WM-Qualifikation:Younes bewirbt sich als Bundes-Wusler

Der Dribbler nutzt seinen tiefen Körperschwerpunkt. Das Nürnberger Publikum bereitet Timo Werner einen unbequemen Empfang und Emre Can macht auf Capitano. Das DFB-Team in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Nürnberg.

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Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Marc-André ter Stegen

Muss als deutscher Torwart gegen San Marino unfallfrei auf dem Platz stehen und hat ansonsten Urlaub. Apropos Urlaub: Nach dem Hinspiel hatte sich ja Thomas Müller über die Sinnhaftigkeit solcher Spiele beklagt. Was der San Marinese da anbiete, das habe mit professionellem Fußball nichts zu tun. Die Antwort kam von Signore Alan Gasperoni, Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees von San Marino. Die Deutschen seien am Ende dann doch die, die "drunter weiße Socken in Sandalen tragen". Ein haltloser Vorwurf. Ter Stegen trug grüne Socken in ebenso grünen Fußballschuhen und urlaubte 90 Minuten lang seriös und konzentriert wie ein deutscher Wanderer in Jack-Wolfskin-Jacke.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

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Joshua Kimmich

Typ Urlauber, der in den Semesterferien noch ein Praktikum oder einen Fremdsprachenkurs einschiebt. Wird ja trotz hervorragender Noten im Klub nicht befördert und kann es sich deswegen nicht erlauben, auch die einfachsten Hausaufgaben unerledigt zu lassen. Versuchte als Rechtsverteidiger, mit Julian Brandt zu kombinieren wie Philipp Lahm und Arjen Robben beim FC Bayern. Sah dann aber doch eher nach Kimmich/Brandt als nach Lahm/Robben aus. Merkte irgendwann, dass das nicht klappte und suchte anschließend mit seinen Flanken direkt und ohne Umwege Sandro Wagner. Klappte besser.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

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Shkodran Mustafi

Von Joachim Löw hochoffiziell zu einem der Reiseleiter für den Trip nach Russland befördert. Behielt als einziger Innenverteidiger auf dem Platz von hinten die Gruppe im Auge, verteilte Bälle und machte Ansagen wo sie notwendig waren. Musste auch im gesamten Spiel genau null Zweikämpfe führen. Sprach viel mit dem Bundestrainer, und der sagte ihm wahrscheinlich. "Schieß ruhig auch mal ein Tor." Machte er dann.

Germany's Emre Can in action with San Marino's Alessandro Della Valle

Quelle: REUTERS

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Emre Can

Stand, man hat das ja schon fast wieder vergessen, im Halbfinale der EM gegen Frankreich in der Startelf. Fiel dort nicht besonders negativ auf, aber ist seitdem in der Hierarchie so weit hinunter gepurzelt, dass er eher natürlicher Kandidat für den Confed Cup als natürlicher Kandidat für ein großes Halbfinale wäre. Fiel vor allem dadurch auf, dass er erst den Rücken durchdrückte wie einst Michael Ballack und dann auch das Spiel an sich riss wie der Capitano. War der einzige Deutsche, der vom Gegner härter angegangen wurde und zweimal mit Schmerzen am Boden lag. Weiß offensichtlich, dass er sich in seiner Situation kein Ferien-Spiel gegen San Marino erlauben darf.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Jonas Hector

Louis van Gaal sagte einst: Müller spielt immer. Joachim Löw könnte bald mal sagen: Hector spielt immer. Würde auch gegen Papua-Neuguinea, den Vatikan oder Mittelerde auf dem Platz stehen. Schonung? Kennt er nicht. Rotation? Nie davon gehört. Verletzungen? Nix da. Bei Wikipedia könnte man im Artikel "Stammspieler" ein Bild des Kölners hochladen. Wurde nach 56 Minuten für Marvin Plattenhardt ausgewechselt und muss keine Sorge haben, dass der ihm seinen Platz wegnimmt.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

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Leon Goretzka

Großer Gewinner im Spiel gegen Dänemark, großer Verwalter im Spiel gegen San Marino. Legte fast schon eine Bastian-Schweinsteiger-Attitüde an den Tag, der stets wusste, dass die großen Titel nicht in solchen Spielen gewonnen werden. Lieferte in den vergangenen Wochen im Verein und in der Nationalelf so konstant gute Leistungen ab, dass er sich eine schöpferische Pause gegen San Marino erlauben darf.

