Golf:Masters in Augusta: Die 18 heiligen Bahnen des Golfsports

Golf: Danny Lee, of New Zealand, tees off on the 17th hole during the first round of the Masters golf tournament Thursday, April 7, 2016, in Augusta, Ga. (AP Photo/Jae C. Hong)

Danny Lee, of New Zealand, tees off on the 17th hole during the first round of the Masters golf tournament Thursday, April 7, 2016, in Augusta, Ga. (AP Photo/Jae C. Hong)

(Foto: AP)

Das Masters in Augusta ist sein eigener Mythos, der Golf Club einer der elitärsten der Welt. Alle Löcher in der Bahn-Kritik.

Von Gerald Kleffmann, Augusta/München

Auf der 17. Bahn stand bis 2014 eine prächtige Weihrauch-Kiefer. Diese trug nach gewissen Vorfällen den Namen Eisenhower Tree. Der frühere US-Präsident hatte diesen Baum so oft mit dem Ball getroffen, dass er sich Mitte der Fünfzigerjahre dafür stark machte, das lästige Hindernis fällen zu lassen. Der damalige Vorsitzende des elitären Augusta National Golf Club wusste sofort, was zu tun war - nichts. Clifford Roberts ließ ein Treffen mit Eisenhower platzen. Das 20 Meter hohe Gewächs blieb exakt dort, wo es war. Auch vom mächtigsten Mann der Welt, so war hier in Georgia fast immer das Selbstverständnis, lässt man sich nicht sagen, wie die Bahnen auszusehen haben.

Im Augusta National Golf Club, in dem noch bis Sonntag das Masters ausgetragen wird, das berühmteste der vier Majors, wird heute noch jedes Detail todernst genommen. Was Tradition und Mythos stützt, ist heilig. Und besonders die Bahnen sind es. Sie sind seit 1934 die Bühne für das Spektakel mit Schlägern - und tragen Namen von Gewächsen auf dem Platz.

Alle Bahnen von 1 bis 18

Bahn 1 - Tea Olive (Süße Duftblüte): Das Par 4 erstreckt sich auf 416 Meter. Für Fuzzy Zoeller, Masters-Champion 1979, ist die Bahn "das größte, natürliche Abführmittel der Welt". Weil der Druck beim ersten Abschlag so hoch ist. Schwer ist die Bahn auch, obwohl sehr gerade. Ein Par zum Start ist gut - um sich zu beruhigen.

Bahn 2 - Pink Dogwood (Rosa Blütenhartriegel): Auf dem Par 5 (526 Meter) ist Angriff Pflicht. Das Fairway fällt mit einem Linksknick zum Grün hin ab, ein Eagle (zwei unter Par) ist für weite Abschläger möglich. Einen Albatros (mit dem zweiten Schlag eingelocht) schaffte bislang nur der Südafrikaner Louis Oosthuizen 2012.

Bahn 3 - Flowering Peach (Pfirsich in der Blüte): Kurzes Par 4 (320 Meter), was nach Kinderspiel klingt. Aber: Das Grün ist klein, abschüssig. Wer attackiert, kann viel gewinnen. Nur: Ein Doppelbogey (zwei über Par) ist blitzschnell kassiert. Ein tückisches Stressloch, das Strategie erfordert.

Bahn 4 - Flowering Crab Apple (Holzapfel in der Blüte): Nur Jeff Sluman schaffte ein Hole-in-One, 1992 lochte der Amerikaner den Ball auf dem Par 3 (219 Meter) direkt ein. 2006 wurde der Abschlag um 30 Meter zurückversetzt. Hieß ursprünglich Palme.

Bahn 5 - Magnolia (Magnolie): Auf dem Par 4 (416 Meter) ist ein langer Abschlag nötig. Sonst landet der Ball in Bunkern, die nach 280 Metern Hindernisse darstellen. Vor dem Grün Bodenwellen. Par und weiter.

Bahn 6 - Juniper (Wacholder): Ein Par 3 mit nur 165 Metern. Doch der Abschlag ist erhöht, die hintere rechte Hälfte des Grüns liegt auf einem Plateau, was die Zielfläche - steckt die Fahne dort - klein wie einen Bierdeckel erscheinen lässt. Vor dem Grün floss mal ein Bach, auch gab es einen Teich. Weil beides als Hindernis nicht wirkte, wurde 1959 die Fläche wieder geerdet.

Bahn 7 - Pampas (Pampasgras): Das Par 4 (411 Meter) wurde viermal überarbeitet. Horton Smith, Champion 1934 und 1936, bemängelte schon damals fehlenden Charakter der Bahn. Trifft nicht mehr zu. Das Grün wurde erneuert, das Tee versetzt, Bunker und Bäume wurden platziert.

