Glosse:Wer zum Teufel?

Der Taekwondo-Weltverband hat sein missverständliches Kürzel WTF geändert. Eine erfreuliche Aktion, der dringend weitere folgen müssen.

Von Barbara Klimke

Zum Abschluss einer Ära haben in Muju, Südkorea, alle noch einmal Aufstellung genommen vor dem alten Transparent. In Reihe eins am rot drapierten Tisch saß würdevoll der Präsident, Choue Chung-won, daneben und dahinter drängten die Delegierten ins Bild: zwei Dutzend Männer in Schlips und Kragen, dazu die eine oder andere Frau, alle mit einem erlösten Lächeln im Gesicht. Zu feiern galt es den Abschied von einem Verbandsnamen, der in modernen Zeiten, wie das Council des Verbandes betrübt hatte feststellen müssen, zunehmend zu einer weltweiten Peinlichkeit geworden war.

Dabei schien die Sache in alten, unschuldig-analogen Zeiten noch so einfach und so eindeutig zu sein. Die organisierten Taekwondo-Sportler hatten sich auf einleuchtende, vernünftige Weise nach ihrem Kampfsport benannt, der den Einsatz von Händen und Füßen erlaubt: tae steht demnach für "Fuß", kwon für "Faust" und do für den Weg zum Erfolg. Nach demselben simplen Muster legte sich der noch recht junge Weltverband 1973 seinen internationalen Namen zu: World Taekwondo Federation, abgekürzt WTF. Im digitalen Zeitalter aber, so ist dem Präsidenten Choue Chung-won und seinem Council zu Ohren gekommen, hat diese Abkürzung einen "negativen Beiklang" angenommen. Dieser unrühmliche Nebensinn, so fürchteten die Hüter des Taekwondo, werde schleichend die Würde ihrer Organisation verletzten. Denn wenn junge Leute heutzutage das Kürzel WTF in ihre Smartphones tippen, dann denken sie dabei nicht an eine Fußtechnik, sondern schreiben einfach: What the fuck. Das kann "Was zum Teufel!" bedeuten, oder noch schnoddriger: "Lass mich in Ruhe mit dem Sch...".

In Muju hat der Weltverband mit diesem unfreiwilligen Aufruf zur Nichtachtung seiner Kampfsporthandlungen nun ein Ende gemacht. Er hat sich in "World Taekwondo" umbenannt. Sicherheitshalber ohne Kürzel. Damit hat der ansonsten beklagenswerte globale Trend zum Abküfi (Abkürzungsfimmel) immerhin zu einer erfreulichen Bereinigung im Weltverbands-Namensdschungel geführt. Das sollte ausgebaut werden. Künftig wäre es sehr erfreulich, würden sich die Smartphone-Enthusiasten in ihrer kreativen Sprachgestaltung weiterer Sport-Föderationen annehmen. Anfangen ließe sich mit der irritierenden Vielfalt der Box-Weltverbände, die da heißen: WBO, WBA, WBC, IBF. Unter WBO ist angeblich World Boxing Organization zu verstehen. Oder doch "Wer beschattet Oma?" Und welcher Funktionär säße schon gern am Ring unter dem Banner "IBF - Ich bin faul".

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