golf spielen:Ein Rhino namens Edi

Golf ist beileibe nicht so harmlos, wie der Laie glaubt

Als gefährliche Sportarten gelten landläufig die Formel 1, Boxen (vor allem, wenn einer ständig was auf die Nase kriegt), Kunstfliegen, Weltumsegeln, Bergsteigen über 7.000 Meter Höhe, Geländereiten und moderne Varianten wie Freeclimbing, Canyoning oder Schafkopfing (das ist ein Kartenspiel) mit fremden Mitspielern in einem niederbayerischen Dorfwirtshaus. Eigentlich also alles, was in großen Höhen, in der Luft, auf dem Wasser, das bekanntlich keine Balken hat, stattfindet oder in schwierigem Gelände, wo Menschen eigentlich nichts zu suchen haben, oder wo Tiere ins Spiel kommen, und schließlich wo es um Geld geht. Verglichen damit wird Golf gern als ungefährlicher Sport eingestuft, ja als harmloser Zeitvertreib für eher ängstliche Menschen mit wackligen Knien, so irgendwo zwischen Schach, Federball oder gewaltfreiem Töpfern.

golf spielen: Gefahr auf den Golfplätzen lauert überall, ganz gleich ob zu Hause oder in fernen Ländern. Wie sicher sitzt da doch vergleichsweise Michael Schumacher in seinem Ferrari

Gefahr auf den Golfplätzen lauert überall, ganz gleich ob zu Hause oder in fernen Ländern. Wie sicher sitzt da doch vergleichsweise Michael Schumacher in seinem Ferrari

(Foto: Foto: Reuters)

Wehrlose Golfer werden hinterrücks angefallen

Diesem Eindruck muss energisch entgegengetreten werden. Erst kürzlich haben wir wieder gelesen von einem Golfkameraden, der auf einem Platz in Südafrika, unweit dem Krüger-Nationalpark, die Warnsirenen überhört hat und sich nur knapp vor einem Löwen an die vergleichsweise sichere Bar im Clubhaus retten konnte. Wie es überhaupt auf Golfplätzen in Afrika, Asien, Florida und Alaska nur so von gefährlichem Getier wimmelt. Rhinozerosse und Nashörner greifen hinterrücks wehrlose Golfer an, die sich gerade beim Putten konzentrieren, Alligatoren lauern auf ballsuchende Spieler, Klapperschlangen auf solche, die nach einem kleinen Hook ein wenig vom Fairway abgekommen sind. Den Rest besorgen tückische Bären (braune und weiße) und die zahllosen Blitze und umstürzenden Bäume bei einem Tropengewitter. Wie sicher sitzt da ein Schumacher in seinem Ferrari oder ein deutscher Fast-Goldmedaillengewinner beim Military auf seinem Pferd!

Ein Rhino namens Edi

Nun wird der Laie einwenden, dass nur der in Gefahr gerät, der sich in Gefahr begibt. Was, bitteschön, hat der Golfer im südlichen Afrika oder im nördlichen Nordamerika zu suchen, in finsteren Wäldern oder baumlosen Savannen, im Kreis von schlecht gelaunten Löwen und Rhinos? Ein unqualifizierter, fieser Einwand. Schließlich gehört es zu den besonderen Herausforderungen des fortgeschrittenen Golfers, fremde Plätze in entferntesten Weltgegenden aufzusuchen. Zu Hause kennt er schließlich jeden Grashalm und jedes Mauseloch, und mit Erzählungen von Golf-Abenteuern in Stade oder Straubing, auf Fehmarn oder Mallorca ist im Clubhaus ja auch kein Staat mehr zu machen. Aber das nur nebenbei.

Jeder deutsche Club hat sein Rhinozeros

Im Übrigen ist auch hier zu Lande der Golfsport nicht so ungefährlich, wie ein Gleitschirmflieger oder ein Einhandsegler vermuten mag. Daheimgebliebenen drohen sogar eminente Gefahren. Beispielsweise den Ehefrauen, die besser spielen als ihre Ehemänner. Sie riskieren wirklich viel. Oder arglosen Zockern, die von irgendwelchen Handicap- Schindern in den Ruin getrieben werden. Oder den Unbegabteren, die in tiefen Bunkern oder im hohen Rough an den Rand des Wahnsinns getrieben werden. Nicht zu vergessen die mitleidswürdigen Kameraden, die jahrelang vom Slice verfolgt werden und deshalb ein Magengeschwür gepaart mit einer Gürtelrose ihr Eigen nennen.

Und jetzt noch die größte aller Gefahren auf deutschen Golfplätzen. Jeder deutsche Club, da sind wir ganz sicher, hat sein eigenes Rhinozeros. Und das läuft frei auf dem Gelände herum. Das glauben Sie nicht? Ist aber wahr. Bei uns im Club heißt es, vielmehr heißt er, Edi H. Der Mann schlägt seit Jahren kreuz und quer durch die Gegend, und "Fore" hat er noch nie gerufen. Und was ist schon ein Schubser von einem Elefantenbullen gegen einen Ball von unserem furchtbaren Edi direkt an den Kopf. Angeblich hat sich die Vorstandschaft bei der letzten Sitzung damit beschäftigt, ob man nicht einen Großwildjäger kommen lassen sollte für unser Club-Rhino. Schließlich steht es nicht unter Artenschutz. Verbürgt ist das Ganze aber nicht.

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