Gerüchte um Effenberg und Schalke:"Ein Trainer der Zukunft"

Stefan Effenberg ist als Trainer bei Schalke im Gespräch

Stefan Effenberg: Bald in Gelsenkirchen?

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schalke möchte nach all den Jahren des Improvisierens und der enttäuschten Hoffnungen endlich einen Trainer installieren, der Kontinuität verspricht. Wäre Stefan Effenberg der Richtige dafür? Der ehemalige Fußballer erhält aus Gelsenkirchen viel Lob - ob er aber tatsächlich Jens Keller nachfolgen soll, bleibt unkommentiert.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Dem Vereinsfernsehen hat Schalkes Assistenztrainer Sven Hübscher neulich ein Interview gegeben, in dem er aus seiner Schulzeit erzählte. Im vergangenen Frühjahr hat Hübscher, 34, sein Diplom als Fußball-Lehrer erhalten. In dem Interview berichtete er von den beiden Fraktionen, die sich in den Klassenzimmern der Sportschule Hennef zusammenfanden: Auf der einen Seite die sogenannten Studenten, zu denen auch er zählte - auf der anderen Seite die ehemaligen Fußballprofis, zu denen außer Mehmet Scholl und Christian Wörns auch Stefan Effenberg gehörte.

Christian Wörns wird im kommenden Jahr als Jugendtrainer in Schalke arbeiten. Hübscher ist dort bereits seit 13 Jahren als Nachwuchsausbilder beschäftigt, zurzeit gibt er den Assistenten von Cheftrainer Jens Keller. Und Effenberg? Ist nach Darstellung der Bild-Zeitung der "heiße Kandidat" auf Kellers Nachfolge.

Hinweise in alle Richtungen gestreut

Die Beteiligten hatten am Sonntag nach dem Schalker 4:1 gegen den Hamburger SV ihren Spaß daran, dieses neueste Gerücht vom Boulevardmarkt zu hegen und zu pflegen. Effenberg saß in München im Studio des Fernsehsenders Sky und teilte lächelnd mit, dass er die Sache nicht kommentieren werde, und Schalkes Manager Horst Heldt hat sich den halben Abend damit amüsiert, die Spekulation weder zu bestätigen noch zu dementieren. Er hat aufgehört, sich gegen die Macht der Spekulationen zu wehren, er spekuliert jetzt lieber selbst mit. Raffiniert streute er Hinweise in alle Richtungen.

Einerseits schien er anzudeuten, dass Bild nach der Falschmeldung vom angeblich längst verabredeten Schalke-Engagement des Frankfurter Trainers Armin Veh eine weitere Ente in die Welt gesetzt hatte. "Morgen", sagte er belustigt, "gibt es vielleicht wieder einen anderen Namen." Andererseits warf er ein: "Vielleicht ist es ja eine todsichere Quelle." Effenberg sei nicht nur ein hervorragender Fußballer gewesen, er sei auch "ein Trainer der Zukunft". Aber wäre der Bayern-Mann Effenberg nicht ein unpopuläres Wagnis auf Schalke? "Mut haben wir schon in der Vergangenheit bewiesen", erwiderte Heldt.

Fest steht, dass es in dieser Sache vielerlei Interessen gibt. Bild besitzt ab der nächsten Saison die Übertragungsrechte für Fernsehbilder aus der Bundesliga, die über die Internetseite vermarktet werden. Eine Berühmtheit wie Stefan Effenberg bei einem Klub wie Schalke 04 wäre ein gutes Verkaufsargument. Der Amtsinhaber Jens Keller, der notorisch den Ehrgeiz zum Glamour vermissen lässt, wäre für den Zwecke der Verkaufsförderung womöglich weniger interessant. "Man vergisst halt, dass wir aktuell einen Trainer haben, der eine schwierige Arbeit sensationell gut macht", bemerkte Heldt, "vielleicht ist er ja für den einen oder anderen nicht attraktiv genug."

Schalke möchte nach all den Jahren des notgedrungenen Improvisierens (Ralf Rangnick, Huub Stevens) und der enttäuschten Hoffnungen (Fred Rutten, Felix Magath) endlich einen Trainer installieren, der Kontinuität verspricht. Logischerweise hat man sich mit dem Mainzer Thomas Tuchel und dem Freiburger Christian Streich beschäftigt, beide sind jedoch kein Thema mehr. Horst Heldt hat auch schon mit Roberto di Matteo gesprochen, der mit dem FC Chelsea im vorigen Sommer die Champions League gewann und im Herbst auf Geheiß von Klubbesitzer Roman Abramowitsch entlassen wurde.

Der vielsprachige Schweizer hat Interesse gezeigt, aber er hat offen gelassen, ob er den Auftrag aus Gelsenkirchen annehmen würde, ein Engagement in England würde er wohl mit Rücksicht auf die Familie vorziehen. Außerdem hat er zu verstehen gegeben, dass er nur dann nach Gelsenkirchen kommen wolle, wenn Schalke sich für die Champions League qualifizieren würde.

Die Sorge, den Zugang zu Europas Eliteliga zu verpassen, ist seit Sonntag immerhin ein wenig kleiner geworden. Jens Keller ist im Begriff, seine Mission zu erfüllen, und Heldt ließ auch dies nicht unerwähnt. Kellers Chancen auf eine Dauerbeschäftigung seien an diesem Abend bestimmt "nicht kleiner geworden". Aber auch das könnte natürlich eine Finte gewesen sein. Keller machte immerhin einen guten Witz zum neuesten Gerücht. Angesprochen auf seinen angeblichen Nachfolger Effenberg, antwortete er: "Vielleicht sitzt er ja neben Armin Veh, der wurde hier ja auch schon fast vorgestellt."

Auf der Geschäftsstelle ist die Lage zurzeit also eher unübersichtlich. Das Team hingegen nahm dank des aus dem Krankenstand zurückgekehrten Stürmers Klaas-Jan Huntelaar schlagartig wieder klare Konturen an. Schalkes Offensivspiel hatte wieder eine Richtung und ein Ziel, und Huntelaar machte sich nicht nur durch seine drei Tore verdient. Sondern auch mit einem nützlichen Hinweis an den nächsten Trainer: "Wir brauchen die Mentalität, solche Leistungen im ganzen Jahr zu bringen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: