Fußball-WM:Selbstkontrolle

Die Nationale Anti-Doping-Agentur übt scharfe Kritik am Testverfahren während der WM. Dass der Fußball-Weltverband seine Spieler selbst kontrolliert, sei ein Unding. Auch der Freispruch für Perus Kapitän Guerrero ruft Unmut hervor.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada hat das Dopingkontrollverfahren bei der Fußball-WM in Russland scharf kritisiert. Der Weltverband Fifa führt während des Turniers die Kontrollen in Eigenregie durch: "Der Sport kontrolliert sich selbst. Das ist genau das, was wir eigentlich nicht mehr wollen", sagte Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der Nada, in Berlin. "Der Sport darf sich nicht selbst kontrollieren. Da sind die Interessenskonflikte einfach zu groß", betonte Gotzmann. Der Anti-Doping-Kampf in Russland ist zudem deshalb besonders schwierig, weil die Russische Anti-Doping-Agentur Rusada durch die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada weiterhin suspendiert ist. "Ich gehe davon aus, dass die Proben der Fußballer nach Lausanne gebracht werden und dort analysiert werden", sagte Gotzmann.

Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied und Chefjustiziar der Nada, ärgerte sich mit Blick auf die WM vor allem über den Fall des peruanischen Kapitäns Paolo Guerrero. Der frühere Bundesliga-Spieler (HSV, FC Bayern) hatte vor dem zivilen Schweizer Bundesgericht erwirkt, dass seine 14-monatige Dopingstrafe wegen Kokainmissbrauchs (durch den Internationalen Sportgerichtshof Cas) ausgesetzt wurde und er deshalb doch noch an der WM teilnehmen darf: "Das Argument, dass man die Sperre verringern soll, weil der Saisonhöhepunkt ansteht, darf nicht ziehen", sagte Mortsiefer: "Das torpediert den Anti-Doping-Kampf. Es gab eine Sanktionierung, die einzuhalten ist. Wenn Guerrero bei der WM (...) vielleicht erfolgreich spielt, dann ist da ein fader Beigeschmack."

© SZ vom 06.06.2018 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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