Fußballverbände gegen Polen:Einigung erreicht

Der Streit zwischen der polnischen Regierung und den Fußballverbänden Fifa und Uefa ist beendet. Die EM 2012 bleibt dem Land erhalten, weil der polnische Verband Unregelmäßigkeiten zugibt.

Der Fußball-Weltverband Fifa hat am Montag eine Einigung mit der polnischen Regierung über den nationalen Verband erzielt. Laut Fifa-Präsident Joseph S. Blatter sehe die Fifa von jeglichen Sanktionen ab, sollte die Übereinkunft am Dienstag in Kraft treten. Dies berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters. Damit können die bevorstehenden WM-Qualifikationsspiele Polens gegen Tschechien (11. Oktober) und der Slowakei (15. Oktober) offenbar wie geplant stattfinden. Polen bliebe damit auch zusammen mit der Ukraine Gastgeber der Euro 2012.

Im Konflikt zwischen der polnischen Regierung und den internationalen Fußball-Dachverbänden Fifa und Uefa hatte sich heute trotz des versäumten Fifa-Ultimatums eine Lösung bereits abgezeichnet. Er habe nach Gesprächen mit allen Konfliktparteien den Eindruck gewonnen, dass ein "sehr rationeller" Kompromiss erreicht worden sei, sagte der Vorsitzende der Verhandlungskommission, Michal Kleiber, am Montag dem polnischen Rundfunk.

Danach sollte der polnische Fußball-Verband PZPN schriftlich zugeben, dass es Unregelmäßigkeiten in der Tätigkeit des Verbandes gegeben habe. Polens Sportminister Miroslaw Drzewiecki würde dieses Schuldbekenntnis akzeptieren, der Fußball-Weltverband (Fifa) und die Europäische Fußball-Union (Uefa) würden darauf "entsprechend reagieren", erläuterte Kleiber.

Verwalter des PZPN als Streitpunkt

Nach Angaben der Zeitung Dziennik wollen die Regierung und der PZPN gemeinsam einen Antrag auf Änderung des Verwalters beim Gericht stellen. Damit würde der vor einer Woche eingesetzte Verwalter Robert Zawlocki, den sowohl Fifa und Uefa als auch der PZPN ablehnen, auf sein Amt verzichten müssen. So wäre der Weg frei für einen anderen Verwalter, den auch der PZPN akzeptieren würde. Damit entstünde in Polen eine Situation wie in Italien, wo vor zwei Jahren ein Verwalter mit Zustimmung des nationalen Fußball-Verbandes eingeführt worden war.

Der Streit zwischen Polens Regierung und der PZPN war Anfang dieser Woche ausgebrochen. Auf Antrag des Sportministers Miroslaw Drzewiecki setzte am Montag das Schiedsgericht beim Polnischen Olympischen Komitee (PKOL) einen Verwalter für den Fußballverband ein und suspendierte die Verbandsführung. Als Grund wurden rechtswidriges Handeln und eine fehlende Bereitschaft, die Korruption zu bekämpfen, genannt.

Fifa drohte sogar mit Aberkennung der Euro 2012

Zawlocki war am vergangenen Montag vom Schiedsgericht eingesetzt worden. Gleichzeitig wurde die alte PZPN-Führung mit Präsident Michal Listkiewicz an der Spitze suspendiert. Fifa und Uefa lehnen diese Maßnahmen als einen Eingriff der Regierung in die Autonomie des nationalen Fußball-Verbandes ab. Fifa-Chef Joseph Blatter rief Polens Behörden auf, bis zum (heutigen) Montag den Verwalter abzuberufen und die alte Führung wieder einzusetzen. Andernfalls drohe Polen die Absage der beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien und die Slowakei. Mehr noch: Die Uefa drohte zugleich mit der Aberkennung der EM 2012, die Polen mit der Ukraine ausrichten soll.

Heute Mittag kam es dann aber offenbar doch noch zu einem mit der Regierung abgestimmten Kompromiss-Vorschlag: Der polnische Fußball-Verband schickte der Fifa eine Erklärung, die von Fifa-Boss Blatter akzeptiert wurde und somit zur Lösung des Konflikts führte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: