golf reisen:Ab auf die Insel

Und das nächste Mal spielt ihr auf dem Mond." Mit dieser Feststellung reagierte ein Freund des Süddeutsche Zeitung Business Golf Cup presented by Audi, als bekannt wurde, dass das Finale der b2b-Serie 2007 im "Constance Belle Mare Plage" auf Mauritius aus getragen wird. Was der Mann damit sagen wollte? Nach den Finalorten "The Western Cape Hotel & Spa" in Hermanus/Südafrika 2005 und "The Montgomery" in Dubai im vergangenen Herbst gibt es nach Mauritius kaum mehr eine Steigerung. Er hat Recht.

Ludwig Rembold

Die Insel mitten im Indischen Ozean südlich des Äquators hat sich innerhalb von zehn Jahren vom Geheimtipp zu einem der anspruchsvollsten Refugien für Golfspieler entwickelt. Zuvor lief der Tourismus dort fast ausschließlich unter dem Schlagwort "Sonne, Sand und Meer". Schließlich ist Mauritius vollständig von einem intakten Korallenriff umgeben. Innerhalb der durchgängigen Lagune mit puderzuckerfeinem Korallensand an den nicht enden wollenden, zumeist von Palmen und Pinien bewachsenen Stränden spielt natürlich jede Art von Wassersport die Hauptrolle, von Tauchen und Schnorcheln, Wasserski, Segeln und Surfen bis zum Hochseefischen. Dabei hatte Mauritius immer schon noch ganz andere Attraktionen zu bieten. Den Charme der Vielfalt der Kulturen beispielsweise. Araber, Holländer, Franzosen und schließlich die Engländer wechselten sich in der Herrschaft ab. Als das Zuckerrohr seinen Siegeszug antrat, holte man zuerst Afrikaner und später Inder in großer Zahl als Plantagenarbeiter nach Mauritius, dessen Name übrigens von einem holländischen Prinzen herrührt.

golf reisen: Traumhafte Strände, zwei herausragende Plätze ...

Traumhafte Strände, zwei herausragende Plätze ...

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1968 von den Engländern in die Unabhängigkeit entlassen, gilt die Insel seither als Beispiel friedlicher Koexistenz der Kulturen, der Nationen, Religionen und Rassen. Inder und Kreolen stellen den überwiegenden Anteil an den etwas mehr als zwei Millionen Einwohnern. Ein Segen für die spätere touristische Entwicklung der Insel, dass die 96 Jahre französischer Herrschaft bis 1810 Mauritius geprägt haben. Von den nachfolgenden Briten ist bis auf den Linksverkehr, einem 154 Jahre alten Golfplatz im Landesinneren in der Nähe von Curepipe, dem inzwischen etwas verwahrlosten Gymkhana Club, und Englisch als offizieller Landessprache kaum etwas übrig geblieben. Untereinander verständigen sich die Mauritianer viel lieber und besser in dem völkerverbindenden Slang Creol, einem alten Pidgin-Französisch mit afrikanischen Idioms. Die Franko-Mauritianer geben den Ton an. Ihnen gehört heute noch ein Großteil der Zuckerrohrplantagen. Sie spielen im Hotelbusiness die erste Geige. Das französische Laisser-faire wirkt anregend, die Multikulti-Gastronomie aus der französischen, chinesischen, indischen und als Quintessenz daraus kreolischen Küche ist eine weitere Attraktion. Ebenso wie die Landschaft, die pittoresken Bergformationen vulkanischen Ursprungs, der dichte Regenwald mit den Schluchten, Flüssen und Seen im südlichen Teil der Insel und die Einkaufszentren im Norden bei Grand Baie oder in der schicken neuen Waterfront der Hauptstadt Port Louis mit ihren echten oder imitierten Edellabels.

