Gesichter der Biathlon-WM:Nervtötend, singend, gutgelaunt

Die Zuschauer der Biathlon-WM in Ruhpolding setzen Maßstäbe, der Schwede Carl Johan Bergman reist nach zwei gewonnenen Medaillen ab - und verpasst trotzdem die Geburt seiner Tochter. Andreas Birnbacher verweigert konsequent, Englisch zu sprechen. Und Magdalena Neuner? Ist doch nur ein Mensch. Die Gesichter der Biathlon-WM.

Carsten Eberts, Ruhpolding

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Gesichter der Biathlon-WM:Martin Fourcade

BIATHLON-WORLD-RUHPOLDING

Quelle: AFP

Die Zuschauer der Biathlon-WM in Ruhpolding setzen Maßstäbe, der Schwede Carl Johan Bergman reist nach zwei gewonnenen Medaillen ab - und verpasst trotzdem die Geburt seiner Tochter. Andreas Birnbacher verweigert konsequent, Englisch zu sprechen. Und Magdalena Neuner? Ist doch nur ein Mensch. Die Gesichter der Biathlon-WM.

Von Carsten Eberts, Ruhpolding.

Martin Fourcade: Stärkster, gierigster und trotzdem sympathischster Franzose von allen. Ging extrem gnädig mit der Konkurrenz um, schoss für seine Verhältnisse ziemlich schlecht, vergab damit noch bessere Platzierungen. Wo hätte das sonst nur hingeführt? Fourcade gewann auch so dreimal Gold und einmal Silber, zeigte sich darüber extrem glücklich. Unvergessen, wie er in der Verfolgung den Schweden Carl Johan Bergman auf der Schlussrunde einfach stehen ließ. "So schnell kann ich nicht Skifahren", fasste es Bergman treffend zusammen. Fourcade schon.

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Gesichter der Biathlon-WM:Arnd Peiffer

IBU Biathlon World Championships - Men's 20km Individual

Quelle: Getty Images

Arnd Peiffer: Hört laut Elektro-Musik, wie Magdalena Neuner leicht gequält berichtete. Neuner hörte schließlich immer, wenn Peiffer in sein Hotelzimmer kam. Wurde bei dieser WM zunächst als "Panne-Mann" bezeichnet (Quelle: Bild-Zeitung), als er in der Mixed-Staffel die entscheidenden Schüsse wegen der blendenden Sonne vergab und das deutsche Team um die Gold-Medaille brachte. Bewies in der Männer-Staffel dann jedoch Nerven und sicherte dem deutschen Team Bronze. Wird das Haus nie wieder ohne Sichtblenden gegen unerwartete Sonneneinstrahlung verlassen.

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Gesichter der Biathlon-WM:Die Fans

Biathlon-WM 2012

Quelle: dpa

Die Fans: Strömten Tag für Tag in die Chiemgau-Arena: biertrinkend, singend, viele mit kleinen Kuhglocken um den Hals, die absolut nervtötende Geräusche von sich gaben. Waren jedoch alle auffallend gut gelaunt. Daran konnte auch der Umstand, dass die Deutschen bei der Medaillenvergabe einige Male leer ausgingen, nichts ändern. Sorgten bis auf zwei Renntage unter der Woche stets für ein ausverkauftes Haus, konnten damit die Zuschauererwartung von 200.000 Fans sogar noch übertreffen. Haben für die kommenden Weltmeisterschaften Maßstäbe gesetzt.

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Gesichter der Biathlon-WM:Ole Einar Bjørndalen

Biathlon-Weltmeisterschaft 2012

Quelle: dapd

Ole Einar Bjørndalen: Es gab Zeiten, da war Ole Einar Bjørndalen nicht nur der schnellste Läufer des Feldes, sondern auch der beste Schütze, rettete der norwegischen Staffel als Schlussläufer regelmäßig die Siege. Doch diesmal? War nicht in Form, zu Saisonbeginn nach einem Waldunfall verletzt, ist auch schon 38 Jahre alt - und schoss auffallend schlecht. So mussten ihm diesmal die Kollegen die Staffel-Auftritte retten: Björndalen handelte sich Strafrunden ein, die Kollegen mussten es ausbaden, holten (trotz Björndalen) jeweils Gold. So kam auch Björndalen zu zwei Goldmedaillen. Für die er eigentlich gar nichts konnte.

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Gesichter der Biathlon-WM:Darja Domratschewa

Biathlon-WM 2012

Quelle: dpa

Darja Domratschewa: Herzte und knuddelte nach dem Verfolgungsrennen jeden, der ihr in den Weg kam: Trainer, Freunde, sogar Konkurrentinnen. Hatte nämlich etwas geschafft, woran sie nicht mehr glaubte: Sie schlug Magdalena Neuner - an einem Tag, an dem Neuner durchaus eine gute Leistung zeigte. "Wenn ich es einer gönne, dann ihr", sagte Neuner gar. Die Weißrussin war sogar so gut gelaunt, dass sie im Einzelrennen von den ersten fünf Schüssen vier daneben setzte - und sich damit quasi selbst aus dem Rennen nahm. Machte nichts, sie hatte ja schon Gold.

