Fußball-WM in den sozialen Netzwerken:"Ein Vogel? Ein Flugzeug? Es ist Supervan!"

Robin Van Persie, Twitter, Fußball-WM

Netzphänomen: Robin Van Persie

(Foto: Twitter)

Marcell Jansen fängt sich einen lustigen Konter, die Italiener gewinnen den Stil-Wettbewerb gegen die Engländer und Robin Van Persie fliegt als Supervan durch die Lüfte. Die Netzfundstücke aus den ersten Tagen der Fußball-WM.

Von Johannes Knuth

Die Fußball-WM in Brasilien wird das wohl bisher größte Ereignis in der Historie der sog. sozialen Netzwerke. 12,2 Millionen sog. Tweets schwirrten weltweit während des Eröffnungsspiels am vergangen Donnerstag zwischen Brasilien und Kroatien durchs Netz. Das behauptet zumindest der Dienst, der es wissen sollte: Twitter. Der bisherige Rekord lag bei 8,4 Millionen Tweets, aufgestellt beim Champions-League-Finale im vergangenen Mai zwischen den Madrider Klubs Real und Atlético.

Konkurrent Facebook zählte 58 Millionen Nutzer, die während des Eröffnungsspiels kommentierten, Inhalte verbreiteten oder Gefällt-mir-Knöpfe drückten. Umgerechnet in Einwohnerzahlen vergnügte sich also die gesamte Türkei auf Facebook und Twitter. Während der Fußball-WM 2010 waren es beim Eröffnungsspiel laut CNN rund 300.000 Tweets, vergleichbar mit der Einwohnerzahl von Island.

Früher kommunizierten Spieler, Trainer und Offizielle fast exklusiv mit den Medien. Mittlerweile verlagert sich der WM-Diskurs ins Digitale. Eine Auswahl kurioser, lustiger und peinlicher Einträge der ersten WM-Tage.

"Wenn Fußball gerecht wäre..."

Marcell Jansen meinte es ja gut. Der Linksverteidger des Hamburger SV hatte das Eröffnungsspiel aufmerksam verfolgt, er hatte sich sehr über den Ohnmachtsanfall von Brasiliens Stümer Fred geärgert (der dafür mit einem Strafstoß belohnt wurde). Jansen solidarisierte sich pflichtbewusst mit der erzürnten Fußballgemeinde, per Facebook:

In der Hektik des Netzes übersieht man schon einmal Dinge - zum Beispiel die Schreibweise eines Namens. Kurz nachdem Brasiliens Außenverteidiger Marcelo im Eröffnungsspiel gegen Kroatien den Ball ins eigene Tor gestolpert hatte, trugen Nutzer ihre Kritik dezent auf Marcelos Twitter-Account vor ("Ich hoffe, du stirbst"). Nur, dass es sich nicht um Marcelos Profil handelte, sondern um jenes des italienischen Models Marcello Ferri:

Regel Nummer eins der guten Krisen-PR: Offen und ehrlich kommunizieren. Das beherzigte vor kurzem auch der Deutsche Fußball Bund. Der veröffentlichte auf seiner Verbandsseite ein Interview mit dem Nationalspieler Kevin Großkreutz. Letzterer hatte zuvor öffentlich uriniert und Döner durch die Gegend geworfen. Wie steigt man da am besten ins Gespräch ein?

Sie hätte auch einem Videospiel entspringen können, die Flugeinlage von Hollands Robin Van Persie vor dem 1:1-Ausgleich gegen die Spanier am Freitag. Die entsprechenden Fotomontagen und Schlagzeilen ("Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein! Es ist Supervan!") folgten umgehend:

Länderspielzeit ist auch Stereotypenzeit. Wobei manche Nationalmannschaften gewisse Klischees nicht nur bedienen, sondern verstärken. Zum Beispiel die Engländer und Italiener:

Früher beschwerte man sich bei der Rezeption, wenn Ameisen durchs Hotelzimmer krochen. Heutzutage informiert man zudem seine Twitter-Follower, wie Uruguays Torwart Fernando Muslera:

"Meine Rolle ist hier bestimmt nicht, den Spaßvogel zu machen", sagte Lukas Podolski zuletzt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Stimmt. Derartige Fotos sind angesichts der Proteste in anderen brasilianischen Städten nur bedingt lustig.

Dürften die sozialen Netzwerke einen Weltmeister bestimmen, hätte Portugal den Pokal sicher. Fast 27 Millionen Nutzer haben @Cristiano auf Twitter abonniert, bei Facebook sind es mehr als 85 Millionen Anhänger. Sein Dauerrivale, Argentiniens Lionel Messi, kommt auf schlappe 58 Millionen (Facebook). Einziger deutscher Nationalspieler in der Twitter-Elf: @mesutözil1088 - mit rund sechs (Twitter) bzw. 20 Millionen Fans (Facebook). Der Rest der Deutschen scheidet leider in der Gruppenphase aus.

Mit Material von dpa und sid

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