Und jetzt eben Golf. Eine Sportart, die perfekt zu den Bestrebungen der mauritianischen Regierung passt, vorwiegend auf Tourismus der hohen bis höchsten Kategorie zu setzen. Unter den sechs 18-Loch-Plätzen, die inzwischen auf dem 1.865 Quadratkilometer großen Eiland entstanden sind, und dem reichen Angebot von Hotelresorts, vorwiegend der Luxuskategorie, nimmt das "Belle Mare Plage Resort" eine Sonderstellung ein. An der Ostküste, dort wo beinahe das ganze Jahr über ein frischer Wind die tropischen Temperaturen angenehm mildert, hat die golfverrückte franko-mauritianische Familie Vallet aus einer alteingesessenen Zuckerrohr-Dynastie in einem ehemaligen Wildpark ihren ersten Platz bauen lassen. "The Legend" wurde 1994 eröffnet und trägt seinen Namen zu Recht. Seit zwölf Jahren werden hier die Mauritius Open ausgetragen, ein PGA-Turnier, zu dem die Pros nicht nur wegen des Preisgeldes kommen, sondern auch, um danach ein paar Tage Urlaub zu machen. Und wenn kein Geringerer als Ernie Els seinen triumphalen Sieg bei den SAA Open in Südafrika 14 Tage darauf im Belle Mare Plage feiert, dann sagt das einiges über die Qualität des Resorts. Er, der an den schönsten Flecken dieser Erde Ferienhäuser sammelt wie andere Leute Briefmarken - es muss ja nicht gleich die Blaue Mauritius sein -, hatte sich samt Familie und Freunden in drei Villen über Weihnachten und Silvester eingemietet. "Für mich ist das ,Belle Mare Plage' einer der schönsten Orte, um ein paar Tage auszuspannen." Sprach's und spielte eine zünftige Runde auf The Legend, um hinterher festzustellen "Verdammt eng sind die Fairways hier, ich habe drei Bälle verschossen."

Wie tröstlich für Normalsterbliche, die recht froh sind, wenn ihnen nach der halben Runde Einheimische 25 Bälle für 300 Rupies, umgerechnet also für zirka fünf Euro über den Zaun anbieten. Die haben sie zuvor aus einem der insgesamt 24 Wasserhindernisse, vom Tümpel bis zum veritablen See, gefischt. The Legend scheint Bälle zu verschlingen. Er ist eine legendäre Herausforderung, auch für niedrige Handicaps. Nichts da mit einem entspannten Spaziergang durch eine urwüchsige Parklandschaft. Die Fairways sind selten eben, Doglegs führen um die typischen macchiabewachsenen Basalthügel herum, Zeugen des vulkanischen Ursprungs der Insel. Akkurates Spiel auf kleine, meist wellige Grüns, ist gefragt. Unvergessen das 17. Loch, ein Par 3, 152 Meter Carry über eine Lagune mit einem strahlend weißen Hindutempel als Kulisse, oder die Begegnung mit einer Herde von 40 Rehen, die auf ihrem angestammten Gelände grast. Wer auf dem 6.014 Meter langen Par-72-Kurs des südafrikanischen Designers Hugh Baiocci sein Handicap spielt, der hat sich einen kühlen Greenland-Rum-Drink im stilvollen Restaurant "Deer Hunter" redlich verdient.

Ab auf die Insel

Und wen The Legend allzu sehr frustriert, der wird auf den zweiten, 2002 eröffneten Platz von Belle Mare Plage ausweichen. Nicht, dass "The Links", das Meisterstück der Architekten Rodney Wright und Peter Allis, leicht wäre. Das Gelände einer ehemaligen Zuckerrohrplantage ist nur offener, die Fairways sind breiter, weniger eingewachsen und deshalb Fehler verzeihend. Die ersten neun rollenden, typischen Links-Course-Bahnen verschonen einen mit Wasserhindernissen. Eine tückische Ecke sind die Löcher 10 bis 14, hier lauern Teiche und Seen an strategisch trickreichen Stellen. Allein das 14. Grün, ein Par 3, das zum Wasser hängt, muss erst getroffen werden. Besonders einprägsam das 18. Loch, ein relativ kurzes Par 4, mit Wasser vor dem Grün und Blick auf die Lagune. Stellt The Legend von allen Abschlägen hohe sportliche Anforderungen, so ist The Links von den Championship Tees eine echte Aufgabe. Von den gelben Abschlägen in unmittelbarer Nachbarschaft der Ladies Tees wird er auch für weniger versierte Golfer zum Urlaubsvergnügen. Wer sich den Anforderungen nicht gewachsen fühlt, möge die angeschlossene Golfakademie nutzen. Dort gibt es zweitägige Spezialangebote für alle Spielklassen. Beide Golfplätze stehen den Gästen des Belle Mare Plage exklusiv zur Verfügung. Keine Gedränge also um Startzeiten. Die Benutzung ist im Zimmerpreis inbegriffen. Lediglich die Karts, auf The Links obligatorisch, auf The Legend empfehlenswert, werden mit 30 Euro in Rechnung gestellt. Nur bei freien Abschlagkapa zitäten dürfen Gäste anderer Hotels auf The Links für 90 Euro Greenfee spielen.

golf reisen: ... und ein Resort der Spitzenklasse - ...

... und ein Resort der Spitzenklasse - ...

