Gianluigi Buffon:Wenn Gigi weint

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Gianluigi Buffon steht vor seinem letzten Einsatz im Europapokal. (Foto: AFP)
  • Am Abend trifft Gianluigi Buffon mit Juventus Turin im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales auf Real Madrid (Liveticker auf SZ.de).
  • Es könnte der letzte Europapokal-Auftritt für den Torwart sein, denn Turin wird wahrscheinlich ausscheiden.
  • Hier geht es zu den Viertelfinal-Spielen der Champions League.

Von Birgit Schönau

Das Estadio Santiago Bernabéu ist ein angemessener Ort, um einen Abschied von der internationalen Bühne zu zelebrieren. Selbst dann, wenn dabei der Sieg der eigenen Mannschaft unwahrscheinlich ist. Gianluigi Buffon, Torwart und Kapitän, wird hier am Mittwoch für Juventus Turin seinen 124. Einsatz in Europapokal-Wettbewerben absolvieren, ein Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid. Weil das Hinspiel in Turin 0:3 ausging, wobei Buffon zwei Tore von Cristiano Ronaldo kassierte, ist für Juve in Madrid wohl Endstation.

Und Buffon wird im kommenden Jahr wohl nicht mehr dabei sein. Er ist im Januar 40 geworden, spielt seine 17. Saison bei Juventus, der Nachfolger steht parat: Wojciech Szczesny, 28, Torhüter der polnischen Nationalelf, die sich im Gegensatz zu Buffon und seinen Azzurri für die WM in Russland qualifiziert hat.

Ob er Juve wirklich verlässt? Präsident Agnelli schweigt

Szczesny ist ein sehr guter Schlussmann. Buffon aber ist ein Monument. So sehr allerdings, dass er schon seit einer ganzen Weile eher ein Mann von gestern ist, weil er die guten, alten Zeiten des italienischen Fußballs verkörpert.

Buffon gehört zur Bande der Weltmeister von 2006, zur goldenen Generation um Andrea Pirlo und Francesco Totti. Diese beiden sind im Vorjahr abgetreten - Totti mit fast 41, Pirlo mit 38. Letzterer hatte Juventus bereits früher verlassen und noch zwei Runden beim FC New York City absolviert. Totti, der ewige Römer, nahm einen tränenreichen Abschied im heimischen Stadion und klagte über seine Zukunftsangst. Inzwischen trägt er als Mitglied des Managements den Anzug genauso selbstverständlich wie früher kurze Hosen.

Buffon neigt ebenfalls dazu, Emotionen öffentlich zu zelebrieren. Gut möglich, dass er auch im Bernabéu eine Träne verdrückt. Im Hinspiel zeigte er vor allem überwältigende Großzügigkeit, als er den Gegenspieler Ronaldo umarmte und mit ihm Händchen haltend über den Platz schlenderte. Anders als CR7 ist der Juve-Keeper bei Freund und Feind gleichermaßen beliebt. Buffon ist nicht nur der populärste italienische Fußballer, er ist eine Ikone des Weltfußballs.

Natürlich liegt das auch daran, dass der Mann ein hervorragender Torhüter ist. Vor allem aber ist Buffon ein Typ. Er hat, wie man so schön sagt, Charakter. Geht es darum, eine Niederlage zu analysieren, zieht er sich nicht mit fertigen Sätzen aus der Affäre. Siege feiert er mit gemessener Würde. Seine Fairness ist legendär, ebenso sind es seine Ruckreden in der Halbzeitpause. Jeder Zoll an ihm ist inzwischen Kapitän. Geht er aber wirklich? Andeutungen ließ er sich entlocken, nicht mehr. Angeblich wartet Buffon auf ein entscheidendes Gespräch mit Präsident Andrea Agnelli - dabei sehen sich die beiden mehrmals die Woche. Sie sind Freunde, Buffon ist Patenonkel von Agnellis jüngster Tochter.

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Dreimal verlor Buffon das Champions-League-Finale

Doch auch der Präsident schweigt. Erst einmal gilt es, den siebten Meistertitel in Serie einzufahren, ein ungeheurer Rekord für Juventus und für den Capitano, der 2006 mit seiner Alten Dame in die zweite Liga zwangsabgestiegen war, und sich nach eigenem Bekunden dort prächtig amüsiert hatte.

Mit Juve hat Buffon bereits acht Meisterschaften gewonnen, mit dem AC Parma seine einzige internationale Klubtrophäe, den Uefa-Cup 1999. Drei Mal hat er mit Juve im Champions-League-Finale gestanden - und drei Mal verloren, zuletzt im Juni gegen Real Madrid (1:4). Dass der Pokal mit den Ohren in seiner Sammlung fehlt, schmerzt ihn.

Nun gilt es allerdings, von diesem unerfüllten Champions-League-Traum endgültig Abschied zu nehmen, Sensationen natürlich ausgenommen. Auf der Bank bei Real sitzt übrigens einer, den sich Gigi Buffon zum Beispiel nehmen könnte: Zinedine Zidane hatte bei Juve aufgehört, als Buffon anheuerte, anno 2001. In Madrid vollendete der Franzose seine Karriere, jetzt ist er der erste Trainer, der die Champions League zwei Mal in Serie gewonnen hat. Zidane verfügt über Charisma und Glaubwürdigkeit, diese Eigenschaften hat auch Buffon. Trainer, das könne er sich vorstellen, hat der Italiener gesagt: "Hauptsache, es duftet nach Rasen."

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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