Fußballmuseum des DFB:WM-Affäre überschattet Eröffnung

  • Wolfgang Niersbach will sich bei der Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund nicht zu den Korruptionsvorwürfen äußern.
  • Bundestrainer Joachim Löw sagt, die letzten Ereignisse würden die Veranstaltung überschatten.
  • Mehrere prominente Gäste sagten ihr Kommen ab.

Wolfgang Niersbach machte gute Miene zum bösen Spiel. Mit dem Anflug eines Lächelns schritt der DFB-Präsident über den Roten Teppich vor der Eröffnung des Deutschen Fußball-Museums in Dortmund. Aussagen zu den jüngsten Angriffen seines Amtsvorgängers Theo Zwanziger gegen seine Person im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen rund um die WM 2006 verkniff sich Niersbach - der Festakt sollte im Vordergrund stehen.

"Wir hoffen, dass das Museum eine Attraktion bietet - über 90 Minuten hinaus", sagte Niersbach, der besonders herzlich den sichtlich gerührten 54er-Weltmeister Horst Eckel begrüßte: "Großartig, dass er heute hier ist. 1954 hat alles angefangen, wo wir so große Freude daran haben".

Unbelastet war die Stimmung angesichts der Vorkommnisse der vergangenen Tage allerdings nicht. "Natürlich überschatten die Ereignisse der letzten Tage die Veranstaltung", sagte Bundestrainer Joachim Löw, während Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff vor der einstündigen Gala einräumte, dass "die Stimmung ein wenig getrübt" sei.

Einige prominente Gäste wie Franz Beckenbauer, Günter Netzer und Uwe Seeler hatten ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Beckenbauers Management hatte den Verzicht des Kaisers auf die Reise ins Ruhrgebiet mit der "aktuellen Entwicklung" begründet.

Das Museum für 36 Millionen Euro soll eine "Pilgerstätte" werden

Beim Rundgang nach dem offiziellen Akt verpassten sie einige Höhepunkte. Auf den 7700 Quadratmetern können die Besucher ab Sonntag über 1500 Ausstellungsstücke bewundern. Museumsdirektor Manuel Neukirchner hat einige sehenswerte Exponate zusammentragen lassen. Unter anderem gibt es den Originalball vom WM-Endspiel 1954 und die Mütze des langjährigen Bundestrainers Helmut Schön zu sehen.

36 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Die Summe haben sich das Land Nordrhein-Westfalen und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geteilt. "Das wird mit Sicherheit eine Pilgerstätte", sagte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Liga-Präsident Reinhard Rauball zeigte sich vom Museum ebenfalls beeindruckt. "Wenn man durch die Ausstellung geht, sieht man auch eine Entwicklung der deutschen Gesellschaft", sagte Rauball.

Im multimedial angelegten Museum lassen sich große Momente der Nationalmannschaft, aber auch des Vereinsfußballs noch einmal erleben. "Hier wird die deutsche Fußballgeschichte in vielen Facetten gezeigt. Da spielt die Nationalmannschaft natürlich eine wichtige Rolle", sagte Bierhoff.

Um kostendeckend zu arbeiten, braucht das Museum 270 000 Besucher im Jahr. "Wir sind ein Fußball-Land. Daher sind wir der Meinung, dass das Museum auch hier nach NRW gehört", sagte Ministerpräsidentin Kraft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: