Der Mann macht keine halben Sachen. Weltmeister im Boxring, und bei seinem Abschied erklärt er sein nächstes Ziel. Golftrainer will er werden. Und das richtig - nicht so einer, der einen Wochenendkurs in Amerika gebucht hat und dann behauptet, er sei ein echter Profi. Sven Ottke hat sich etwas vorgenommen. Es ist anzunehmen, dass er die Aufgabe bewältigt, aber ein bisschen arbeiten muss er noch, um das geforderte Handicap von sechs zu spielen. Schauen wir mal, wo noch Verbesserungsmöglichkeiten sind.
Ein Schwinger von Sven Ottke
(Foto: Alle Fotos: PNS/Stephan)Die Ansprechposition haben wir weggelassen, weil sie ordentlich ist und keinen Anlass für weitere Kritik bietet. In dieser Phase geht es aber los. Ein sauberer Beginn des Rückschwunges sieht anders aus. Die Ausholbewegung sollte aus der Drehbewegung des Rumpfes gestartet werden und nicht aus der Rotation des linken Unterarmes. Das öffnet die Schlagfläche und bringt den Schaft des Schlägers zu flach, unterhalb der Schwungebene.
Leider setzt sich die Tendenz aus Bild 1 nicht nur fort, sondern verstärkt sich. Der linke Arm trennt sich durch die Rotation deutlich vom Oberkörper. Darüber hinaus dreht der Rumpf nicht nach rechts, nur die linke Schulter zieht nach rechts. Mehr eine Folge der Bewegung des linken Armes denn eine saubere Drehbewegung. Das rechte Bein weicht nach rechts aus. Das wird später problematisch, denn eigentlich braucht der Schwung den Widerstand des rechten Oberschenkels.
Am höchsten Punkt des Rückschwunges sind die Folgen der Ausholbewegung gut zu erkennen. Der Oberkörper hat die Lage verändert und sich aufgerichtet. Das rechte Bein ist gestreckt und bietet keine Stabilität. Der Schläger ist zu flach und "weggelegt", also nicht auf der optimalen Ebene. Alles nur, weil zu Beginn der linke Arm nach rechts rotiert.
Er boxt sich durch
Sportlich begabt. Nach dieser Ausholbewegung in eine so gute Position zu kommen ist nicht einfach. Die Arme und der Schläger sind in einer wirklich guten Position, aber das Grundprinzip des Schwunges ist nicht erfüllt. Die Beine sind langsamer als die Hände, und das ist genau verkehrt. Die Zugbewegung des Körpers ist die Grundgeschwindigkeit, die über die Arme, die Hände und den Schläger vervielfältigt wird. Andersrum ist langsam und langsam bedeutet kurze Schläge.
Rettungsversuche. Der Schläger rutscht am Körper vorbei. Nicht schnell, aber kontrolliert. Das bedeutet, dass die Schläge nicht besonders lang, aber gerade sind. Die Beine sind statisch, fast gestreckt, nicht dynamisch und unterstützend. Dabei dachte ich immer, der Mann ist bekannt für die schnellen Beine ...
Das Finish ist immer etwas für die Galerie und hat selten eine wirkliche Aussagekraft. Ein paar Dinge sind aber dennoch zu erkennen. Die Hände sind in guter Position und die Griffhaltung ist fast unverändert. Das ist gut so und unterstützt den Eindruck, dass die Richtung der Schläge oft stimmt. Die Beine dagegen sind nach wie vor statisch, der rechte Fuß hat sich kaum bewegt. Die Knie sind fest.
Fazit Richtung ist wichtig, Länge gehört auch dazu. Der Cheftrainer in St. Leon-Rot, Frank Adamowicz, kennt Sven Ottke als Golfer. Seine Beobachtung ist, dass Sven Ottke eine völlig andere Aufgabe bekommt. Die extrem ausgebildete Muskulatur im Oberkörper und Nackenbereich ist beim Boxen sicher notwendig, der Golfspieler hat andere Anforderungen. Flexibilität und Schnellkraft bilden die Grundlage. Das ist sicher machbar, ein etwas verändertes Training sollte für einen Leistungssportler ein Klacks sein. Als nächstes würde ich die Bewegungsschleife verfeinern. Nur aus den Armen heraus ist der Ball nicht vernünftig zu schlagen. Der Motor ist die Drehbewegung des Körpers, die Gelenke beschleunigen und multiplizieren. Ein bisschen Grundlagentraining und Dehnübungen sollten helfen und dann bin ich mir sicher, dass wir bald bei Herrn Ottke eine Trainerstunde buchen können. Ich nehme eine.