Bahn 8 - Yellow Jasmine (Gelber Jasmin): Das Par 5 über 521 Meter ist für den "blinden" zweiten Schlag berühmt. Die Profis sehen das erhöhte und um eine Kurve liegende Grün nicht. Schon der Abschlag ist irritierend - die Landezone für den Ball wirkt aus der Distanz eng wie ein Nadelöhr. Bruce Devlin lochte 1967 als Einziger mit zwei Schlägen ein. Gute Birdie-Chance.

Bahn 9 - Carolina Cherry (Carolina-Kirsche): Die Kunst bei dem Par 4 (421 Meter) besteht darin, den Ball auf dem Grün zum Liegen zu bringen. Ist er zu kurz oder hat er zu viel Rückwärtsdrall, rollt er hinab. Greg Norman patzte 1996 derart, dass er die Nerven verlor und die hohe Führung verzockte.

Der magische Bälle verschluckende Bach bei Bahn 12

Bahn 10 - Camellia (Kamelie): Die zweite Hälfte des Kurses beginnt mit dem härtesten Loch. Im Schnitt brauchten bis heute die Spieler für das Par 4 in der Masters-Geschichte 4,31 Schläge. Die Bahn ist lang (453 Meter), das Grün wird von Bunkern verteidigt, ist wellig wie ein See bei Wind. Oft genutztes Playoff-Loch. Par ein Traum.

Bahn 11 - White Dogwood (Amerikanischer Blumenhartriegel): Der Autor Herbert Warren Wind von Sports Illustrated benannte 1958 die schweren Löcher elf bis 13 als "Amen Corner", inspiriert vom Jazzstück "Shouting at Amen Corner". Die Elf ist ein Par 4 über 462 Meter, zuerst eng, dann abschüssig, ein Tümpel engt das Grün ein, die Attacke verursacht Stress und benötigt Mut. Den berühmtesten Chip-in schaffte Larry Mize 1987 zum Sieg im Playoff.

Bahn 12 - Golden Bell (Goldglöckchen): Nur 142 Meter, das bieten auch Pitch&Putt-Plätze. Nur haben die nicht Rae's Creek, einen magisch Bälle verschluckenden Bach vor dem Grün, das selbst extrem schmal ist und eine Mini-Landefläche bietet. Der Ball muss steil hoch geschossen werden, um senkrecht ohne Auslauf zu fallen. Folge: Das optisch so schöne Par 3 ist ein Blender - es ist die drittschwerste Bahn (3,28).

Bahn 13 - Azalea (Azalee): Das Gegenteil der 12. Das Par 5 sieht höllisch schwer aus, ist aber das zweitleichteste Loch. Trotz Bach, Schräglage des Fairways, fiesem Grün. Mit 466 Metern ist es zu kurz. Nur Überehrgeiz vermasselt das Birdie. Spektakulär sind oft Putts: Wegen des schiefen Grüns wird gegen den Hang geputtet, ehe die Ballkurve im 90-Grad-Winkel bricht.

Bahn 14 - Chinese Fir (Spießtanne): 402 Meter, Par 4, kein Bunker. Klingt fast nach Erholung. Wenn das Grün nicht wäre - ist wellig wie ein See bei Sturm.

Bahn 15 - Firethorn (Feuerdorn): Das Par 5 (485 Meter) ist seit 1935 Legende. Gene Sarazen gelang aus dem Bunker der dann eingelochte "Shot heard around the World" - ein Albatros. Beim zweiten Schlag haben die Profis die Wahl: den Ball vor das Wasser vorspielen - oder versuchen, das Grün zu treffen. Ab hier herrscht endgültig Showdown-Atmosphäre am Sonntag. Birdie ein Muss. Leichter wird es nicht mehr.

Bahn 16 - Redbud (Kanadischer Judasbaum): Auf dem Par 3 (155 Meter) gelang Tiger Woods 2005 ein sensationeller Chip zum Birdie. Der Teich sieht bedrohlich aus, aber stört die Profis kaum. Das Ergebnis hängt hier nur vom Putten ab.

Bahn 17 - Nandina (Himmelsbambus): Eine optisch unaufgeregte Bahn. Gerade, kein Wasser, einsehbares Grün - seit der Eisenhower Tree, beschädigt nach einem Eissturm, dran glauben musste. Par auf dem Par 4 (402 Meter) ist am wahrscheinlichsten, ehe der Finalakt kommt.

Bahn 18 - Holly (Amerikanische Stechpalme): Die 425-Meter-Bahn ist ein Champions-Test. Schmaler Tunnel durch Baum-Armeen. Rechtskurve bergauf. Bunker. Welliges Grün. Menschenmassen. Wie es um die Nerven steht, umschrieb 1967-Sieger Gay Brewer so: "Ich wusste nicht mehr, ob ich den Putter halte - oder er mich."

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