Gestürzte Favoriten in Wimbledon:Es bewegt sich etwas

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Bye bye Wimbledon: Roger Federer nach seinem frühen Aus in London.  (Foto: REUTERS)

Erst erwischte es Nadal, jetzt Federer - im Tennis deutet sich an, dass die dominante Ära einiger Topspieler langsam enden könnte. Dabei galt vor allem für den Schweizer lange: An guten Tagen gehorchten ihm die Bälle, als habe er sie zur Welt gebracht. Es gibt diese Tage noch immer. Es werden nur weniger.

Ein Kommentar von Michael Neudecker, London

Roger Federer ist nicht Rafael Nadal, Sergej Stachowski ist nicht Steve Darcis. Es gibt kaum Gemeinsamkeiten zwischen dem Schweizer und dem Spanier, zwischen dem Ukrainer und dem Belgier, und trotzdem: Am Ende läuft alles auf das gleiche hinaus.

Die erste Woche von Wimbledon 2013 ist noch nicht zu Ende, da hat das Turnier schon einen besonders aussagekräftigen Beweis geliefert für eine Tatsache, die Roger Federer nach seiner Niederlage als einer der Ersten aussprach. Es tue sich etwas im Tennis, sagte Federer, er blieb natürlich auch in der Niederlage ein Mann mit Größe.

Tennis war jahrelang nur Federer, Nadal, zuletzt dann auch Djokovic und Murray. Nadal und Federer sind jetzt nach zwei Runden schon draußen. Nicht, weil ihnen etwas Unglückliches widerfuhr. Sondern weil sie verloren, verdient, gegen andere Spieler, die ganz einfach besser waren. Tennis bewegt sich wieder.

Jede Sportart unterliegt Zyklen, Umbrüche kommen regelmäßig, zwangsläufig. Im Tennis waren die Umbrüche in der Vergangenheit oft verbunden mit Jahreszahlen: 1985 begann mit dem Wimbledon-Sieg eines 17-jährigen Deutschen die Ablösung der Generation McEnroe durch die Generation Becker, 2001 begann mit dem Achtelfinalsieg eines jungen Schweizers gegen einen routinierten Amerikaner in Wimbledon die Ablösung der Generation Sampras durch die Generation Federer.

Und nun? 2013: Das Ende einer Ära, mal wieder?

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Es ist falsch, alles an einer einzigen, unerwarteten Niederlage festzumachen. Federer hat verloren, ja; er fand kein Mittel gegen Stachowski, ja. Aber er ist immer noch Roger Federer, er kann immer noch Grand-Slam-Turniere gewinnen, auch in Wimbledon, vielleicht schon nächstes Jahr. Was sich allerdings nun bewegt, auch das hat Federer selbst am Mittwochabend trefflich beschrieben. Er sagte: Lange Zeit hätten die meisten Spieler nicht daran geglaubt, einen der Top-Spieler schlagen zu können - das sei jetzt anders.

Athletik und Professionalität breiten sich mehr und mehr aus, die Furcht vor der großen Bühne schwindet damit, der Glaube wächst, auch in der Ranglistenregion jenseits der 100. Darcis und Stachowski haben die neue Ambivalenz eindrucksvoll gezeigt: Sie haben ihre großen Gegner erst unnachgiebig besiegt, um ihnen anschließend ehrlich ehrfürchtig zu huldigen.

Und was Federer angeht: Er ist bald 32, lange war Tennis nicht nur ein Spiel für ihn, es war sein Spiel. An guten Tagen gehorchten ihm die Bälle, als habe er sie zur Welt gebracht. Es gibt diese guten Tage noch immer. Es werden nur weniger.

© SZ vom 28.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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