Fußball-WM 2026:Eine WM-Bewerbung, die Trump-Skeptiker bändigt

USA: World Cup 1994 Final Ceremony; USA

Die bisher letzte WM in den USA im Jahr 1994

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die USA bewerben sich zusammen mit Mexiko und Kanada für die Fußball-Weltmeisterschaft 2026.
  • Die gemeinsame Kandidatur besänftigt diejenigen in den Fifa-Mitgliedsverbänden, die US-Präsident Donald Trump skeptisch sehen.
  • In Mexiko wird das Vorhaben kritisch gesehen. Vor allem aufgrund der Verteilung der Partien.

Von Sebastian Fischer

Sunil Gulati ist der Präsident des amerikanischen Fußballverbandes USSF, und er doziert nebenbei Ökonomie an der renommierten Columbia University. Doch am Montagabend trat er im One World Trade Center in New York in einer dritten Funktion vor die Presse: als Diplomat. Nachdem er die gemeinsame Kandidatur der USA, Mexikos und Kanadas als Ausrichter für die Weltmeisterschaft 2026 verkündet hatte, sagte er: "Wir glauben nicht, dass der Sport alle Probleme in der Welt lösen kann, aber wir denken, dies ist ein gewaltiges positives Signal und Symbol für das, was wir gemeinsam tun können, um Länder zu vereinen."

Die USA könnten das erste Turnier, das der Weltverband Fifa auf 48 Mannschaften aufgebläht hat, auch alleine ausrichten. Zwar haben längst nicht alle Amerikaner das Konzept einer Fußball-WM verstanden, wie neulich die Frage in einer Pressekonferenz an Bastian Schweinsteiger bewies, ob er vorhabe, mit seinem neuen Klub Chicago Fire den "World Cup" zu gewinnen. Doch Infrastruktur gibt es zur Genüge, Flughäfen, Hotels und vor allem 45 Stadien mit mindestens 70 000 Zuschauerplätzen. Es sei der ursprüngliche Plan des amerikanischen Verbandes gewesen, sich allein zu bewerben, gab Gulati zu. Doch die Bewerbung sollte mit einer politischen Botschaft einhergehen. Oder wie ein Reporter des US-Sport-Senders ESPN kommentierte: "Politics 101" - ein Politik-Grundkurs.

Schon 2018 könnte es den endgültigen Zuschlag geben

Und so berichtete Gulati von Zustimmung aus dem Weißen Haus. Präsident Donald Trump, der bekanntlich eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen will, sei besonders "erfreut, dass Mexiko Teil dieser Bewerbung ist". So haben die Amerikaner nun wohl auch jene Trump-Skeptiker in den 211 Fifa-Mitgliedsverbänden besänftigt. Die dürfen erstmals alle abstimmen, früher entschied nur das Fifa-Exekutivkomitee. Bewerber aus Europa oder Asien sind aufgrund der WM-Turniere in Russland 2018 und in Katar 2022 ausgeschlossen, einen realistischen Gegenkandidaten gibt es nicht.

Wie siegessicher das Trio ist, zeigte eine Meldung der Nachrichtenagentur AP, die aus einem bereits im März verschickten Schreiben der Bewerber an die Fifa zitiert: Die Kandidaten fragen darin an, ob bereits beim Fifa-Kongress am 11. Mai in Bahrain eine "prinzipielle Entscheidung" für ein Turnier 2026 getroffen werden könne, das "gemeinsam und kooperativ" in Nordamerika organisiert werde. Anschließend solle die Fifa-Administration den Antrag bis zum 31. März 2018 prüfen. Schon beim Fifa-Kongress im Juni 2018 könnte der endgültige Zuschlag erteilt werden.

"Mexiko bekommt nur die Krümel", fürchtet die Sportzeitung "Récord"

In Mexiko hält sich die Begeisterung trotzdem in Grenzen. Es ist der Plan, dass 60 Spiele inklusive des Finales in den USA stattfinden würden - und in Kanada und Mexiko nur jeweils zehn Partien vor dem Viertelfinale. "Mexiko bekommt nur die Krümel", schrieb die Sportzeitung Récord. Denn eine alleinige Bewerbung des Landes, das zum dritten Mal nach 1970 und 1986 WM-Gastgeber sein würde, war zuvor ebenfalls im Gespräch gewesen.

Mexikos Verbandspräsident Decio de Maria, der die Bewerbung gemeinsam mit Gulati und dem kanadischen Verbandspräsidenten Victor Montagliani verkündete, erklärte jedoch, das Land könne ein Turnier mit 80 Spielen allein nicht stemmen, die Mexikaner sollten den USA dankbar sein. Zur Aufteilung der Begegnungen sagte er, die Entscheidung darüber sei noch nicht getroffen. Angeblich will sich der mexikanische Verband FMF um die Ausrichtung des Eröffnungsspiels bemühen.

FMF-Generalsekretär Guillermo Cantu hielt eine andere versöhnliche Interpretation bereit: Mexikos Nationalteam habe in den USA in vielen Städten ohnehin ein Heimspiel. Seit der WM 2014 hat El Tri mehr Spiele in den USA ausgetragen als im eigenen Land. In den USA waren regelmäßig die Football-Arenen ausverkauft. Vielleicht dachte daran auch der USSF-Präsident Gulati, als er am Montag kurz in seiner Rolle als Ökonomie-Dozent sprach: Eine WM mit 60 Spielen in den USA, sagte er, wäre die bei weitem lukrativste der Fifa-Geschichte.

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