Fußball:Zwischen Hexenkessel und Alltag

Mit Athletic Bilbao, AZ Alkmaar und Partizan Belgrad erwischt der FC Augsburg in seiner Debütsaison in der Europa League eine spannende und zugleich fordernde Gruppe.

Von Kathrin Steinbichler

Es kommt nicht oft vor, dass ganz Fußball-Europa auf einen blickt. Und so hatten sich die Anwesenden für diesen Freitagmittag im Grimaldi Forum von Monaco fein gemacht. Dunkle Anzüge bestimmten die Szenerie, und Ivica Dragutinovic hatte sich dazu extra noch ein weißes Einstecktuch zugelegt. Als der vormalige Uefa-Pokal-Gewinner des FC Sevilla dann schließlich nach über einer halben Stunde des Mitfieberns zur allerletzten der zwölf Kugeln aus dem dritten von vier Lostöpfen griff, konnte endlich auch der FC Augsburg anfangen, sich auf die Herausforderung Europa einzustellen. Der Debütant trifft in der Gruppe L der Europa League ab dem 17. September auf Athletic Bilbao (Spanien), AZ Alkmaar (Niederlande) und Partizan Belgrad (Serbien) - und hat damit eine spannende und zugleich fordernde Gruppe erwischt.

"Wir versuchen auch in der Euro League für Furore zu sorgen", sagte Stefan Reuter

FCA-Kapitän Paul Verhaegh hatte sich vorab neben Liverpool einen spanischen sowie einen niederländischen Vertreter gewünscht und bekam zumindest die letzteren beiden erfüllt. FCA-Präsident Klaus Hofmann wiederum war vor der Auslosung am Mittelmeer der Überzeugung, dass ein Verein, der in der Welt des europäischen Wettbewerbs ankommen will, "auch einmal im Osten antreten sollte". Denn "wer nicht im Osten war, war nicht in der Europa League", findet Hofmann - auch ihm wurde der Wunsch erfüllt. Nun, Belgrad liegt zwar nicht tief im europäischen Osten, für den FC Augsburg und seine Anhänger aber bedeutet das Los des serbischen Hauptstadtklubs eine Erfahrung der ganz besonderen Art.

Athletic Club v FC Barcelona - La Liga

Wer für Athletic Bilbao, den Europa-League-Finalisten von 2012, im Stadion San Mamés auflaufen will, muss gebürtiger Baske sein.

(Foto: Denis Doyle/Getty Images)

Denn Partizan ist nicht nur ein Verein mit Geschichte, sondern auch mit einer bekanntermaßen sehr leidenschaftlichen Anhängerschaft. In Belgrad "wird uns ein Hexenkessel erwarten", ahnte FCA-Manager Stefan Reuter, der zur Auslosung nach Monaco gereist war, "da können wir uns schon jetzt auf eine grandiose Stimmung freuen". Bilbao, urteilte Reuter, "ist ein spanischer Spitzenklub und wird eine schwere Aufgabe. Unser Kapitän Paul Verhaegh hat sich einen Verein aus den Niederlanden gewünscht und ihn mit AZ Alkmaar bekommen. Noch dazu ist das der Ex-Klub von Ragnar Klavan, das wird sicher eine schönes Duell."

Eine rein touristische Erfahrung aber will der FCA in der Gruppenphase nicht machen: "Chancen hat man immer. Unser Ziel ist es natürlich, weiterzukommen. Wir versuchen auch in der Euro League für Furore zu sorgen", sagte Reuter. FCA-Trainer Markus Weinzierl zeigte sich durchaus zuversichtlich, den einen oder anderen europäischen Punkt ergattern zu können: "Wir freuen uns über diese Lose. Das sind drei sportlich attraktive Gegner und sicherlich auch drei schöne Reisen für unsere Fans. Aber wir wollen, wie in der Bundesliga auch, in diesen sechs Spielen für die eine oder andere Überraschung sorgen und die tollen Erfahrungen in der Europa League genießen."

"Wir wissen, dass die Basis die Bundesliga ist", mahnte Trainer Markus Weinzierl

Die Beteiligten beim FCA sind allerdings auch realistisch genug zu wissen, dass es der Verein in seinem Premierenjahr wohl eher nicht bis ins Europa-League-Finale am 18. Mai im St.-Jakob-Park in Basel schafft. Trainer Weinzierl war ohnehin rund um die Auslosung bemüht, die Konzentration zurück auf die Bundesliga zu lenken. Dort nämlich wartet schon diesen Samstag (15.30 Uhr) mit dem Derby gegen Aufsteiger FC Ingolstadt das wichtige Alltagsgeschäft. "Wir wissen, dass die Basis die Bundesliga ist", mahnte Weinzierl. Denn "wenn wir international vielleicht gut und national schlecht spielen", meinte der Trainer, bekomme das die Mannschaft in den Medien um die Ohren gehauen. "Ich höre es ja schon wieder die letzten Wochen: In dem Jahr brechen sie ein, jetzt kriegen sie Probleme." Noch weiß niemand, wie der FCA die Zusatzbelastung der Spiele und Reisen in Europa verkraften wird, doch Weinzierl will darüber nicht nachdenken - er will in der Bundesliga schlicht wieder "das bestätigen, was wir in den letzten Jahren gezeigt haben".

Anders als zuletzt noch in Frankfurt stehen ihm dabei gegen Ingolstadt wieder die Stürmer Raúl Bobadilla (abgesessene Gelb-Rot-Sperre) und Tim Matavz (nach einer Muskelverletzung) zur Verfügung. Beim FCI ist fraglich, ob Innenverteidiger Benjamin Hübner (Knieprellung) spielen kann.

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