Golf:McIlroy hält Wort

DP World Tour Championship - Day Four

Wieder dort, wo er sich am wohlsten fühlt: Rory McIlroy beendet die europäische Golfsaison auf Rang eins.

(Foto: David Cannon/Getty Images)

Der Nordire fliegt mal eben nach Dubai, um ein Turnier und den Jackpot der European Tour zu gewinnen.

Von Gerald Kleffmann, Dubai/München

An Bahn 12 war das Hase-und-Igel-Spiel vorbei. Da hatte er ihn, nach vier Tagen des Heranpirschens. Gleichstand herrschte zwischen Andy Sullivan, dem furios aufspielenden Außenseiter aus Nuneaton/England, und dem standesgemäß präzise aufspielenden Rory McIlroy aus Holywood/Nordirland. Spätestens da ahnten die Beobachter: Wenn der 26 Jahre alte McIlroy, der seit einiger Zeit dabei ist, mit Jordan Spieth (USA) und dem Australier Jason Day die Golfwelt zu beherrschen, einmal angerollt kommt, ist er kaum zu stoppen. Bei 20 Schlägen unter Par gingen die beiden auf die Schlussbahnen, mit diesem Ergebnis beendete Sullivan das viertägige Schlussturnier der European Tour in Dubai. Der Weltranglisten-Dritte McIlroy legte noch zwei Birdies (ein Schlag unter Par) nach; nach einem Bogey (ein Schlag über Par) an der 17. Bahn gönnte er sich ein entspanntes Par zum Triumph (267 Schläge), der ihn noch reicher macht, als er schon ist. Neben dem Siegerscheck von 1,33 Millionen Dollar kassierte er als Bester der Geldrangliste weitere 1,25 Millionen Dollar. Als McIlroy den letzten Putt aus 30 Zentimetern versenkt hatte, lächelte er sanft. So sieht das aus, wenn einer Wort hält.

Martin Kaymer gelingt am Ende eine gute 68er-Runde, damit wird er noch Zehnter in Dubai

"Es geht nur darum, dass ich mich auf mich fokussiere und versuche, das Turnier zu gewinnen" - das hatte McIlroy mehrmals wiederholt. Mit einem minimalen Vorsprung von 600 Euro in der Geldrangliste gegenüber dem Zweiten Danny Willett aus England war er in die finale Veranstaltung des als "Race to Dubai" titulierten Höhepunktes gestartet. Wer wollte, so wie die Organisatoren, wertete diese Ausgangslage als Zweikampf. Im Grunde aber war es ein Dreikampf, und der arme Willett war an diesem nicht beteiligt. McIlroy lieferte sich vielmehr eine virtuelle Auseinandersetzung mit Spieth und Day. In jener Sphäre, in der sich diese unerschrockenen jungen Männer befinden, haben nur Titel das Potenzial, die anderen nachhaltig zu beeindrucken. Und McIlroy hatte nach einer für ihn unbefriedigenden Saison absolut das Bedürfnis, mal wieder zu rufen: "Huhu, mich gibt's noch!" Sullivan (2./268), Brandon Grace (3./273) und Willett als einen von sechs Viertplatzierten (mit je 275 Schlägen) vernaschte er quasi im Vorbeigehen, was keineswegs heißt, er habe sich nicht anstrengen müssen. Aber wenn einer mit Vorsatz gewinnt, sagt das eine Menge darüber aus, welche Fähigkeiten diese Person hat - und wie er sich einzuschätzen kann.

Man kann sogar noch weitergehen und behaupten, McIlroy habe en passant auch den Jahrestitel des besten Europäers gewonnen. Denn zum einen bestritt er 2015 faktisch nur drei Turniere auf europäischem Boden; die vier Majors (von denen nur die British Open in Europa ist) und die vier Turniere der World-Golf-Championship-Serie zählen ja auch zur European Tour, obwohl alle außerhalb des Kontinents stattfinden. Zum anderen kam er nicht auf die Pflichtzahl von 13 europäischen Turnier-Teilnahmen, weshalb es einen Wirbel um die Entscheidung des neuen European-Tour-Bosses Keith Pelley gab, der McIlroy durchwinkte. In Dubai beruhigte McIlroy somit auch Pelley: Beide haben alles richtig gemacht. Mit 4,72 Millionen Euro hat sich der Ausnahmesportler, der mit zwei Jahren angeblich schon 40- Yards-Drives schlug, vor Willett (3,67 Millionen) und dem Südafrikaner Grace (3,05) durchgesetzt; Martin Kaymer, der mit einer 68er-Runde am Sonntag noch Zehnter wurde, landete im Jahresranking auf Rang 22 (1,45 Millionen), Maximilian Kieffer, der einzige andere Deutsche in Dubai, auf Rang 55 (731 826 Euro).

"Der Sieg bedeutet eine Menge", befand McIlroy, der vor allem "mit einem anderen Gefühl in die Pause" geht. Rund acht Wochen hat er nun Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie er 2016 endlich wieder standesgemäß einen Major-Titel holt; vier hat er bereits verbucht. In diesem Jahr war ein vierter Platz beim Masters sein bestes Ergebnis bei einem der vier Topturniere, von denen er aufgrund seiner bei einem Fußballkick erlittenen Fußmalaise nur drei absolvieren konnte. "Es war nicht ganz die Saison, die ich wollte", sprach er noch, aber seinen Augen verrieten: Das Ende passte.

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