US-Präsidentschaftskandidat:Golfer boykottieren Trump

US-Präsidentschaftskandidat: Posen wie diese beherrscht er im Schlaf: Donald Trump beim Besuch einer seiner eigenen Golfanlagen in Schottland.

Posen wie diese beherrscht er im Schlaf: Donald Trump beim Besuch einer seiner eigenen Golfanlagen in Schottland.

(Foto: Derek Blair/AFP)
  • Weil Donald Trump einen Einreisestopp in die USA für Muslime fordert, darf er 2020 nicht das Golf-Major-Turnier in Turnberry ausrichten.
  • Manche stellen sich die Frage, ob es klug ist, es sich schon jetzt mit dem Präsidentschaftskandidaten zu verscherzen.
  • Auch Boxlegende Muhammed Ali kritisiert Trump.

Von René Hofmann

Mit Investments kennt sich Donald Trump aus. Aber in Turnberry ging es nicht nur um Geld. Als der US-Unternehmer im vergangenen Jahr den ehrwürdigen Golfplatz in Schottland kaufte, verband er damit auch eine ganz andere Hoffnung: Die Hoffnung, auf der Anlage 2020 die Besten der Zunft begrüßen zu können. Turnberry war vom Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A) als Austragungsort für The Open Championship ausgekuckt. The Open - das ist eines der Golf-Majors, von denen es nur vier gibt. 1977, 1986, 1994 und 2009 wurde es in Turnberry gespielt. Ein Comeback wäre für Donald Trump ein Triumph gewesen. Es hätte ihm, dem extrovertierten Einwandererkind, die größtmögliche Bühne geboten, der ganzen Welt zu zeigen, dass er beim Elitesport nicht einfach nur dazugehört, sondern dass er auch dort an den Machtfäden zieht. Nun aber könnte alles ganz anders kommen.

Der Independent on Sunday berichtete am vergangenen Wochenende, dass der R&A auf Distanz zu Turnberry geht. 2020 würden The Open dort nicht gespielt, wird ein Insider zitiert. Von einem anderen Mitglied des Klubs hat die Zeitung die Aussage: "Ein Wort machte die Runde: genug!"

Kann der Golfsport ohne Trump leben? Vielleicht.

Genug: Das denken sich in der Golf-Welt offenbar nicht mehr nur viele - immer mehr Verantwortliche trauen sich auch, es offen auszusprechen. Nicht bloß in Großbritannien. Auch das Zitat eines Offiziellen der PGA Tour, die die wichtigsten Turniere in den USA betreibt, macht die Runde: "Trump war gut für Golf, und Golf war gut zu Trump. Können wir ohne ihn leben? Vielleicht müssen wir das."

Trump, der mit Immobiliengeschäften und übers Entertainment-Business ein Milliardenvermögen anhäufte, gehören mehr als 15 Golfanlagen. Nicht wenige sind auch für Profis interessant. Am 16. Juni dieses Jahres kündigte Trump an, sich als Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl im November 2016 zu bewerben. Seitdem sorgt er immer wieder für Kontroversen. Über illegale Einwanderer aus Mexiko sagte er im Sommer: "Sie bringen Drogen. Sie bringen Kriminalität. Sie sind Vergewaltiger."

Die Frauen-Tour LPGA veröffentlichte daraufhin zwar eine Erklärung, in der sie sich von Trumps Ansichten distanzierte, die Women's British Open 2015 aber durfte er trotzdem in Turnberry ausrichten. Bei der Gelegenheit wiederholte er dann auch gleich seine These, im Geheimen würden ihm die Golf-Gewaltigen doch zustimmen.

Seitdem aber ist einiges passiert. Nach dem Terroranschlag am 2. Dezember in San Bernardino in Kalifornien, bei dem Tashfeen Malik und Syed Farook 14 Menschen erschossen und 21 verletzten, forderte Donald Trump einen Einreisestopp für Muslime in die USA.

Immer mehr Sportarten gehen auf distanzieren sich von Trump

Ein Vorstoß, der auch in der Welt des Sports ein gewaltiges Echo hervorrief. Box-Legende Muhammad Ali, 73, ließ eine Mitteilung verschicken, in der es hieß: "Ich glaube, dass unsere politischen Führer ihre Position nutzen sollten, um für mehr Verständnis für den Islam zu werben und deutlich zu machen, dass diese in die Irre geleiteten Mörder die Einschätzung pervertiert haben, was der Islam eigentlich ist." Der berühmte Football-Quarterback Tom Brady, der Trump seit 15 Jahren einen Freund nennt, musste sich fragen lassen, ob er dem 69-Jährigen in allen Punkten Recht gebe. So weit wollte Brady dann doch nicht gehen. Er drückte sich um eine Antwort, mit dem Satz: "Das ist euch wirklich wichtig, oder?"

Die Nascar-Rennserie und der Sportsender ESPN hatten im Sommer bereits Veranstaltungen in Trump-Anlagen abgesagt, um demonstrativ auf Distanz zu gehen. Weil Trump mit dem Golf am engsten verflochten ist, sind dort die möglichen Auswirkungen aber am größten.

Touristen sollen Trumps schottische Golfplätze boykottieren

Die PGA Tour erwägt, Trumps Kurs in Miami die WGC-Cadillac Championship zu entziehen. In Dubai, wo mit Trumps Hilfe für mehrere Millionen Dollar ein Golf-Platz und ein Golf-Ressort entstehen, wurde sein Konterfei von den Werbeplakaten entfernt. In Schottland hat ein Abgeordneter der Grünen sogar einen Antrag ins Parlament eingebracht, der vorschlägt, Schotten und Touristen sollten Trumps Hotels und Golfplätze im Land boykottieren.

Eigentlich sollten die Scottish Open 2017, 2019 und 2020 auf Grüns bei Aberdeen stattfinden, die Donald Trump 2012 wiedereröffnete. Der Plan wackelt nun auch. Trump reagierte daraufhin auf seine ganz eigene Weise. Die Politiker sollten ihm lieber danken, als sich mit "Political Correctness" anzubiedern, ließ er ausrichten: Er investiere schließlich 250 Millionen und würde damit "einen großen Teil von Schottland revitalisieren".

Abkehr von Trump nicht unumstritten

Geld: Am Ende geht es vor allem darum. Länder, in denen der Islam ein wichtiger Teil der Kultur ist, sind fürs Golf ein gewaltiger Markt. Vor allem die European Tour hat viele Sponsoren aus dieser Region, sie endet mit einem Race-to-Dubai. Die abrupte Abkehr vom reichen Amerikaner ist in der Szene trotzdem nicht unumstritten. Es gibt auch Stimmen, die Konsequenz anmahnen: Wenn man - aus politischen Gründen - mit dem Lautsprecher nicht mehr spielen will, müsste man dann nicht auch um Länder wie China einen Bogen schlagen, in denen die Menschenrechte von staatlicher Seite verletzt werden?

Eine andere Frage wird auch gestellt, aber eher mit bangem Unterton: Ist es wirklich klug, es sich mit dem vielleicht nächsten Präsidenten der USA zu verscherzen?

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