Gladbachs Derbysieg gegen Köln:"Verdient - auch in der Höhe"

Borussia Moenchengladbach v 1. FC Koeln - Bundesliga

Endlich steht die Null: Gladbach darf feiern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • "Schießbude" der Liga? Borussia Mönchengladbach feiert nach dem 1:0-Derbysieg seine zuvor gescholtene Defensive, die endlich zu Null spielt.
  • Die Kölner hingegen sind nach verschlafener erster Halbzeit angefressen.
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Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die Null hat den Fußballern von Borussia Mönchengladbach in dieser Saison noch nicht allzu oft Freude bereitet. Am Samstag, im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln, haben sie die Null deshalb ausgiebig gefeiert. Erst zum dritten Mal und erstmals seit Anfang November (0:0 gegen Ingolstadt) haben die Gladbacher in der 22. Ligapartie zu Null gespielt, ohne Gegentor. Nur deshalb hatte ein einziger Gladbacher Treffer durch Mahmoud Dahoud in der 9. Minute zu einem Sieg gereicht. Es war Gladbachs erster 1:0-Sieg im 31. Pflichtspiel der Saison.

"Hauptsache gewonnen", sagte Sportdirektor Max Eberl, "und zwar verdient - auch in der Höhe." Dann musste er lachen.

23 Gegentore hatten die Gladbacher zuvor in acht Pflichtspielen entgegennehmen müssen. Immer öfter war in den Medien von einer "Schießbude" die Rede gewesen. "Wir können auch zu Null spielen", leitete Kapitän Granit Xhaka nun als zentrale Erkenntnis aus dem Spiel ab, Stolz lag in seiner Stimme. "Es ist für uns wichtig zu wissen, dass wir so ein Spiel auch mal zu Null zu Ende spielen können", assistierte sein Trainer André Schubert. Sie verschwiegen freilich, dass ihnen das eine Tor auch diesmal um ein Haar nicht zum Sieg gereicht hatte.

Kölns Trainer Stöger ist nach dem Spiel angefressen

Nach 60-minütiger Überlegenheit verließ die Borussen im letzten Spieldrittel ein bisschen die Kraft. Die zuvor enttäuschenden Kölner nutzten ihre Chancen in der Endphase aber nicht zum Ausgleich. Ihr Trainer Peter Stöger wirkte nach dem Spiel angefressen. "Sie sind weder leichtsinnig noch überheblich ins Spiel gegangen", sagte er über seine Spieler, die über weite Strecken freilich auch kaum Leidenschaft in die Partie einbrachten. "Manchmal ist es eben so", sagte Stöger.

Die Kölner waren mit den neuen Startspielern Yuya Osako, Pawel Olkowski und Matthias Lehmann ins Spiel gekommen, sie ersetzten Mergem Mavraj (Magen-Darm), Simon Zoller (Muskelfaserriss) und Marcel Risse (Gelbsperre). Die Änderungen bekamen ihrem defensiv sonst recht stabilen Spiel überhaupt nicht. Zehn Gegentore in den vorangegangenen elf Ligaspielen, diese Referenz hatten sie mitgebracht, aber in Mönchengladbach dauerte es nur bis zur neunten Minute - ehe der 20 Jahre alte Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud nach einer kurzen, flachen Hereingabe von Raffael an der Strafraumgrenze aus vollem Lauf den Ball annahm, mit sich führte und ins Tor schoss, weitgehend ungestört.

Gladbach schließt zur Spitzengruppe auf

Zu Beginn ähnelte die Kölner Verteidigung noch entfernt der Dreierkette der jüngeren Vergangenheit. Doch die Strategie entfaltete sich diesmal bald als herkömmliches 4-4-2, was die Sache aus Kölner Sicht auch nicht angenehmer gestaltete. Gladbach, mit Nico Elvedi als einzigem Neuen für Martin Hinteregger in die Startelf gerutscht, durfte sich bis zum Kölner Strafraum austoben, trug einen um den anderen Ball vor das Kölner Tor, ließ dort allerdings die finale Konsequenz missen, um die Führung auszudehnen.

Mit Milos Jojic für Osako wollte Stöger zur zweiten Hälfte mehr Kreativität ins brachliegende Kölner Offensivspiel einpflegen, und tatsächlich hatte Anthony Modeste in der 54. Minute per Kopfball die erste gute Chance für die Gäste. Sie waren zu diesem Zeitpunkt vor allem froh, sich überhaupt noch in Reichweite eines Unentschiedens aufzuhalten. Und mit ihrer wachsenden Wehrhaftigkeit wurde die Partie nach einer Stunde tatsächlich immer offener.

Xhaka denkt wieder an Europa

Modeste probierte sich erfolglos an einem Seitfallzieher, Jojic prüfte Gladbachs Torwart Yann Sommer mit fünf Schüssen. Allein in der letzten halben Stunde verfügten die Gäste über genügend Gelegenheiten, um den Ausgleich zu erzielen. Doch das Tor wollte ihnen nicht mehr gelingen. "Leider waren wir erst in der zweiten Halbzeit einigermaßen griffig", sagte Kölns Kapitän Matthias Lehmann.

Der Coup mit der Null freute auf Gladbacher Seite natürlich auch Torwart Sommer, zumal sein Nationaltrainer Vladimir Petković im Stadion zugegen war und die Eidgenossen in Gladbacher Diensten begutachtet: Sommer, Xhaka und Elvedi. "Es hat leider ein bisschen gedauert, bis wir mal wieder zu Null gespielt haben, aber dass es jetzt im Derby war, macht die Sache umso schöner", sagte Sommer. Mit dem 46. Sieg im 84. Rheinderby schlossen die Gladbacher auch wieder zur Spitzengruppe auf. "Wir wollen auf die internationalen Plätze, aber die können wir nur erreichen, wenn wir weiter so spielen wie heute", beschloss Xhaka den Tag mit einer kämpferischen Forderung. Zu bestätigen gilt es die Leistung am kommenden Sonntag in Augsburg.

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