Gefährliche Sportarten:Sie wissen, was sie tun

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Bei der Dakar stirbt ein Motorradfahrer, bei einer Segelregatta kommt ein Teilnehmer gerade so mit dem Leben davon. Der Kitzel der Lebensgefahr gehört zum Konzept.

René Hofmann

Am Tag nach der tragischen Nachricht ist die Aufregung groß. Pascal Terry könnte noch leben, werfen französische Medien den Veranstaltern der dieses Mal in Südamerika ausgetragenen Rallye Dakar vor. Die Rede ist von "unglaublichen Fehlern" und "totalem Chaos" bei der Rettungsaktion.

Pascal Terry kam bei der Rallye Dakar ums Leben. (Foto: Foto: Reuters)

Terry, der wie 229 andere die 10.000 Kilometer lange Tour mit dem Motorrad anging, war am Sonntag zwischen Santa Rosa und Puerto Madryn in Argentinien liegengeblieben, weil ihm das Benzin ausgegangen war. Der Notruf, den er absetzte, ging verloren. Die Retter brachen viel zu spät auf. Als sie den 49-Jährigen fanden, brauchte der keine Hilfe mehr. Er war tot. In Folge eines Lungenödems hatte er einen Herzinfarkt erlitten.

Darüber, ob Terry der 56. oder der 54. Tote der Rallye ist, die 1979 zum ersten Mal ausgetragen wurde, streiten sich die Chronisten. Bei so vielen Opfern verlieren auch die penibelsten den Überblick. In den vergangenen Jahren waren die Zahlen rückläufig gewesen. Satellitengestützte Navigations- und Notfall-Systeme haben die Gefahren der wüsten Hatz begrenzt, gänzlich verbannt haben sie sie nicht.

Testen am Limit

Sie werden mit von der Partie sein, solange sich Menschen aus sportlichem Ehrgeiz in Abenteuer stürzen. Mancherorts stachelt die immer bessere Technik die Abenteurer sogar dazu an, sich immer noch ein bisschen weiter in den Grenzbereich zu wagen. Das Limit verschiebt sich. Ausgetestet wird es trotzdem gerne.

In den Trend passt, was es von Jean Le Cam zu berichten gibt. Der Franzose nimmt wie 29 andere Draufgänger an der gefürchteten "Vendée Globe" teil, bei der Einhandsegler von Les Sables d'Olonne in Frankreich aus die Erde umrunden - alleine und ohne Landgang. Am Dienstag war Le Cam nach 17 Stunden in Todesangst von einem Konkurrenten gerettet worden. Stunden später gerieten die beiden zusammen in Seenot und mussten von der chilenischen Marine aus dem Meer gezogen werden.

Wie die Dakar ist die Regatta eine Erfindung einiger Vermessener, die sich wie so manche Air-Race- oder Base-Jump-Show im Laufe der Jahre zu einem Spektakel mit sportlichem Anstrich und entsprechender Vermarktung ausgewachsen hat. Der Kitzel der Lebensgefahr gehört zum Konzept. Der Reiz sei größer als die Angst, sagen die Teilnehmer oft, wenn sie darüber reden sollen. Sie wissen, was sie tun. Genau das treibt sie.

© SZ vom 09.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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