Deutschland - San Marino

Quelle: dpa

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Amin Younes

Bewirbt sich nach nur zwei Spielen um den Posten des Bundes-Wuslers. Hat mit 1,68 Metern auch einen Körperschwerpunkt auf Verteidiger-Kniehöhe - ideal zum Auswackeln. Zeigte in manchen Situationen noch ein zittriges Füßchen, aber er lief auch vor zwei Jahren noch bei Kaiserslautern II auf. Dort spielte er zwar gegen Gegner auf dem Niveau von San Marino, aber die Spiele wurden nicht von RTL übertragen und auch nicht von Jens Lehmann kommentiert. Weil in der 38. Minute ein Eckball auf den Boden fiel, war er als bodennächster Spieler der erste am Ball und schoss sein erstes Länderspieltor. Gewann das Wusel-Duell klar gegen Julian Brandt.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Julian Draxler

Wenn man nicht wüsste, dass seinem Spiel immer scheinbar die letzten fünf Prozent Körperspannung fehlen, hätte man meinen können, er nähme dieses Quali-Spiel nicht hundertprozentig ernst. Was er aber allein deswegen schon nicht durfte, weil er die Kapitänsbinde trug. Weiß natürlich, dass er im Zweifel mit zwei Drehungen drei San Marinesen ausspielen kann. Schlenzte dann auch ohne große Anspannung das 1:0 ins lange Eck.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Julian Brandt

Nach einer bescheidenen Saison in Leverkusen mit einem bescheidenen Spiel gegen San Marino. Bot Sprints, Übersteiger und Querpässe an, alles Aktionen, die auch gegen Amateurkicker nur mit dem nötigen Selbstvertrauen funktionieren. Müsste sich mal einen Löffel Lockerheit von Julian Draxler abholen - das Tor zum 6:0 wird ihm dabei helfen.

Germany's Lars Stindl in action with San Marino's Michele Cervellini

Quelle: REUTERS

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Lars Stindl

Musste sich das Sturm-Zentrum mit Sandro Wagner teilen und hatte in diesem Präsenz-Duell eigentlich keine Chance. Hat in Gladbach eine spezielle Rolle als halbfalsche Neun - quasi als 8,5 - im 4-4-2 von Dieter Hecking und versuchte, das auch gegen San Marino zu spielen. Seine Mitspieler suchten dann aber lieber die richtige Neun statt die halbfalsche Neun. Findet sich bei Joachim Löw noch nicht so richtig zurecht, hat aber noch einen Confed Cup lang Zeit dafür.

Germany's Sandro Wagner celebrates scoring their second goal with Lars Stindl

Quelle: REUTERS

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Sandro Wagner

Da waren sie, die Wagner-Festspiele. Köpfte als Ouvertüre das 2:0, stocherte im zweiten Akt dann den Ball zum 3:0 über die Linie und köpfte zum Finale das 7:0. Jubelte über sein erstes Länderspieltor, als würde ein Orchester einen persönlichen Triumphmarsch ihm zu Ehren spielen. Über 90 Minuten bereit, die Musik richtig laut aufzudrehen und sich mit einem Ratatataaaataaaa in jeden Zweikampf zu werfen. Joachim Löw weiß spätestens jetzt, dass er da eine richtige Pauke in den Sturm stellen kann.

Deutschland - San Marino

Quelle: dpa

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Timo Werner

Kam rein - und wurde ausgepfiffen. Nicht von allen, aber durchaus von einem hörbaren Teil des Publikums. Selbst der Adler auf der Brust verhindert wohl nicht, dass ihm einige seine Schwalbe gegen Schalke in der Bundesliga noch übel nehmen. Versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und sprintete nach seiner Einwechslung für Lars Stindl engagierter die Linie auf und ab als der Gladbacher. Köpfte den Ball nach einer Flanke von Kimmich ans Außennetz.

Germany v San Marino - FIFA 2018 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Marvin Plattenhardt und Diego Demme

Spielten beide ihr erstes WM-Qualifikationsspiel. Hätten damit vor zwei Monaten noch nicht gerechnet.

© SZ.de/tbr
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