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Erholung von schlechten Golfrunden bietet das Belle Mare Plage reichlich. Das Fünf-Sterne-Resort mit 72 Prestige-Zimmern, 137 Junior-Suiten, sechs Deluxe-Suiten und 20 traumhaften, separaten Villen mit privaten Pools liegt direkt an der Lagune. Strandaktivitäten wie Wasserski, Segeln und Schnorcheltouren zum Riff sind ebenfalls im Preis inbegriffen. Sieben Restaurants werden jedem Geschmack gerecht und huldigen vor allem der landestypischen Küche mit allen Arten von Fisch und Krustentieren. Das Ensemble einer gelungenen Architektur unter Verwendung natür - licher Materialien mit reetgedeckten Dächern, die Palmenhöhe nicht überragen dürfen, ist verteilt auf 150 Hektar und gespickt mit sämtlichen Annehmlichkeiten wie einem wohlsortierten Spa, einem Fitness-Studio, Tennisplätzen und drei großen Süßwasser-Pools. Das Belle Mare Plage, das zu den Constance Hotels gehört, ist erst kürzlich als bestes Golfresort außerhalb der USA und Europas ausgezeichnet worden.

Traumplatz für Masochisten

Von hier aus ist ein weiteres golferisches Gustostück in einer 20-minütigen Taxifahrt zu erreichen: die schon sagenhafte Ile aux Cerfs mit dem Golfplatz, der zu dem One & Only Hotel "Touessrok" gehört. Für ein Greenfee von 180 Euro inklusive Kart, exklusive der verlorenen Bälle, kann man hier eine Runde spielen, die man sicher nicht vergessen wird. Von den schönen Stränden Mauritius' hat die kleine Badeinsel inmitten einer Lagune die schönsten. Im Inselinneren, dort wo vor 100 Jahren Hirsche ästen, sind jetzt Golfer mit Hang zum Masochismus unterwegs - so sie von den hinteren Abschlägen ihr Glück versuchen. Bernhard Langer hat noch ein Bag im feudalen Clubhaus stehen und zeichnet für das Design eines Platzes verantwortlich, der, zumal bei Wind, und wann weht der nicht auf der Ile aux Cerfs, von archaischer Schwierigkeit ist. Der Altmeister hätte heute mit Sicherheit selbst gut zu tun, um von dreien seiner Championship-Abschläge ohne Ballverlust das Fairway zu erreichen. Die Schönheit der Insel mit dem Blick auf das türkisblaue Wasser zwischen Palmen und Kasuarinen lindert den Frust. 6.474 Meter ist der Par-72-Kurs lang und mit allen Nickligkeiten gespickt, die das Gelände hergibt. Von den weißen Abschlägen (5.251 Meter, Damen-Tee 4.532 Meter) umgeht man die größten Seen und die schlimmste Macchia. In unmittelbarer Nähe entsteht derzeit ein Resort, das noch einmal eins draufsetzen wird in Bezug auf Luxus und Größe. Ein Four- Seasons-Hotel im Stil eines Feriendorfes, selbstverständlich mit einem ausgewachsenen Meisterschaftskurs, soll Ende 2008 eröffnet werden. Mauritius-Fan Ernie Els kümmert sich um Design und Bau des Golfplatzes.

Resortgolf mit Ozeanblick

Von ganz anderer Charakteristik, weil auf der lieblicheren Seite, dem Südwesten der Insel gelegen, sind zwei weitere Golfplätze. Der eine, "Le Paradis", liegt im Schatten des legendären Felsklotzes Le Morne Brabant und gehört zu den Beach Comber Hotels. Er hat bereits zwölf Jahre auf dem Buckel, was man ihm auch anmerkt. Der Pflegezustand könnte besser sein, doch für eine entspannte Runde in einer landschaftlich äußerst reizvollen Umgebung taugt er allemal. Die beiden Hotels zählen zu den ersten Häusern der Insel. Der zweite, im Süden in der Domaine de Bel Ombre, wurde erst kürzlich eröffnet. "Golf du Château", so heißt das gute Stück des bekannten südafrikanischen Golf - architekten Peter Matkovich, ist ein Resortplatz, der absolut Spaß macht. Das Gelände offen, die Fairways durchweg breit, das Design einfalls- und abwechslungsreich. Es geht hügelauf, hügelab, der Indische Ozean liegt einem zu Füßen. Golferherz, was willst du mehr. Bäche und Schluchten sorgen für natürliche Schwierigkeiten, die aber von den weißen Tees ohne allzu große Probleme auch für weniger erfahrene Golfer durchaus mit einigen Erfolgserlebnissen zu meistern sind. Der Platz samt Grüns ist trotz seiner Jugend in einem ausgezeichneten Pflegezustand. Besonders schön ist die 14. Spielbahn, die in leichten Wellenlinien bergauf führt, mit Blick auf die Berge des Black River Gorges National Park. Den Namen hat der Kurs von einem Herrenhaus aus glanzvollen Zuckerrohrzeiten, das heute ein Spitzenrestaurant beherbergt. Das Greenfee kostet 70 Euro, Hotelgäste zahlen für eine Runde 40 Euro, das Kart kostet 32 Euro. Die Anlage entstand aus der Zusammenarbeit des "Heritage Golf & Spa" und des "Telfair Golf & Spa Resort". Letzteres ist im Kolonialstil gebaut und architektonisch besonders gelungen. Die kleine, aber feine Anlage mit 115 luxuriös ausgestatteten Zimmern und Suiten in der Region Bel Ombre ist besonders stolz auf ihre Küche. Allein das japanische Restaurant, eines von fünf direkt am Strand, hat Sterne-Qualität.

