Golf:"So sorry"

Solheim Cup

Die Norwegerin Suzann Pettersen bat im Internet um Verzeihung dafür, dass sie beim Solheim Cup streng auf die Regeln bestand.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Suzann Pettersen bittet um Vergebung dafür, dass sie beim Solheim Cup zu streng auf die Einhaltung einer formalen Regel drängte.

Von Gerald Kleffmann, St. Leon-Rot

Für Rosie aus New Jersey war der Fall klar. "Das war eine Schande fürs Golf", sagte die gepflegte ältere Dame, lachte und schwenkte weiter das mit "Stars and Stripes" verzierte Fähnchen. Ihr Mann ergänzte: "Aber wir hatten dafür das Happy End." Alles gut also aus Sicht des amerikanischen Lagers. So wurde die Siegerehrung ein fröhliches Miteinander im Oktoberfestzelt neben dem Klubhaus des GC St. Leon-Rot. Kapitänin Juli Inkster nahm die Trophäe in Empfang und strahlte wie ein Sonnenaufgang. Ihr Team, die USA, hatte einen lange währenden Rückstand aufgeholt und Europa 14,5:13,5 besiegt. Erledigt war dieses 14. Kontinentalduell indes damit nicht. Insbesondere ein Vorfall hatte dafür gesorgt, dass auch im Nachklang heftig diskutiert, ja teils nachgetreten wurde.

In der Kritik stand vor allem die Norwegerin Suzann Pettersen, 34, die entsprechend den Regeln nichts falsch gemacht hatte. Und doch meinte die frühere Solheim-Cup-Größe Laura Davies, die fürs britische Fernsehen kommentierte, sie sei "angewidert". Pettersen habe "sich selbst gehen lassen"; und sie habe "das Team im Stich gelassen". Daher sei Davies "so froh, nicht in diesem Team zu sein diesmal". Mit ihrer Tirade bezog sie sich auf einen Moment am Sonntagmorgen, als das Match von Pettersen und der Engländerin Charley Hull gegen Alison Lee und Brittany Lincicome im Vierball zu Ende gespielt wurde, das am Abend zuvor wegen Dunkelheit abgebrochen worden war.

Das Gift bringt einen besonderen Reiz in den Wettbewerb

Auf dem 17. Grün dachte Lee, ihr Putt zum Par aus einem Meter sei ihr von den Europäerinnen geschenkt worden - Pettersen hätte ihr übermittelt, dass ihr letzter Schlag als eingelocht gilt und sie ihn nicht ausführen müsse. Doch Pettersen hatte das nach eigener Aussage nicht getan, so ging der Lochgewinn an Europa. Lee hatte ohne zu zögern - und in diesem Fall regelwidrig - den Ball bereits aufgehoben.

Von diesem Moment an war der 14. Solheim Cup vergiftet. "Regel ist Regel", meinte Europas Kapitänin Carin Koch zurecht. Doch Ryder Cup und Solheim Cup leben von Gesten des Respekts, der sogenannten Sportsmanship, weshalb es Inkster entfuhr: "Es gibt nichts, wie sie das rechtfertigen können." Und mit etwas Schadenfreude fügte sie an: "Ich weiß nicht, ob mein Team noch mehr angestachelt werden musste - aber danach waren sie es richtig."

Und so stachen sie heftig zu in den finalen zwölf Einzeln, die ihren speziellen Platz in der Solheim-Cup-Chronik nun haben. Ähnlich wie der Solheim Cup 2000, in dem die USA mit zu konsequenter Regel- auslegung für Streit sorgten. Damals hatte Annika Sörenstam einen Chip ausgeführt und eingelocht. Die USA bestand darauf, dass die Schwedin nicht hätte schlagen dürfen, weil deren US-Gegnerin erst an der Reihe gewesen wäre. Sörenstam musste den Schlag wiederholen, lochte nicht direkt ein, verlor ihr Match - und schimpfte. Dass die frühere Nummer eins in St. Leon-Rot mit unerlaubten Tipps als Vizekapitänin während eines Matches Inkster in Rage brachte und sich mit ihr zoffte, zeigte auch: Im Solheim Cup verjähren alte Rechnungen nie ganz.

Die US-Proetten spielten in den Einzeln plötzlich wie unter Strom gesetzt, gewannen acht von zwölf Matches. Pettersen, die der zuvor punktlosen Angela Stanford unterlag, verteidigte ihre Entscheidung, knickte aber am Montag ein. Es sei ein "große Fehler" gewesen, schrieb sie im Internet, sie habe sich "nie schlechter gefühlt" und sei "so sorry". Sie bat um Verzeihung, die Inkster erteilte. Offenbar hatten die vielen Vorwürfe Pettersen doch zugesetzt. Sogar British-Open-Champion Zach Johnson hatte aus den USA ihr Verhalten als "unwürdig" bezeichnet, selbst Teamkollegin Sandra Gal aus Düsseldorf, die als letzte Starterin im Einzel erfolglos blieb, deutete an, dass sie anders denke als Pettersen. Noch ehe das US-Team abflog, suchte Pettersen das Gespräch mit Inkster, die generös sagte: "Ich bin über den Vorfall hinweg. Wir haben den Cup."

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