Die 21-jährige Julia Rohde gewinnt bei der Gewichtheber-EM in Russland Bronze. Sie verdeutlicht dabei auch ihr theatralisches Talent. In Bildern. Text: Thomas Absmayr Kraft und Technik - diese Eigenschaften sind für Gewichtheber typisch, diese Charakteristika verbinden Zuseher und Kommentatoren in der Regel mit den Stoßern und Reißern. Dabei übersieht der laienhafte Betrachter oftmals, dass die Sportart auch für Freunde menschlicher Mimik, für Ästheten sozusagen, Interessantes birgt. Die EM im russischen Kasan liefert hierfür Indizien. Beweisstück Nummer eins: Julia Rohde. Die Görlitzerin präsentiert hier einen Gesichtsausdruck der Variante Brüllaffe.
Flirt mit dem Kampfrichter? Die 21-Jährige, die in Kasan in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm startete, zeigte, dass sie mimisch variabel ist.
"Ich bin zufrieden", sagte Rohde nach dem Wettkampf. Zufrieden sah auch das Gesicht aus, das Rohde bei der Siegerehrung aufsetzte. Und zufrieden konnte die 1,55 Meter große Athletin sein: Bronzemedaillen im olympischen Zweikampf (187 kg) und im Reißen (83 kg) sowie ein vierter Platz im Stoßen (104 kg), das brachte Freude - und Pokale. Nach einer schweren Grippe konnte Rohde ihre EM-Vorbereitung erst vor drei Wochen beginnen. "Deshalb war das Ergebnis das Optimum", sagte sie nach dem Wettkampf.
Kindergärtnerin sollte Aylin Dasdelen mit solcher Mimik wohl besser nicht werden. Kann ihr auch egal sein, schließlich holte die Titelverteidigerin aus der Türkei alle drei Europameistertitel in der Gewichtskategorie bis 53 kg.
Auch wenn Gesicht und Körperhaltung hier anderes vermuten lassen: Dasdelen dominierte im Zweikampf (202 kg), im Reißen (90 kg) und im Stoßen (112 kg) die Konkurrenz.
Mit konzenriertem Blick in Richtung Silber: Elen Grigoryan aus Armenien wusste ihre muskulösen Arme zu gebrauchen und sicherte sich mit 195 kg den zweiten Platz im Zweikampf. Sie musste sich - wie Julia Rohde - der übermächtigen Aylin Dasdelen beugen.
Nach oben geschrien: Auch die Männer - hier Lurie Duoglo aus Moldawien - versuchten unter Einsatz aller mimischen Mittel, die Gewichte über ihre Köpfe zu hieven.
Am besten gelang dies im Wettbewerb bis 62 kg dem Türken Bunyami Sezer. Der 22-jährige Junioren-Europameister sicherte sich Gold im Zweikampf (298 kg) und im Reißen (140 kg). Nur im Stoßen musste er dem Rumänen Marius Giscan (162 kg) den Vortritt überlassen.
"Gewichts-Probleme"? Auf ihren Gesichtsausdruck konnte sich Katarzyna Feledyn bei ihrem Ausweichmanöver hier nicht mehr konzentrieren. Die Polin belegte in der Klasse bis 53 kg Platz neun der Gesamtwertung.
Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht immer im Blickfeld hatte Aysegul Coban aus der Türkei ihr Wettkampfgerät.
Ihre Landsfrau Nurdan Karagoz kämpfte mit schwerwiegenden Problemen in der Klasse bis 48 kg. Sie kam damit aber so gut zurecht, dass sie am Ende Silber gewann.
Ob man deshalb gleich in die Knie gehen muss, wie Marzena Karpinska aus Polen?
Augen zu und durch: Kilic Gokhan aus der Türkei sammelt vor dem Wettkampf in der Klasse bis 56 kg seine Kräfte.