Fußball-WM in Südafrika:Flugverbot für Spielerfrauen

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Ist Sex vor dem Spiel erlaubt? Bei der WM in Südafrika ist diese Frage nebensächlich, denn viele Spielerfrauen reisen erst gar nicht an - aus Angst vor Kriminalität und Terror. Auch die deutschen Spieler bleiben solo. Zumindest vorerst.

Titus Arnu

"Im nächsten Leben werde ich Spielerfrau - nix arbeiten und viel verdienen," lästerte der ehemalige FC Bayern-Spieler Mehmet Scholl mal. Das ist natürlich zynisch und frauenverachtend, denn das Leben als Spielerfrau ist in Wirklichkeit gar nicht so einfach. Ständig wird man von Paparazzi verfolgt, muss Interviews für Bild und Bunte geben und sich als Model oder Schmuckdesignerin einen Namen machen. Dazu kommt noch die wichtige Aufgabe, die Fußballer während des Turniers bei Laune zu halten und für den Sieg zu motivieren.

Englische Spielerfrauen während der WM 2006. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Ist Sex vor dem Spiel erlaubt? Lenken die hübschen Blondinen auf der Tribüne ab? Diese Fragen sind bei der WM 2010 nebensächlich, es geht ganz grundsätzlich darum, ob die Frauen überhaupt kommen. Die Holländer und die Italiener wollen Ehefrauen und Lebensgefährtinnen ihrer Stars zu Hause lassen, aus Angst vor Kriminalität und Terroranschlägen. Nachdem bekannt wurde, dass ein mutmaßlicher Al-Kaida-Kämpfer einen Anschlag auf das WM-Spiel zwischen Niederlande und Dänemark am kommenden Montag in Johannesburg geplant haben soll, erhielten die Frauen der Oranje-Kicker Flugverbot.

"Es ist erschreckend. Aber wir wollen unsere Frauen natürlich keiner Gefahr aussetzen", sagte der niederländische Nationalspieler Dirk Kuyt. Rafael van der Vaarts Frau Sylvie wird in Deutschland dem Privatsender RTL als "Expertin" zur Verfügung stehen und ist keineswegs böse, dass sie auf die Reise nach Südafrika verzichten muss. Auch die meisten Spielerfrauen von Weltmeister Italien werden wohl in der Heimat bleiben. Den Frauen sei die Reise nach Südafrika einfach zu gefährlich, hieß es, nachdem beim Afrika-Cup im Januar bei einem Anschlag auf den Teambus der Nationalmannschaft von Togo drei Menschen getötet worden waren. Englands Teammanager Fabio Capello, der die berühmten "Wags" (Wives and Girlfriends) einst als "üblen Virus" bezeichnete, wäre sogar bereit, seinen Spielern Familien-Freizeit zu gönnen. Allerdings scheinen die englischen Spielerfrauen selbst kein großes Interesse daran zu haben, ihren Männern nach Südafrika nachzureisen. "Ich fühle mich sicherer, die Weltmeisterschaft in England zu verfolgen", sagte Coleen Rooney, die Frau von Englands Superstar Wayne Rooney.

Die deutschen Spieler dürfen sich dagegen auf Damenbesuch freuen. Bundestrainer Joachim Löw hat offenbar keine Bedenken gegen die Anwesenheit von Wags in Südafrika. Abgeschottet im Luxus-Quartier Velmore Grande unweit von Pretoria bekämen die deutschen Spielerfrauen auch kaum etwas von der problematischen Sicherheitslage in Johannesburg oder Kapstadt mit. Shopping-Touren werden sich ohnehin in Grenzen halten, so dass die moralische Unterstützung des Teams im Vordergrund stehen dürfte.

Die Damen sollen allerdings erst nach der Vorrunde zur Mannschaft stoßen. "Wir müssen es uns quasi verdienen, unsere Frauen zu sehen", meinte Löw. Auch eine Form der Motivation.

© SZ vom 10.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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