Fußballer und ihre Autos:Freundin namens Mercedes

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Hier sind kein Fußball-Profi drin, sondern ein Fan aus Salzgitter. Der hoffentlich regelkonform fährt. (Foto: dpa)

Die öffentlichen Kassen partizipieren ordentlich an Fahrfehlern der Fußballer. Sie stecken ihren üppigen Lohn gerne in schnelle Autos. Nicht alle sind deshalb gleich Schnösel.

Eine Glosse von Philipp Selldorf

Der großen und mutmaßlich endlosen Saga "Fußballer und ihre Autos" hat jetzt der nicht ganz so sagenhafte Frankfurter Verteidiger Marco Russ ein herrliches Kapitel beschert. Frankfurter Zeitungsberichten zufolge erhielt Russ, 29, vom Amtsgericht Limburg einen Strafbefehl über 160 000 Euro, weil er unter Vorlage eines ärztlichen Attests die Teilnahme an einer gerichtlichen Anhörung abgesagt hatte, bei der er sich wegen zu schnellen Fahrens verantworten sollte.

Jenes Attest wurde zum Corpus Delicti, als das Gericht erfuhr, dass der angebliche Kranke am Abend der ausgefallenen Sitzung für die Eintracht im Testspiel gegen ein Amateurteam mitgemacht hatte. Nun musste sich Russ nicht mehr wegen eines Verkehrsdelikts, sondern wegen falscher eidesstattlicher Versicherung rechtfertigen. Die Zahlung von 80 Tagessätzen zu 2000 Euro beendet jetzt den Fall.

100 000 Euro Strafe wegen Beamtenbeleidigung

Natürlich wird jetzt wieder auf die Profikicker geschimpft, die zu viel Geld verdienen und nicht mit ihren teuren Autos umgehen können. Aber das ist sehr trivial. Man muss auch mal sagen, dass die öffentlichen Kassen inzwischen ordentlich an den Fahrfehlern der Fußballer partizipieren.

Von Marco Russ ist der Weg nicht mehr weit zu Marco Reus: 540 000 Euro wegen Fahrens ohne Führerschein. Mario Balottelli: 10 000 Euro an die Gemeinde Bergamo wegen nicht bezahlter Knöllchen. Stefan Effenberg: Zweimal 200 Euro wegen Tempoverstößen - und 100 000 Euro wegen Beleidigung des zuständigen Beamten. Marko Arnautovic: 60 000 Euro ans Finanzamt wegen nicht gezahlter KFZ-Steuer; aufgefallen war er in einer Polizeikontrolle, nachdem er mit seinem Porsche röhrend und störend die Münchner Maximilianstraße auf und nieder gefahren war. Und so weiter. Es sind so viele.

In Wahrheit ist es doch so, dass wir nur deshalb so viele Lamborghinis oder Ferraris auf unseren Straßen bewundern dürfen, weil die Fußballer ihren Lohn lieber in tolle Autos stecken statt in öde Büro-Immobilien. Nicht alle sind deswegen gleich Schnösel. Ein ehemaliger Nationaltorwart etwa legte sich zunächst bewusst nur den kleineren Aston Martin zu - weil seine Karriere ja gerade erst begonnen habe.

Chauffeur zum Einparken

Ein anderer Nationalspieler schaffte sich zwar ein halbes Dutzend Sportwagen an, kannte aber trotzdem genau seine Grenzen: Zum Rangieren rief er das Ordnerpersonal - weil er nicht einparken konnte. Inzwischen hat er einen Chauffeur. Oder der einst so flamboyante Jefferson Farfán: Früher hatte er nicht nur einen Haufen Luxus-Autos, sondern auch eine Freundin namens Mercedes, mit der er sich so oft zoffte, dass die Regenbogenpresse daran reich wurde. Der elegante Mercedes, der den gereiften Filou heute begleitet, erzeugt bloß noch Wohlgefallen.

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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