Gold im Slalom für 17-jährige Amerikanerin:Shiffrin zerstört den rot-weiß-roten Traum

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Die 17-jährige Mikaela Shiffrin trotzt Tausenden österreichischen Fans, die lieber Michaela Kirchgasser mit der Goldmedaille gesehen hätten. (Foto: AFP)

Die österreichischen Fans in Schladming träumen nach einem famosen zweiten Lauf von Michaela Kirchgasser bereits vom Slalom-Gold. Doch dann behält die 17-jährige Amerikanerin Mikaela Shiffrin die Nerven und verweist die Österreicherin auf Platz zwei. Maria Höfl-Riesch scheidet wenige Sekunden vor dem Ziel aus.

Von Martin Anetzberger

Als Michaela Kirchgasser sich dem Ziel näherte, wurden ihre Tausenden Landsleute im Schladminger Ski-Stadion von Zwischenzeit zu Zwischenzeit immer lauter. Denn es zeichnete sich ab, dass die im ersten Slalom-Durchgang auf den sechsten Platz gefahrene Österreicherin einen famosen zweiten Lauf hinlegen würde. Und es klappte: Mit großem Vorsprung setzte sie sich vor der Schwedin Maria Pietilä-Holmner an die Spitze. Oben standen nur noch Tina Maze, Maria Höfl-Riesch, Mikaela Shiffrin, Tanja Poutiainen und die beste Fahrerin des ersten Durchgangs, Frida Hansdotter.

Spätestens als Tina Maze wieder nicht so recht ihren Rhythmus fand und vorläufig nur auf den zweiten Platz fuhr, und Maria Höfl-Riesch ihren bis dahin vielversprechenden Lauf nicht ins Ziel bringen konnte - sie verlor nach einem Schlag das Gleichgewicht und fädelte ein - , spätestens da hoffte ganz Ski-Österreich auf die Goldmedaille für Kirchgasser.

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Dreifache Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Gesamtweltcup-Siegerin: Maria Höfl-Riesch hat alles gewonnen, was der alpine Skisport zu bieten hat. Doch das reicht ihr nicht. Sie versucht sich auch als Schauspielerin und Buchautorin - jetzt beendet sie ihre Karriere.

Doch Ski-Österreich wurde enttäuscht, weil die dominierende Slalom-Fahrerin des Jahres, die 17-jährige US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, nicht mitspielte. Zwar verlor sie im oberen Teil leicht auf die Österreicherin, doch ab dem Mittelteil fühlte sie sich sichtlich wohler und rettete 0,22 Sekunden ins Ziel. Wenig später war klar: Es war die Fahrt zu Gold, denn sowohl Tanja Poutiainen als auch Frida Hansdotter konnten ihren Vorsprung auf Shiffrin aus dem ersten Lauf nicht verteidigen. Poutiainen fiel vom zweiten auf den vierten Rang zurück, die Schwedin Hansdotter erkämpfte sich immerhin noch die Bronzemedaille.

Die hätte sich auch Höfl-Riesch gerne umhängen lassen, es wäre ihr viertes Edelmetall bei der Ski-WM in Schladming gewesen. Doch stattdessen blickte sie nach ihrem Einfädler schwer enttäuscht in Richtung Ziel und boxte später vor Wut gegen eine Werbebande. Vor dem unteren, flachen Teil, der ihr am besten liegt, hatte sie nur neun Hundertstel-Sekunden Rückstand auf die bis dahin Führende Kirchgasser. Dann passierte ihr der entscheidende Fehler.

"Trotzdem war es eine super WM für mich"

"Es ist bitter, so kurz vor dem Ziel auszuscheiden. Sicher wäre eine Medaille möglich gewesen. Es hat nicht sollen sein, trotzdem war es eine super WM für mich", sagte Höfl-Riesch, die in Schladming zuvor bereits Bronze in der Abfahrt und im Team-Wettbewerb sowie Gold in der Super-Kombination gewonnen hatte.

Schon vor dem ersten Lauf hatte sie gesagt: "Ich hoffe, dass mir nicht die Kraft ausgeht." Zumindest für den ersten Lauf stimmte das auch. Vor dem Finale lag sie nur 0,2 Sekunden hinter Frida Hansdotter. Auf dem zweiten und dritten Platz lagen die Finnin Poutiainen und: Mikaela Shiffrin. Nach ihrem Sieg sagte sie: "Ich weiß nicht, ob ich das jemals realisieren werde." Mit 17 Jahren ist sie die jüngste Alpin-Weltmeisterin seit 1985. Sie habe keine Ahnung, was die Goldene für ihre Zukunft bedeute, sagte sie.

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