Gladbach in der Champions League:Verlassen von den magischen Kräften

Gladbach in der Champions League: Alvaro Dominguez konnte das Gladbacher Aus nicht verhindern.

Alvaro Dominguez konnte das Gladbacher Aus nicht verhindern.

(Foto: AP)
  • Erster Rückschlag für die Borussia unter Trainer André Schubert: Durch das 1:1 gegen Juventus scheidet das Team unglücklich aus der Champions League aus.
  • Dabei war gegen mittelmäßige Italiener mehr drin - jetzt spielt die Mannschaft noch um die Europa League.
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Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Der Fußballtrainer André Schubert hat eine kleine Narbe unter dem rechten Auge. "Da bin ich als Kind mal in einen Zaun gelaufen", berichtete er jüngst. Auf der Stirn hat Schubert kein Wundmal, weshalb er nur gelacht hat, als ihn italienische Medien vor dem Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin als "Harry Potter" bezeichneten.

Schubert hat keine dunklen Haare, keine Nickelbrille und keinen Zauberstab, trotzdem hat er in den vergangenen sechs Wochen eine gewisse Magie wirken lassen, als er das sieglose Bundesliga-Team von Borussia Mönchengladbach in eine unbesiegbare Bundesliga-Mannschaft verwandelt hat.

Auch am Mittwoch zeigte Gladbach eine phasenweise zauberhafte Leistung und führte Juventus Turin vor allem in der ersten Halbzeit und gegen Ende regelrecht vor. Allerdings mussten sich die Borussen trotz einer 37-minütigen Überzahl doch mit einem 1:1 (1:1) zufrieden geben. Schuberts magische Kräfte bleiben also vorerst beschränkt auf nationale Wettbewerbe.

Nach einem 0:3 in Sevilla (noch unter Trainer Lucien Favre), einem 1:2 gegen Manchester City, einem 0:0 in Turin und nun diesem 1:1 im vierten von sechs Spielen besitzen die Gladbacher bereits keine Chance mehr auf das Achtelfinale in der Champions League. Der dritte Gruppenplatz und damit das Erreichen der Europa League ist aber immerhin in Reichweite.

Schon nach 18 Minuten erzielt Fabian Johnson das 1:0, auch danach macht die Borussia Druck

Gladbach begann das Spiel gegen Juventus mutig und offensiv, weil man mit zuvor einem Punkt aus drei Spielen nichts zu verlieren hatte. Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud drosch in der 14. Minute einen Ball an die Latte. Vier Minuten später erzielte Fabian Johnson auf Vorlage von Raffael die 1:0-Führung für die Gladbacher, die den 37-jährigen Torwart Gianluigi Buffon auch danach mit allerhand Aktionen fit hielten.

Turins Trainer Massimiliano Allegri hatte im Vergleich zum 0:0 vor zwei Wochen fünf neue Spieler in die Startelf geholt. Sami Khedira fehlte verletzt, auf der Bank saßen Mario Mandzukic, Andrea Barzagli und Juan Cuadrado.

Lichtsteiner trifft Gladbach schwer

Doch Allegri schien seine Wechsel zunächst zu bereuen. Er gestikulierte wüst, während Turins Spiel zäh war wie eine kalte Pizza. Die Männer in Babyrosa fanden nur langsam Mittel gegen Gladbachs Pressing und Umschaltspiel.

Es genügte ihnen in der 44. Minute dann genau eine allerdings sehr ansehnliche Aktion, als Paul Pogba die Abwehr überlupfte und jenen Schweizer Rechtsverteidiger namens Stephan Lichtsteiner volley zum 1:1 einschießen sah, der sich erst vor einem Monat wegen Herz-Rhythmus- und Atem-Störungen einer Operation am Herzen hatte unterziehen müssen.

Der überraschende Ausgleich so kurz vor der Pause raubte den Borussen das Selbstvertrauen. Turin befeuerte nach dem Seitenwechsel derart penetrant das Gladbacher Tor, dass der Keeper Yann Sommer Hitzewallungen erlitt. Allerdings schwächten sich die Gäste in der 53. Minute unnötig selbst, als Hernanes nach einem groben Foul gegen Alvaro Dominguez die rote Karte sah. Sofort nutzte Gladbach den Zwischenfall, um sich ein bisschen zu befreien und kam vereinzelt wieder zu Torchancen. Die Partie war vorübergehend ausgeglichen, der Ausgang offen.

Manager Eberl hat "das Gefühl: Wenn die Italiener wollen, schießt du nie ein Tor gegen sie"

Mit einem Mann weniger und ablaufender Spielzeit zogen sich die Italiener dann jedoch zurück, verlagerten sich aufs Kontern und gewährten den Gladbachern mehr Raum und neue Hoffnung. Mit Barzagli für Morata brachte Juventus in der 75. Minute einen Abwehrmann für einen Stürmer und signalisierte den Willen, das Ergebnis zu halten.

Lars Stindl hatte in der 77. Minute den Siegtreffer auf dem Kopf, brauchte aus zwei Metern nur noch einzunicken, köpfte aber Buffon an. In der 89. Minute hätte der eingewechselte Hazard fast noch das 2:1 erzielt - doch seinen Schuss lenkte Juve-Torwart Buffon an die Querlatte. Das war's dann.

"Ich habe das Gefühl: Wenn die Italiener wollen, schießt du nie ein Tor gegen sie", sagte Gladbachs Manager Max Eberl. "Leider haben wir den Riegel nicht geknackt." Eberl bescheinigte der Borussia "zwei großartige Spiele" gegen Juve und ein gutes Champions-League-Comeback - am Ende aber "sind wir enttäuscht", sagte Mittelfeldspieler Ibrahima Traoré. Denn: "Wir haben ein Klasse-Spiel gemacht, wollten gewinnen und haben alles dafür gegeben. Aber es blieb nur ein Punkt." Oder zwei zu wenig.

"Wir zaubern nur auf dem Rasen", hatte Schubert gesagt, doch der finale verblüffende Trick blieb seinem Team versagt.

Der Zauber von André Schubert mag noch nicht verflogen sein, aber die Grenzen der Magie hat er aufgezeigt bekommen.

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