Golf:Pralinen gesucht

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Er dürfte bei den European Open in Bad Griesbach dabei sein: Golfer Marcel Siem. Von anderen Branchengrößen fehlen die Zusagen. (Foto: Andrew Redington/AFP)

Den Veranstaltern der European Open in Bad Griesbach fehlen noch die Zusagen der besten Golfer, zeitgleich findet das Finale der US PGA Tour in Amerika statt. Auch ob Martin Kaymer spielt, ist noch ungewiss.

Von Frieder Pfeiffer

Martin Kaymer spricht von einem "überfälligen" Schritt. Doch ob er dabei ist, wenn im September nach sechs Jahren wieder ein zweites Golf-Turnier der ersten Liga in Deutschland ausgetragen wird, ist fraglich. Der Fall des besten deutschen Fairwaykünstlers verdeutlicht die Problematik, vor der die Veranstalter der Porsche European Open in Bad Griesbach bei Passau stehen. Einerseits hören sie die Jubelschreie aus der Szene, angefangen bei der European Tour, die sich über das neue Event im "wichtigen wachsenden Markt Deutschland" freut. Andererseits, und das verdeutlichte auch die Pressekonferenz im Forum am Münchner Flughafen, sind eindeutige Signale der weltbesten Golfer, ob sie vom 24. bis 27. September in Niederbayern antreten werden, nicht zu vernehmen. "Erste Namen werden wir Ende Mai nennen können", vertröstete der Schweizer Turnierdirektor Dominik Senn.

Zeitgleich findet das Finale der gut dotierten US PGA Tour statt

Großer Knackpunkt ist die zweite große Turnierserie, die US PGA Tour, die in derselben Septemberwoche ihr Saisonfinale austrägt. Dort sind lediglich die besten 30 Golfer der Saison startberechtigt. Es blieben also eigentlich genügend gute Spieler, mit denen sich die European Open die gewünschte Aufmerksamkeit schaffen könnte. Doch nahezu keiner dieser Top-Golfer wird sich Monate vor diesem Finale für ein Turnier in Europa verpflichten, wenn er in den USA noch Chancen auf den ganz großen Jackpot hat. Unter den besten 30 Spielern im US-Tour-Finale werden knapp 20 Millionen US-Dollar ausgeschüttet.

Rund ein Zehntel, also zwei Millionen Euro, sind es bei der European Open. Damit steht das deutsche Turnier im europäischen Vergleich durchaus ganz gut da, was Turnierdirektor Senn trotz allem optimistisch stimmt. Die European Tour geht im Oktober in ihre Playoffs, der Kampf um die Plätze soll auf dem Beckenbauer Course in Bad Griesbach einen Höhepunkt erreichen. Designer des Kurses ist Bernhard Langer, "natürlich tun wir alles, dass er auch als Spieler dabei ist", verspricht Senn. Ein weiterer prominenter Deutscher dürfte Marcel Siem sein - dazu eventuell Alex Cejka, der im nahen Tschechien geboren wurde. Senn will darüber hinaus auf jeden Fall "ein, zwei US-Golfer" überreden, in die bayerische Provinz zu reisen. "Dabei geht es nicht um das klassische Alte, sondern um den modernen Turniersport." Heißt: Golfer, deren Karriere mehr Vergangenheit denn Gegenwart bietet, sind passé. "Folklore" nennt Senn deren Verpflichtung. "Wir wollen Spieler, die man vielleicht noch nicht kennt. Spieler, die den modernen Sport präsentieren. Also eher ein Brooks Koepka als einen John Daly." Das Enfant terrible Daly tingelt als Journeyman über die Golfkurse der Welt und war auch beim anderen deutschen Turnier, der BMW International Open, schon öfter zu Gast. Der 25-jährige Koepka hingegen gewann unlängst auf der US PGA Tour und kennt Bad Griesbach aus seiner Zeit auf der Challenge Tour.

Laut Senn werde man sicherlich "ein paar Pralinen" präsentieren können - irgendwann. Die größte wäre bei allem Jugendwahn Martin Kaymer. Höchstwahrscheinlich ist die Premiere der European Open in gewissem Maße abhängig von Kaymers Saisonverlauf. Ihr Glück hängt an dessen Misserfolg. Denn spielt er erfolgreich, müssen Senn und seine Mitarbeiter mit Sicherheit auf ihren Trumpf verzichten.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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