nur den Golfclub perfekt, sondern auch ihren im Handling manchmal sperrigen Gatten. Dazu hat sie den nötigen Blick fürs Detail. Im Beuerberger Clubhaus ist jeden Tag mehr Betrieb als in anderen Deutschen Clubs im ganzen Monat. Und wenn was nicht klappt, wird aus dem "Engeli" auch schon einmal ein funkensprühendes Erzengeli. Ohne sie wäre Beuerberg nicht Beuerberg. 1983 war Zondlers Idee einfach. "Ich will ein Restaurant mit ein bisschen Golfplatz drumrum." Was also ist das Geheimnis? "Wir sind ein Familienbetrieb, wollen gut fressen und uns schlecht aufführen dürfen". Vor allem gibt es nur einen, der das Sagen hat. Zondler. Wer in Beuerberg aufgenommen werden will um seinen sozialen Status zu heben, hat keine Chance:"Wir wollen Spaß und Sport, wer durch uns sein Selbstwertgefühl aufpäppeln will, ist fehl am Platz." Feinde von Zondler, und davon hat er reichlich, erzählen gern eine andere Geschichte:"Wenn du im Clubhaus in Beuerberg laut ,Hofgang' rufst, steht die Hälfte der Leute auf und geht im Kreis herum." Das ist natürlich Quatsch und obendrein dem Chef egal: "Wir sind die Indianer unter den Golfclubs".

Die Indianer trinken im Clubhaus Ruinart Champagner für 27 Euro und die Weinkarte ist eingeteilt in Schweizer Weine und Rest der Welt. Bei der Golfwoche werden die Gäste ganztägig kulinarisch versorgt, Getränke inklusive. Alles ist im Startgeld (120 Euro) enthalten. Die Gastronomie ist das andere große Beuerberger Geheimnis. Klar, dass die Sponsoren Schlange stehen.

Wem das alles zu unkonventionell und ungolferisch ist, der kann es ja in einem klassischen Club versuchen. Auch da gibt es rührige Manager und Sponsoren. So versucht der altehrwürdige Münchner Golfclub auch etwas Schwung in seine amüsante Golfwoche zu bringen. Doch die Traditionen sind schwer zu durchbrechen. Sponsor Baustil wollte der Küche sogar die Dicke der Steaks vorschreiben, um ein ähnliches kulinarisches Highlight wie Beuerberg zu erzielen.

Golfwochen boomen. Vielleicht liegt es ja am letzten Punkt der Statistik von Beuerbergs Präsident Ruhwinkel. "Neue Beziehungen eingegangen: 26". Beifall brandet auf, doch das war noch nicht alles: "Davon für eine Nacht: 24."

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