Golf: Ryder Cup:Europa bezwingt USA am vorletzten Loch

Europas Golfer gewinnen den Ryder Cup und entthronen das US-Team um Tiger Woods. Der Deutsche Martin Kaymer feiert mit, spielt sportlich jedoch nur eine Nebenrolle.

Petra Himmel

Am Ende war alles vergessen: der Regen, der Schlamm, die Verschiebung um einen Tag. Am Montag wurde der Ryder Cup in Celtic Manor zu dem, wofür das Turnier zwischen Europa und den USA berühmt ist: ein erbitterter Wettstreit um jedes Loch. 14,5:13,5 stand es am Ende für die Euopäer, den entscheidenden Punkt holte US-Open-Sieger Graeme McDowell aus Nordirland gegen Hunter Mahan.

Golf: Ryder Cup: Riesiger Jubel mit Lee Westwood (rechts) und Colin Montgomerie (links): europas Golfer entthronen in Newport die USA und holen sich den Ryder Cup zurück.

Riesiger Jubel mit Lee Westwood (rechts) und Colin Montgomerie (links): europas Golfer entthronen in Newport die USA und holen sich den Ryder Cup zurück. 

(Foto: AFP)

Morgens um halb neun, als noch der Nebel in der Senke des Golfplatzes lag, waren die Tribünen am ersten Loch schon dicht gefüllt. Fans hatten Flüge umgebucht, Hotelbuchungen verlängert, Schule oder Arbeit sausen lassen, um die zwölf abschließenden Einzel zu sehen. Als die Spieler wie kleine Gladiatoren zum ersten Abschlag einliefen, wurde jeder der Europäer wurde mit einem eigenen Song oder Anfeuerungsschrei empfangen. "Louuuuuuuu" war an diesem Montag einer der langgezogenen Rufe, die man am häufigsten hörte.

"Ich liebe den Ryder Cup"

Der Brite Luke Donald, von Europas Kapitän Colin Montgomerie über eine Wild Card ins Team gewählt, avancierte zum Vorzeigegolfer des Turniers. Sicher vom Abschlag, vor allem aber ein brillanter Eisenspieler, setzte der 32-Jährige Schlag um Schlag nah an die Fahne. Dass er mit Jim Furyk den wahrscheinlich härtesten Gegner aus dem Team USA gezogen hatte, machte das Match noch einen Tick faszinierender. Wer Weltklassegolf sehen wollte, war bei dieser Partie am besten aufgehoben: Zwei der weltbesten Putter bissen sich leidenschaftlich ineinander fest.

Dabei gehen sowohl Luke Donald als Jim Furyk eher leise und entschlossen vor. Den Gegenpol, aufgewühlt und extrovertiert, gab wie so oft Ian Poulter, der sich schon früh morgens auf der Driving Range auf eine Reporterfrage nach seinem starken Gegner Matt Kuchar ganz sicher war: "Ich liebe den Ryder Cup. Ich werde den Punkt holen." Keiner im Team hat ein ähnlich großes Mundwerk, keiner brüllte ähnlich aufgeregt mit den Zuschauern mit. Den ruhigen Matt Kuchar demoralisierte er mit 5&4. Als das Match am 15. Loch zu Ende ging, lag er bei sechs unter Par.

Bei Poulter wie Donald, die während ihrer Matches nicht einmal in Rückstand gerieten, musste Colin Montgomerie den Sieg nie in Frage stellen. Die beiden Briten waren wie Lee Westwood, Rory McIlroy und Martin Kaymer als starkes Quintett zu Beginn der Matches ins Rennen geschickt worden, um schnelle Punkte zu holen. Europas Sieg aber, der zu Beginn des Tages aussah wie ein leichtes Ziel, entwickelte sich zu einer engen Angelegenheit, nachdem Steve Stricker Lee Westwood besiegt hatte, McIlroy die Punkte teilte und - beim Zwischenstand von 13 zu 12 für Europa - Edoardo Molinari gegen Rickie Fowler, Padraig Harrington gegen Zach Johnson und Graeme McDowell gegen Hunter Mahan um die entscheidenden Punkte kämpften.

Zu diesem Zeitpunkt heftete sich Colin Montgomerie an die Fersen von Graeme McDowell. Von ihm oder Edoardo Molinari musste er zumindest einen halben Punkt erwarten, nachdem Miguel Angel Jiménez zu gewinnen schien, Tiger Woods im Gegenzug aber Francesco Molinari mit sechs Birdies und einem Eagle auf 15 Löchern geradezu vernichtete. Auch Ross Fisher hielt dem Druck gegen Jeff Overton nicht stand und spielte vier Bogeys auf den Löchern 12 bis 16.

Kaymers bescheidener Beitrag

Edoardo Molinari aber, die italienische Variante des Ian Poulter, hielt dem Aufbäumen von Rickie Fowler nicht stand: Nachdem der Amerikaner seinen Rückstand von drei down auf den Löchern 16 und 17 auf eins down am 18. Loch reduziert hatte, teilten die beiden am Ende das Match. Gleichzeitig besiegte Zach Johnson Padraig Harrington. Der vierte Spieltag ging seinem Ende zu, und beim Stand von nun 13,5 zu 13,5 spitzte sich der Ryder Cup zu einem einzigen Match zu, mit zwei Männern, die erbittert um den Sieg kämpften. Mahan brauchte nur ein Remis, um für die USA als Titelverteidiger den 14. Punkt, den Gleichstand und den Cup zu holen.

McDowell brauchte den Sieg, um die Trophäe für Europa zurück zu gewinnen. Und unter dem Jubel der Massen gelang dieser Sieg, zum 14,5:13,5.

Die Statistik täuscht

Martin Kaymer war zu diesem Zeitpunkt nur noch Zuschauer. Wie schon die Tage zuvor hatte der Deutsche auch im Einzel nie wirklich zu seinem Spiel gefunden. Mit einem Bogey am ersten Loch begann die wenig konstante Runde, die unter anderem einen Drei-Putt aus zwölf Metern enthielt und einen Rettungsschlag aus einem Wasserhindernis. Dustin Johnson blieb nicht viel mehr zu tun, als ein Par nach dem anderen herunterzuspielen - als der Amerikaner dann noch drei Birdies einstreute, war die Partie mit 6&4 schnell beendet.

Und auch die Statistik, die Kaymer mit 2,5 Punkten als einen der erfolgreichsten Spieler im Vierer ausweist, täuscht: Die gewonnenen Punkte basierten zu einem wesentlichen Teil auf dem brillanten Spiel seiner Partner Lee Westwood und Ian Poulter. Kaymer leistete einen Beitrag - aber es war mit Sicherheit nicht der entscheidende. Wer den 25-Jährigen bei seinem ersten Ryder-Cup-Auftritt mit jenen Kollegen vergleicht, die ebenfalls ihren ersten Auftritt hatten, stellt fest, dass der Deutsche schlichtweg kein Typ ist, der von den Emotionen eines Ryder Cups lebt und profitiert. Beruhigen dürfte ihn allein die Tatsache, das er wohl noch diverse Ryder Cup-Teilnahmen vor sich hat.

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