Fußball-WM: Spaßverderber:Im Korso bitte Abstand halten!

Die Fußball-WM ist ein Sicherheitsrisiko für Fans - nicht nur in Südafrika. Wer dachte, am Kap sei es gefährlich, der sollte sich hierzulande umschauen: Bei der Beflaggung, beim Salzgebäck und beim Autokorso - überall droht Ärger.

Michael König

Fußball ist ein gefährlicher Sport - auch für die Fans. Das wissen diejenigen, die nach Südafrika gereist sind, um die deutsche Elf vor Ort anzufeuern. Wochenlang prasselten Warnungen auf sie ein: Lasst euch gegen Masern impfen, riet der Fußball-Weltverband. Benutzt Kondome, mahnten die südafrikanischen Hotelbesitzer - praktischerweise verteilten sie 160.000 Gratis-Überzieher. Macht euch mit dem Linksverkehr vertraut, appellierte die Deutsche Botschaft in Pretoria. Ganz zu schweigen von all den Warnungen, die sich mit der Kriminalität in Südafrika befassten.

Autokorso Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland

Ein Autokorso kann teuer werden, warnen Experten: "Mehrmaliges Hin- und Herfahren" sowie "Unmotiviertes Hupen" sind Ordnungswidrigkeiten.

(Foto: online.sdesport)

Viele Fans blieben angesichts der Sicherheitslage lieber zu Hause. Doch der Eindruck, dass sich die Gefahr hierzulande umgehen ließe, täuscht. Auch in Deutschland lauert das Risiko an jeder Ecke. Wie gut, dass es Institutionen gibt, die rechtzeitig warnen.

So klärt etwa der Mieterschutzverein Frankfurt über das Unheil auf, das beim Beflaggen des heimischen Balkons droht. Es sei zu beachten, schreiben die Mieterschützer, dass "Passanten etwa von herunterfallenden Fahnen nicht verletzt und Autos nicht beschädigt werden". Nicht auszudenken, was passieren würde, fiele etwa ein schwarz-rot-goldenes Stück Stoff auf ein italienisches Auto. Auch mahnt der Mieterschutzverein, "Fenster der Nachbarn" dürften "nicht mitbeflaggt werden". Sonst droht womöglich Ärger mit der türkischen Familie von nebenan, die vier Wochen lang von Fußball nichts wissen möchte.

"Mehrmaliges Hin- und Herfahren"

Sollte Deutschland bei der WM eines oder mehrere Spiele gewinnen, könnte es auf Prachtmeilen wie der Münchner Leopoldstraße zu motorisierten Partys kommen, auch Autokorso genannt. Auch hier lauert die Gefahr, wie der Automobilclub von Deutschland (AvD) weiß. Weil im Siegesjubel kaum jemand an die Einhaltung des Sicherheitsabstands denke, herrsche erhöhte Unfallgefahr. Auf den Autofahrer komme in diesem Fall ein Verwarnungsgeld in Höhe von 35 Euro zu, mahnt der AvD.

Auch "mehrmaliges Hin- und Herfahren" und "unmotiviertes Hupen" - beides ist bei einem zünftigen Autokorso unerlässlich - könne von der Polizei als Ordnungswidrigkeit aufgefasst werden. Der AvD warnt: Es drohen Verwarnungsgelder von bis zu 20 Euro. Noch teurer werde es, wenn mehr Personen in einem Cabrio sitzen, als eigentlich erlaubt. Dann werden bis zu 80 Euro und drei Punkte in Flensburg fällig. Angesichts solcher Summen ist es vermutlich ratsam, mit dem Fahrrad am Korso teilzunehmen - oder gleich zu Hause zu bleiben. Allerdings ist nicht einmal das gefahrlos möglich.

Nussschalen als Wurfgeschosse

Wie das Fachmagazin Apotheken-Umschau recherchiert hat, werden beim Mitfiebern und Feiern im heimischen Wohnzimmer Speisen und Snacks verzehrt, die zu einer Gefahr für die Fan-Gesundheit werden können. Beim "staccato-artigen Einschmeißen salziger Knabbereien" sei etwa zu beachten, dass schon 50 Gramm Chips ungefähr 270 Kilokalorien beinhalteten. Die gleiche Menge gesalzener und gerösteter Erdnüsse schlage sogar mit 292 Kilokalorien zu Buche. Die empfohlene Tageszufuhr eines Mannes liegt bei 2500 Kilokalorien - allerdings dürfen sich Fußballfans damit rechtfertigen, bei besonders großer Anspannung mehr Energie zu verbrennen.

Auch bei Cola, Pizza, Pommes und Schokolade schrillen die Alarmglocken. "Schade eigentlich, die typischen Fußball-Snacks scheinen alle nicht so wirklich ausgewogen, vollwertig oder kalorienarm zu sein", bedauert die Apotheken-Umschau. Stattdessen solle sich der Fußballfan an Möhrchensticks und mundgerechten Obststücken laben, raten die Experten.

Auch unbehandelte Erdnüsse seien in Ordnung: "Durch das Knacken isst man automatisch weniger und sie sind auch etwas kalorienärmer." Was die Ratgeber verschweigen: Das Knacken bietet auch eine hervorragende Ablenkung zum Geschehen auf dem Fernseher. Und die leeren Nussschalen lassen sich prima wiederverwerten: Etwa, um damit dauermahnende Spaßverderber zu bewerfen.

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