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Gesichter der Biathlon-WM:Tora Berger

IBU Biathlon World Championships - Women's Mass Start

Quelle: Bongarts/Getty Images

Tora Berger: Muss im vergangenen Jahr einen Wunderheiler konsultiert haben. Galt schließlich immer als ausgemachte Chaosschützin, die sich ihre guten Ergebnisse stets am Schießstand vermasselt. Schoss bei der WM jedoch hervorragend - und holte dreimal Gold. Die Norwegerin übertrumpfte damit sogar Magdalena Neuner. Muss nur noch an ihren Antworten auf Pressekonferenzen arbeiten. Sagte abwechselnd immer "I don't know" und "I don't mind".

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Gesichter der Biathlon-WM:Magdalena Neuner

IBU Biathlon World Championships - Women's Mass Start

Quelle: Bongarts/Getty Images

Magdalena Neuner: Hätte so gerne sechs Medaillen gewonnen, betonte dies geschätzte 765 Mal. Hätte auch gerne Gold im Einzelrennen gewonnen, betonte dies geschätzte 543 Mal. Schaffte beides nicht. Absolvierte ansonsten aber eine furiose WM, war in 95 Prozent ihrer Interviews gutgelaunt, zeigte in den restlichen fünf Prozent, dass sie auch nur ein Mensch ist. Freut sich nun zu 100 Prozent auf das Weltcup-Finale in Chanty-Mansijsk, anschließend auf die Sommermonate, in denen sie einfach mal nichts tun wird. Und ein kleines bisschen auch auf ihre Abschiedsparty in der Schalke-Arena. Die steigt jedoch erst Ende Dezember.

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Gesichter der Biathlon-WM:Andreas Birnbacher

IBU Biathlon World Championships - Men's Mass Start

Quelle: Bongarts/Getty Images

Andreas Birnbacher: Wird für immer den letzten Schuss des Einzelrennens verfluchen. Hätte Birnbacher getroffen, wäre er Weltmeister gewesen. Doch Birnbacher traf nicht - und wurde Vierter. Wird jedoch auch seinen viertletzten Schuss des Massenstarts verfluchen. Birnbacher traf nicht - und wurde wiederum nur Vierter. Zeigte sich trotzdem sehr entspannt, lachte viel, verweigerte in Pressekonferenzen konsequent, auf Englisch zu antworten. "Einer muss ja aus der Reihe fallen", sagte er. Und lachte.

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Gesichter der Biathlon-WM:Carl Johan Bergman

-

Quelle: AFP

Carl Johan Bergman: Verabschiedete sich nach zwei Medaillen und vier WM-Tagen aus Ruhpolding, hatte schließlich Besseres zu tun. Seine Frau erwartete ihr Kind, Bergman machte sich auf den Weg zurück nach Skandinavien, kam jedoch zu spät. Während er im Auto Richtung Krankenhaus saß, kam Lisa schon zur Welt. Schrieb daraufhin per SMS: "Bin im Auto - Geburt verpasst." War zum abschließenden Massenstart wieder da - und wurde immerhin Sechster.

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Gesichter der Biathlon-WM:Die Beppos

Biathlon-WM 2012

Quelle: dpa

Die Beppos: Für WM-Maskottchen waren sie außerordentlich beliebt, mussten sich tausendfach mit den Fans fotografieren lassen. Hatten aber auch Glück: Die Beppos durften Hosen tragen (anders als Fußball-WM-Maskottchen Goleo), trugen auch keine gänzlich bescheuerten Namen (wie Ga&Pa bei der Alpin-WM). Eindeutige Gewinner der Biathlon-Festtage in Ruhpolding.

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Gesichter der Biathlon-WM:Michael Greis

IBU Biathlon World Championships - Men's Relay

Quelle: Bongarts/Getty Images,

Michael Greis: War vor der WM langsam, schwach und fertig mit den Nerven. Präsentierte sich bei der WM dann flott, robust und nervenstark. Bescherte der deutschen Männer-Staffel eine starke Leistung und hatte maßgeblichen Anteil am Gewinn der Bronze-Medaille, war der glücklichste Mann des Tages. Schaffte es tatsächlich auf fünf WM-Starts - wer hätte das vor der WM gedacht? Wird nun sicher ein Buch schreiben. Titelvorschlag: "Meine Blitzgesundung."

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Gesichter der Biathlon-WM:Jakov Fak

Biathlon-Weltmeisterschaft 2012

Quelle: dapd

Jakov Fak: Dankte zuallererst seinen Ärzten, als er als Goldmedaillen-Gewinner vor den Fernsehkameras stand. Hatte sich in der vergangenen Saison nämlich fast den Finger abgefroren, musste eine komplizierte Reha über sich ergehen lassen - und sich ernsthaft mit dem Karriereende befassen. Ließ im WM-Einzelrennen überraschend die ganze Konkurrenz hinter sich, gewann somit das erste WM-Gold überhaupt für Slowenien. Jenes Land, für das der gebürtige Kroate seit wenigen Jahren startet. Sagte lapidar: "Schön, dass ich zeigen konnte, dass ich doch ein wenig Talent habe."

© Süddeutsche.de/ebc/hum/lala
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