Gladbach in der Champions League:Regen, der sämtliche Anforderungen einer Sintflut erfüllt

Manchester City FC v VfL Borussia Moenchengladbach - UEFA Champions League

Wasserball: Der holländische Schiedsrichter Björn Kuipers sieht, wie absurd das Verhalten des Spielgeräts im Starkregen von Manchester ist.

(Foto: Richard Heathcote/Getty)

Weil über Manchester ein biblisches Unwetter niedergeht, wird das Champions-League-Auswärtsspiel von Mönchengladbach auf Mittwochabend verschoben - gegen den Willen der Borussia.

Von Javier Cáceres, Manchester

Es war kurz nach 20 Uhr Ortszeit, als die Fans von Borussia Mönchengladbach vom Regen in die Traufe kamen. Auf den Anzeigetafeln des Stadions von Manchester City leuchtete in weißen Lettern auf blauem Grund eine Botschaft auf, die zur Gewissheit werden ließ, dass ihre Investition in die Reise umsonst gewesen war: Aufgrund der Wetterbedingungen könne die Champions-League-Partie zwischen Manchester City und Borussia Mönchengladbach nicht stattfinden. Der Grund: Kurz vor der Partie war über Manchester ein Regen niedergegangen, der ausnahmsweise wirklich einmal sämtliche Anforderungen einer Sintflut erfüllte. Es war selbst für Manchester-Verhältnisse eine historische Menge an Niederschlag.

In der Zeit zwischen dem Beginn des Regens und der Absage der Partie - eine gute Stunde lang - waren die Verantwortlichen Manchesters zwar nicht müde geworden, zu betonen, dass die so genannte "Wembley"-Drainage des Rasens gut genug sei, um das Wasser abfließen zu lassen. Daran hätte aber jeder Laie durchaus umgehend Zweifel anmelden können, denn Schiedsrichter Björn Kuipers aus den Niederlanden hatte, von einem gigantischen Regenschirm beschützt, den Platz erst betreten und dann gegen einen Ball getreten.

Das Spielgerät blieb in den Pfützen hängen wie weiland das Spielgerät bei der WM-Partie 1974 zwischen Deutschland und Polen in Frankfurt, das bekanntlich stattfand. Doch wie auch immer sich der Rasen erholt hätte (der am Nachmittag noch von Manchester Citys Gärtnern auf Anweisung von Trainer Josep Guardiola kräftig gewässert worden war) - Grundlage für die Absage war nicht der Zustand des Platzes, sondern: Sicherheitsbedenken der Polizei.

Am Mittwoch wird die Partie nachgeholt

Das Problem war nämlich, dass mittlerweile die Kanalisation rund um das Stadion und auch in der Stadt auf eine Probe gestellt wurde, die sie nicht überwand. Vor dem Etihad-Stadion stand das Wasser teilweise knöchelhoch, U-Bahn-Tunnel waren überflutet, Tramhaltenstellen unzugänglich. Ein Blitz schlug in einem Transformator ein, in ganzen Stadtteilen fiel kurzzeitig das Licht aus. Die meisten Fans von Manchester City hatten sich gar nicht erst ins Stadion gewagt oder es nicht geschafft, die Gladbacher Anhänger hingegen waren preußisch überpünktlich schon früh im Stadion gewesen.

Die Schiedsrichter und die Uefa entschieden sich auf Drängen der örtlichen Polizei für die Absage, aus Angst um die körperliche Unversehrtheit der Zuschauer. Der City-Square vor dem Stadion hatte gesperrt werden müssen - wegen Rutschgefahr. Derweil warteten die Mannschaften in der Kabine. Wie die Warterei gewesen sei, wurde Gladbachs Oscar Wendt gefragt, der laut dem Aufstellungsbogen im linken Mittelfeld agiert hätte. "Lang", antwortete Wendt.

"Es ist bitter für uns, wir haben uns den ganzen Tag vorbereitet", erklärte der Schwede weiter. Vor allem bedauerte er die Anhänger der Borussia, die die Reise gemacht und Karten gekauft hatten. "90 Prozent von ihnen werden heute oder morgen (Mittwoch) abreisen müssen." Die Mannschaft kam, immerhin, den im Chor vorgetragenen Forderungen der Anhänger nach: "Wir wollen die Mannschaft sehen, wir wollen die Mannschaft sehen . . .", riefen sie, nachdem die Verschiebung der Partie aktenkundig war.

Unklar war zu dem Zeitpunkt, wann das Spiel nachgeholt werden soll. Man einigte sich zwar rasch auf den Mittwoch - beide Mannschaften sind am Samstag und Mitte kommender Woche bereits zu Pflichtspielen verabredet. Aber über die Uhrzeit wurde lange verhandelt. "Wir würden am liebsten am Nachmittag spielen, denn dann könnten wir danach noch nach Hause fliegen", sagte Borussias Pressesprecher Markus Aretz. Später sickerte durch, dass die Gladbacher erwirken wollten, das Spiel ohne Zuschauer aufführen zu lassen - weil ihre Anhänger kaum der Partie beiwohnen können. Am Ende blieben beide Wünsche unerfüllt. Die Partie wird am Mittwoch um 19.45 Uhr Ortszeit (20.45 Uhr deutscher Zeit) nachgeholt. Der Uefa-Delegierte Per Svärd hatte auch sonst viele Abwägungen zu treffen. So muss die gesamte Infrastruktur für ein Champions-League-Spiel gewährleistet werden - insbesondere die Sicherheit und die TV-Übertragung. Immerhin: Für Mittwoch ist laut Wetterbericht Sonnenschein angesagt.

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