Fußball-WM 2022 in Katar:"Vielleicht ist das Exekutivkomitee ja nutzlos"

Fußball-WM 2022 in Katar: Gut vernetzt im arabischen Raum: Michel Platini (M.), hier mit dem Kronprinz von Bahrain Scheich Salman Bin Hamad bin Issa al-Khalifa (r.).

Gut vernetzt im arabischen Raum: Michel Platini (M.), hier mit dem Kronprinz von Bahrain Scheich Salman Bin Hamad bin Issa al-Khalifa (r.).

(Foto: AFP)

Machtkampf im Fußball-Weltverband: Michel Platini greift Generalsekretär Valcke wegen dessen Aussagen zu einer Verlegung der WM 2022 in Katar an. Die Organisatoren halten öffentlich an einer Sommer-WM fest. Denn sie wissen: Alles andere könnte ein fataler Fehler sein.

Das Gerangel um die Fußball-WM 2022 in Katar und um die Macht im Weltverband Fifa geht weiter. Die Organisatoren der umstrittenen Veranstaltung setzen öffentlich weiterhin auf eine Terminierung des Weltturniers im Sommer. "Ich denke, es ist nicht unmöglich. Es ist heiß hier im Sommer. Es ist nicht die ideale Zeit, unser Land zu besuchen, das kann keiner bestreiten", sagte der Generalsekretär des WM-Organisationskomittes in Katar, Hassan Al-Thawadi, der Sportzeitung L'Équipe.

Er verwies auf andere Weltmeisterschaften, die teilweise bei hohen Temperaturen gespielt wurden: "Schauen Sie die WM in Mexiko 1970 und 1986 oder die in Spanien 1982 und den USA 1994 an."

Allerdings drohen im Juni und Juli in Katar wesentlich höhere Temperaturen als in den von Al-Thawani genannten Ländern. Deshalb planen die Kataris auch, die Stadien sowie die Trainingszentren auf angenehmere Temperaturen herunterzukühlen.

FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke hatte am Mittwoch gesagt, die WM solle nicht im Sommer 2022 stattfinden, sondern "zwischen dem 15. November und spätestens dem 15. Januar". Valcke gilt als enger Vertrauensmann von Fifa-Chef Sepp Blatter und steht einer Task-Force vor, die sich mit den Fragen um eine eventuelle Verlegung der Katar-WM befasst. Dazu sagt Al-Thawadi: "Wenn alle die Entscheidung treffen, den Wettbewerb in den November zu verlegen, kein Problem, das wird unsere Pläne nicht beeinträchtigen."

Hintergrund ist ein Machtkampf in der Fifa. Chef Sepp Blatter hat sich mit den einflussreichen Kataris überworfen und versucht zu verhindern, dass deren Vertrauensmann, der derzeitige Uefa-Chef Michel Platini, ihn 2015 bei der nächsten Wahl verdrängt. Auch schickte Blatter seinen Chefermittler Michael J. Garcia um die Welt, um dem Verdacht auf Korruption rund um die WM-Vergaben 2018 nach Russland und 2022 nach Katar nachzugehen.

Es gilt nicht als ausgeschlossen, dass Katar die WM doch noch verliert, falls Garcia fündig wird. Einen Fehler aber machen die Organisatoren nicht: Von sich aus den Antrag stellen, das Turnier in den Winter zu verlegen. Denn das könnte einen Vertragsbruch bedeuten, was die gescheiterten und angesäuerten Bewerber der Wahl im Dezember 2010 auf den Plan rufen würde. Hätte dann Katar nicht den Zuschlag für ein Turnier erhalten, dass so gar nicht ausgeschrieben war? Valcke und Blatter haben das wohl erkannt und lenken in diesem Punkt ein.

Die Debatte der vergangenen Tage nutzt Platini zum Angriff. Er reagierte verärgert auf das Vorpreschen von Valcke. "Im Exekutivkomitee wurde Anfang Oktober entschieden, eine große Beratung im Fußball zu starten, und dass keine Entscheidung vor der WM 2014 in Brasilien getroffen wird. Deshalb sehe ich nicht, warum darüber öffentlich diskutiert wird", sagte er auch in der L'Équipe.

"Aber vielleicht ist das Exekutivkomitee ja nutzlos. Wenn die Entscheidung schon gefallen ist, ist es nutzlos, sich zu treffen." Eine Spitze gegen Valcke und Blatter.

Platini hatte sich stets für eine Verlegung des umstrittenen Weltturniers in Katar in die Wintermonate ausgesprochen. "Das ist meine persönliche Meinung", betonte der Franzose nun. "Aber wir müssen zuerst die komplette Fußball-Familie konsultieren für eine Entscheidung."

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