Fußballklub New York City:Unwiderstehliche Angebote vom Paten

Fußballklub New York City: Frank Lampard posiert schon mal vor der Skyline von Manhattan.

Frank Lampard posiert schon mal vor der Skyline von Manhattan.

(Foto: Craig Ruttle/AP)

Frank Lampard, David Villa und Xavi: Spitzenspieler erhalten in den USA Spitzenangebote. Denn New York will wieder zur Soccer-Stadt werden wie zu Zeiten von Pelé und Beckenbauer. Der Fußball in den USA wächst und wächst.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Zu den wichtigsten Aufgaben eines Paten gehört es, seinen Mitmenschen Angebote zu unterbreiten, die sie nicht ablehnen können. Zum Beispiel dem Spanier David Villa: Er habe ein "unwiderstehliches Angebot" von einem Fußballverein erhalten, erklärte der Stürmer von Atlético Madrid kürzlich, "es ist sehr, sehr gut; ich muss es annehmen".

Kurz darauf wurde bekannt, dass Villa, 32, einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, der mit acht Millionen US-Dollar pro Spielzeit honoriert wird. Er wird bald für den Verein New York City FC auflaufen, der von der Saison 2015 an in der Major League Soccer (MLS) dabei sein wird. Chef der nordamerikanischen Profiliga ist Don Garber, den viele nicht nur wegen seines Vornamens "The Don" nennen, den Paten.

Garber, 56, ist ein erfahrener Sportmanager, er arbeitete 16 Jahre lang für die Football-Liga NFL. Seit 1999 ist er MLS-Chef, er hat die Liga behutsam von damals zehn auf mittlerweile 19 Vereine ausgebaut und sich um den Bau von Stadien, die Einführung von Jugendzentren und lukrative TV-Verträge gekümmert. Die New York Times führte ihn 2011 in einer Liste der weltweit besten Sportfunktionäre. Kürzlich hat Garber ein Konzept vorgelegt, nach dem die MLS bis zum Jahr 2022 mit dann 24 Klubs zu den besten Fußballligen der Welt gehören soll. "Die USA werden zusehends zu einer Fußballnation", sagt Garber: "Das Interesse an Profifußball ist so groß wie nie zuvor."

Die WM in Brasilien hat dem Soccer noch mal einen gewaltigen Schub verpasst, das Finale zwischen Deutschland und Argentinien verfolgten in den USA mehr als 27 Millionen Menschen. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob auch die heimische Liga davon profitieren wird.

Begehrte europäische Klubs

Der FC Bayern landet diesen Mittwoch in New York, der Klub hat dort kürzlich ein Büro eröffnet, das wird nun offiziell eingeweiht. Nach einem Kick gegen den mexikanischen Rekordmeister Chivas Guadalajara geht es weiter nach Portland ins Trainingslager, und zum Abschluss findet dann noch ein Spiel gegen eine MLS-Auswahl statt, zu dem auch die Weltmeister des Klubs wie Thomas Müller, Philipp Lahm und Mario Götze eingeflogen werden sollen.

Unabhängig von der Bayern-Reise wird gerade ein Mini-Turnier ausgetragen, dessen acht europäische Teilnehmer (unter anderem Real Madrid, Manchester United und der AC Mailand) auch ein passables Champions-League-Viertelfinale abgeben würden. Die europäischen Ligen wollen ein Stück dieses US-Kuchens abhaben, der vor allem aus Merchandising und TV-Rechten zusammengerührt wird.

MLS-Pate Garber muss jedoch vor allem seine eigene Liga füttern. Die Besuche europäischer Vereine sind ja schön und gut, könnten der MLS jedoch auch schaden: wenn etwa Manchester United - wie in der vergangenen Woche - durch ein 7:0 gegen Los Angeles Galaxy andeutet, dass die Qualität der US-Liga eben doch nicht an die europäischer Spielrunden heranreicht. Und wenn die Fans deshalb lieber Premier League als MLS gucken. Das Finale der vergangenen Saison zwischen Kansas City und Salt Lake City etwa sahen weniger Menschen im TV als die zeitgleich ausgestrahlte Wiederholung einer Folge von "Everybody loves Raymond".

Die Millionen aus dem Baseball

Garber muss also mehr tun, als amerikanische WM-Teilnehmer wie Clint Dempsey und Michael Bradley über Verträge mit einem Gesamtwert von 60 Millionen Dollar (Garber: "Wir haben gewaltige Anstrengungen unternommen, um das Gerüst der Nationalmannschaft zu verpflichten.") an MLS-Klubs zu binden.

Um das Konzept zu verstehen, lohnt es sich, jenen Klub näher zu betrachten, der nun also David Villa und auch Frank Lampard (16 Millionen Dollar für zwei Jahre) verpflichtet hat, und der offenbar gerade dabei ist, auch Xavi, 34, vom FC Barcelona ein Angebot zu machen, das der nicht ablehnen kann: acht Millionen Dollar pro Jahr. Der New York City FC (NYCFC) gehört zu 20 Prozent Yankee Global Enterprises, also dem Eigentümer des Baseball-Klubs New York Yankees. In Ermangelung eines eigenen Stadions - der NYCFC hat derzeit noch nicht einmal ein Trainingsgelände - werden die Heimspiele zunächst im Yankee Stadium ausgetragen.

Die anderen 80 Prozent gehören der City Football Group; das ist eine Holding der Abu Dhabi United Group, die im Besitz von Sheikh Mansour bin Zayed Al Nahyan ist, einem Mitglied der Königsfamilie von Abu Dhabi. Die City Football Group ist nicht nur am Fußballverein in New York beteiligt, sondern auch am Klub Melbourne City - und ihr gehört der britische Verein Manchester City.

Villa wird vor seinem Wechsel nach New York einen Zwischenstopp beim australischen Klub einlegen. Lampard, 36, denkt über diese Option nach, offenbar jedoch auch über ein Kurz-Engagement bei Manchester City bis zum Start der MLS-Saison: "Ich werde mich auf jeden Fall fit halten - es ist noch nicht klar, wie ich das mache."

Ex-Bundesliga-Profi als Manager

Der Pate und der Scheich haben die Fußball-Yankees gegründet, Filialleiter ist Claudio Reyna. Der hat einst nicht nur für Wolfsburg und Leverkusen gespielt, sondern auch bei Manchester City. Über die Designated Player Rule - im Jahr 2007 eingeführt, um David Beckham nach Los Angeles zu locken - kann er drei Akteuren viel Geld bezahlen, ohne die Regeln der Gehaltsobergrenze (derzeit 3,1 Millionen Dollar pro Team und Jahr) zu verletzen.

Reyna kündigte bereits an, sich zusätzlich auch beim Nachwuchsteam von Manchester City bedienen zu wollen: "Es gibt da einige sehr begabte Spieler - das könnte uns helfen, wenn wir auf gewissen Positionen Ersatz brauchen. Uns wird nichts aufgezwungen, aber es gibt eine Synergie zwischen den drei Vereinen." Kritische Stimmen zu diesem Projekt gibt es derzeit nicht - warum auch? Der Pate unterstützt es, der Scheich bezahlt.

Natürlich soll es bald weitere Vereine geben. David Beckham würde gerne in Miami einen MLS-Klub betreiben, er schlug der Stadt bereits zwei mögliche Stadion-Standorte vor, doch die lehnte tatsächlich ab. Beckham muss nun weitersuchen - und weiter Klinken putzen. Er mag eine der faszinierendsten Persönlichkeiten seines Sports sein, die Menschen nennen ihn bisher aber nicht "Don David", sondern bloß "Becks" oder "Golden Balls".

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