Golf:Ausloter des Risikos

Phil Mickelson

„Wieder ein wenig den Erfolg zu schmecken, das war alle Mühe wert“: Phil Mickelson, 47, in Mexiko.

(Foto: Eduardo Verdugo/AP)

Phil Mickelson triumphiert erstmals seit 2013 auf der Golftour. Der fünfmalige Major-Champion hat bewegte Zeiten hinter sich - und gilt jetzt als Mitfavorit für das Masters.

Von Gerald Kleffmann, Mexiko City/München

Ja. Das war eindeutig ein Phil-Mickelson-Moment. Ein Moment, in dem sich das Mutige gegen das Vernünftige in ihm durchsetzte. Wäre es schief gegangen - und die Wahrscheinlichkeit dafür war natürlich größer als ein gelungenes Manöver, hätte ihn das zurückgeworfen. Und seine Chance wohl zerstört. Doch sein Spitzname lautet Phil the Thrill. Irgendwo muss dieser ja herkommen.

Schlusstag beim Turnier in Mexiko City, dem mit zehn Millionen Dollar dotierten WGC (World Golf Championship) Event, von denen es vier Turniere pro Saison gibt. Die Elite war am Start, die besten 64 Profis. Drei Tage lang hatte Shubhankar Sharma die Branche verblüfft und war vor der letzten Runde vorne gelegen. Doch nach furiosen Auftaktbahnen hatte sich Mickelson die Führung erkämpft. Mickelson hatte den 21 Jahre alten Inder ursprünglich für einen Reporter gehalten, als der sich ihm höflich vorstellte. Nun also führte er, 47 Jahre alt, seit 2013 sieglos, eine Ewigkeit für einen wie ihn, fünfmaliger Major-Champion und insgesamt mit 42 Titeln geschmückt. Zehnte Bahn: Er hätte auf dem Par 4, 400 Meter lang, solide mit dem Eisen abschlagen können oder mit dem Hybrid-Schläger, einer Mischung aus Holz und Eisen. Er hätte den kleinen Vorsprung verwalten können.

Verwalten? Mickelson?

Der Linkshänder aus San Diego hat schon aus tiefsten Wäldern geschlagen. Von der Terrasse eines Klubhauses gepitcht. In Bächen gestanden. Privat liebt er Wetten mit hohem Geldeinsatz. Unanständig hohen. An der Börse ist er aktiv. Mickelson ist ein Ausloter des Risikos. Zehnte Bahn: Er griff zum Driver, dem dicksten Schläger, mit dem man am weitesten schlagen kann. Mit dem die Fehlerquote aber auch am höchsten ist. Nach 300 Metern blieb der Ball im höheren Gras liegen. Gute Lage. Glück gehabt. Ein kurzer Schlag, Putt, Birdie, eins unter Platzstandard. Er lächelte. Er genoss ihn. Seinen Mickelson-Moment.

Am Ende hat der Amerikaner tatsächlich gesiegt, er hatte sein bestechendes Spiel gefunden, im Stechen setzte er sich am ersten Extra-Loch durch, gegen Landsmann Justin Thomas, mit 24 fast halb so alt, 2017 Major-Sieger bei der PGA Championship. Einer der jungen Magneten. Die Zuschauer jubelten, sie gönnten Mickelson den Erfolg, der -zig Hände abklatschte. Unter den Golfmillionären war er stets der mit der größten Volksnähe. "Der Erfolg bedeutet mir viel, vor allem vor Augusta", sagte Mickelson. Bald steht das Masters an. "Die letzten viereinhalb Jahre waren frustrierend, weil ich wusste, ich konnte auf diesem Level spielen, aber ich tat es nicht."

1,38 Millionen Euro erhielt er als Gewinner, die Summe macht ihn marginal reicher. An Preisgeld hat er seit 1991 als Profi 72 Millionen Euro verdient, noch mehr sicher an Werbe- und Antrittsgeldern. Für ihn waren und sind Emotionen längst die Maßeinheit. Das Gefühl, dass er es drauf hat. Nun nach schwierigeren Jahren. Das ist sein Ehrgeiz, sein Kick.

Mickelson und Woods greifen beim Masters die Jungen an

2013, es war sein letzter Turniersieg bis jetzt, nahm er den Claret Jug, die Weinkaraffe, in Empfang bei der Open Championship in Muirfield. Doch statt weiterer Erfolge folgten turbulente Zeiten. 2014 schwankte seine Form, erstmals seit 1997 verpasste er den Cut beim Masters, die Runden drei und vier. Nach weiteren Enttäuschungen trennte er sich von Trainergröße Butch Harmon. Im Juli 2016 lieferte er sich bei der Open Championship in Royal Troon mit Henrik Stenson ein unvergessliches Duell, ehe der Schwede siegte. Am Rande wurde ein Vorwurf, Insider-Geschäfte an der Börse, abseits der Golfbühne abgewickelt. Mickelson kam glimpflich davon, wurde nicht belangt, musste aber Gewinne zurückgeben. Neue Probleme tauchten auf, zwei Leistenoperationen. Als er die Trennung von seinem Caddie und Kumpel Jim "Bones" Mackay nach 25 Jahren Zusammenarbeit bekannt gab, wirkte das Bild wie Mickelson-Dämmerung.

"Es war nicht einfach, da rauszukommen", sagte er nun der San Diego Union Tribune, "aber wieder ein wenig den Erfolg zu schmecken, das war alle Mühe wert."

Drei Mal hat Mickelson das Masters gewonnen, Anfang April zählt er zu den Favoriten, zumindest in der Form von Mexiko. Da beim ersten Major des Jahres auch Tiger Woods, 42, erstmals seit 2015 antritt, dürfte es einen Angriff zweier Größen auf die neue Generation geben. Auf die Frage, wie seine Ziele lauten, ob er sich zutraue, gar sieben weitere Turniere zu gewinnen, um die fabelhafte Zahl von 50 Titeln zu erreichen, antwortete Mickelson: "Das werde ich schaffen."

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