Gladbachs Xhaka:"Den Fairplay-Pokal wird Granit nicht gewinnen"

Borussia Mönchengladbach - Darmstadt 98

Dritter Platzverweis innerhalb von 15 Spielen: Granit Xhaka.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Trainer André Schubert hätte brüsk schimpfen oder in demonstrativer Gelassenheit ernsthafte Konsequenzen androhen können. Er hätte Granit Xhaka einen zweifelhaften Kapitän nennen können, einen, der mit dem dritten Platzverweis binnen dreieinhalb Monaten fatale Zeichen an die Mannschaft sendet und diese mit seinen ständigen Sperren angesichts einer ohnehin langen Verletztenliste unnötig in immer größere Verlegenheit bringt.

André Schubert hätte auch sagen können, dass es mit Xhaka so nicht weitergeht. Aber der Trainer wollte die Situation nicht aufheizen, sondern lieber entschärfen. Er witzelte: "Den Fairplay-Pokal wird Granit nicht gewinnen."

Auch Manager Max Eberl hätte ein Machtwort sprechen können. Zwei gelb-rote Karten und ein glatter Platzverweis binnen 15 Spielen sind enorm für einen 23 Jahre alten Fußballprofi mit Führungsanspruch. Aber auch Eberl wollte dem gegenwärtig wertvollsten Spieler von Borussia Mönchengladbach am Sonntagabend nach dem 3:2-Sieg gegen Darmstadt 98 im letzten Bundesliga-Spiel des Jahres keine weiteren Kratzer zufügen. "Kritiker werden jetzt wieder sagen, der Junge wird nie zu zügeln sein", sagte Eberl über Xhaka, "aber ich werde nicht den Stab über ihn brechen, denn wir wollen ihm weiter dabei helfen, ein großer Fußballer zu werden."

In seiner Heimatstadt Basel hat Xhaka einst eine Ausbildung zum Büro-Assistenten begonnen - und wieder abgebrochen. Schreibtischarbeit ist nichts für den Schweizer Wildfang, der sich am Niederrhein in ein gemäßigteres Fohlen hätte verwandeln sollen, sich damit aber schwer tut. In 95 Bundesligaspielen hat der Mittelfeldspieler 28 gelbe Karten, vier gelb-rote und am Sonntagabend nach einem Tritt gegen den Darmstädter Peter Niemeyer erstmals auch eine rote Karte gesehen.

Sieben Spielsperren hat Xhaka binnen dreieinhalb Jahren in Gladbach bereits abgesessen: viermal wegen besagter gelb-roter Karten und dreimal wegen einer Ansammlung von gelben Karten. Nun kommt erstmals eine Sperre von mehr als einem Spiel hinzu. Wenn Xhaka im Februar wieder spielen darf, wird er seine neunte Sperre bekommen, sobald er das nächste Mal Gelb sieht - das wäre ja dann die fünfte gelbe Karte in dieser Saison.

Xhaka wird bei namhaften britischen Klubs gehandelt

Xhaka, der sich in der Hinrunde trotz seiner Ausraster rein fußballerisch zu einem der besten Borussen entwickelt hat, wird bereits bei namhaften britischen Klubs gehandelt, er würde den Gladbachern angesichts seines bis 2019 datierten Vertrages und einer dem Vernehmen nach erst ab 2017 gültigen 30-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel eine hübsche Summe einbringen. Allerdings muss sein Marktwert angesichts der mangelnden Selbstkontrolle und des schädlichen Verhaltens womöglich relativiert werden.

Die Mitspieler waren Xhaka am Sonntag nicht böse, weil sie durch seinen Platzverweis in der 38. Minute erst aufgewacht sind. 0:1 stand es zu diesem Zeitpunkt, nach Xhakas Ausschluss gaben sie plötzlich Gas. Den Rückstand verwandelten sie in ein 3:2. "Nach seinem Platzverweis sind wir besser geworden, insofern hat Granit eigentlich alles richtig gemacht", witzelte Abwehrmann Havard Nordtveit. Angesichts ihres vierten Tabellenplatzes sind die Gladbacher trotz der einen oder anderen Bedenklichkeit durchaus zum Scherzen aufgelegt.

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