Eintritt ins Steuerparadies

Ein völlig neues Projekt entsteht an der Westküste, an der landschaftlich besonders reizvollen Baie du Tamarin, in der Nähe des Touristenzentrums Flic en Flac. Auf einem Areal von 200 Hektar wird derzeit die Infrastruktur zum Bau von 119 Villen mit drei bis fünf Schlafzimmern rund um einen Golfplatz erstellt. Die Häuser samt jeweils zirka 3.000 qm Grund können, und das ist ein Novum für Mauritius, an Ausländer verkauft werden. Mit einem Investment von 500.000 Euro aufwärts kann man ein echter Mauritianer werden, mit allen steuerlichen Vorteilen. Vorwiegend Südafrikaner und Franzosen nutzen diesen "Eintritt ins Paradies", so dass die Preise bereits nach oben geschnellt sind, obgleich noch keines der Häuser steht. Bisher gibt es lediglich den Golfplatz, und der hat es in sich. Das Gelände ist eine Mischung aus Savanne und tropischem Regenwald. Es liegt am Rempart River, der mehrfach ins Spiel kommt. Der Berg Rempart ragt aus der Ebene 554 Meter hoch auf wie ein erhobener Zeigefinger und scheint auf dem Golfkurs zur größten Genauigkeit in den Schlägen zu mahnen, sonst verirren sich die Bälle in den Schluchten des Flusses. Aber nicht nur Akkuratesse, auch Länge ist gefragt auf diesem äußerst interessanten, abwechslungsreichen Platz, der nach einigen Jahren des Einwachsens zu einiger Klasse heranreifen wird. Von den schwarzen Abschlägen ist er 6.886 Meter lang. Es empfehlen sich die weißen Tees, um den größten Fährnissen zu entgehen. Ein Ärgernis sind lediglich die Grüns mit ihrem Trampolineffekt. Selbst hoch angespielte Bälle halten nicht. Doch das ist eine negative Eigenschaft beinahe aller mauritianischen Grüns. Die Runde kostet ambitionierte 92 Euro, das Golfkart 35 Euro. Das ausgesprochen gut geschulte Personal erzählt gern von Plänen wie dem Beach Club, den man bauen will, oder dem Hotel, das in Planung ist. Selbstverständlich ebenfalls alles nur vom Feinsten.

Exklusivität hat ihren Preis. So billig die Grundnahrungsmittel auf Mauritius außerhalb der eisernen Schwingtore der Urlaubsenklaven sind, so sehr geht es ins Geld, wenn man sich von einem Heer von freundlichen dienstbaren Geistern, vom Zimmermädchen über den Barmann bis zu den Köchen, jeden Wunsch von den Augen ablesen lässt. Eine Übernachtung im Doppelzimmer mit Halbpension und freiem Greenfee kostet im Belle Mare Plage in der Hauptsaison von Dezember bis April in der niedrigsten Zimmerkategorie pro Person 195 Euro. Eine Villa für maximal vier Personen schlägt pro Nacht mit mindestens 945 Euro zu Buche. Nur die Reise zum Mond ist noch exklusiver. Dort war es bisher einem gewissen Herrn Armstrong vorbehalten, unter erschwerten Bedingungen Golf zu spielen. Die jeweiligen Siegerteams der Netto-Wertung der 13 Turniere des Süddeutsche Zeitung Business Golf Cup presented by Audi haben es da weit schöner und besser. Sie sind im kommenden Spätherbst für vier Tage ins Belle Mare Plage" eingeladen.

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