Fußball-WM:Auch bei Manuel Neuer wachsen die Zweifel

  • Das Comeback von Bayern-Torhüter Manuel Neuer verschiebt sich weiter: In der Bundesliga-Saison kommt er nicht mehr zum Einsatz.
  • Meldungen, wonach Neuer auch für das Pokalfinale ausfällt, dementiert sein Klub aber.
  • So oder so: Für die Fußball-WM in Russland wird es eng. Neuer sagt: "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe."

Von Matthias Schmid

Manuel Neuer wird an diesem Samstag auf den Rasen der Fröttmaninger Arena zurückkehren. Auf den Torhüter des FC Bayern wartet nach dem Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart eine ehrenvolle Aufgabe, er darf die Meisterschale in den Himmel recken. Bei den ganzen verwirrenden Bulletins um Neuers Gesundheitszustand kann ja leicht in Vergessenheit geraten, dass der 32-Jährige in dieser Saison tatsächlich dreimal für die Münchner aufgelaufen ist, bevor ihn ein Fußbruch bis zum heutigen Tag vom Sport befreit hat. Er darf sich ganz rechtmäßig Deutscher Meister nennen.

Am liebsten würde Manuel Neuer am Samstag aber in Torwart- und nicht in Freizeitklamotten auf dem Rasen stehen. Doch das lässt seine Genesung noch nicht zu. Die positive Nachricht aber ist, dass er seine Gehhilfen daheim lassen kann - anders als bei der Schalenübergabe der vergangenen Saison.

Der FC Bayern versendet eine Klarstellung

Doch wie weit ist Neuer von einer Rückkehr als Torhüter entfernt? Darüber ist eine aufgeregte Debatte entstanden, in die sich am Mittwochmittag sogar der FC Bayern eingemischt hat. "Klarstellung zu Medienberichten über Manuel Neuer" hatte der Klub auf seiner Webseite einen vierzeiligen Beitrag überschrieben, in dem wörtlich geschrieben steht: "Medienberichten zufolge soll Jupp Heynckes am heutigen Mittwoch gesagt haben, dass Manuel Neuer in dieser Saison beim FC Bayern nicht mehr zum Einsatz kommen würde. Heynckes dazu: 'Das habe ich so nicht gesagt. Tatsache ist, dass Manuel am Samstag beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch nicht im Kader stehen wird. Für das Pokalfinale ist die Entscheidung hingegen noch offen.'"

Am Vormittag noch war das Fußballmagazin Kicker mit einer Meldung auf den Markt gekommen, dass Bayern-Trainer Heynckes, der am Mittwoch seinen 73. Geburtstag feiert, gesagt haben soll, dass Neuer in dieser Saison nicht mehr in einem offiziellen Spiel das Bayern-Trikot tragen würde. "Manuel wird gegen Stuttgart nicht spielen - und auch im Pokalfinale nicht", wurde Heynckes da zitiert.

Dass sich die Bayern-Verantwortlichen nun zu einer Klarstellung durchgerungen haben, deutet daraufhin, dass Neuers kleiner Rückschlag schlimmer sein könnte als bisher angenommen, sie dies aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht kommunizieren wollen. Am Montag war bekannt geworden, dass ihn eine Schwellung im operierten linken Fuß zu einer mehrtägigen Trainingspause gezwungen hatte und den schönen Heynckes' Plan, Neuer am 34. Spieltag gegen Stuttgart wieder ins Tor zu stellen, zunichte machte. Es ist nicht allzu viel Fantasie nötig, um zu erahnen, dass Neuer auch im Pokalfinale eine Woche später gegen Frankfurt kaum seine Torwandhandschuhe überstreifen wird, wenn er vorher keine einzige Pflichtspielminute absolviert hat - zumal Sven Ulreich der Torhüter ist, der die Münchner in dieses Finale gebracht hat, zuletzt im Halbfinale mit herausragenden Reflexen beim Auswärtssieg in Leverkusen.

Neuer selbst hatte sich am Dienstag in München ausführlich zu seiner Genesung geäußert. An das Pokalfinale denke er "jetzt überhaupt nicht. Ich denke von Trainingseinheit zu Trainingseinheit, von Therapie zu Therapie". Neuer sprach weiter von "positiven Eindrücken". Aber erstmals musste er auch zugeben, dass er nicht wisse, ob er für die Fußball-WM rechtzeitig fit werden würde. "Das kann ich jetzt nicht sagen", entgegnete der 32-Jährige, um nach einer Kunstpause aufrichtig hinzufügen: "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe."

Auch beim Weltmeister von 2014 schwindet allmählich die Zuversicht, dass er als vollständiges und gesundes Mitglied nach Russland reisen wird. Vor der WM stehen noch zwei Testspiele der Nationalmannschaft gegen Österreich (2. Juni) und Saudi-Arabien (8. Juni) an. Nun wird schon darüber diskutiert, ob Neuer von sich aus in den nächsten Tagen seinen WM-Start absagen könnte. Eine interessante Alternative hat er am Dienstag selbst ins Spiel gebracht: Er könne sich auch vorstellen, sich als Nummer zwei auf die Bank zu setzen, "weil man nicht weiß, wo das Ende ist beziehungsweise was das Ende mit sich bringt", sagte Neuer.

Joachim Löw ist nach SZ-Informationen jedenfalls fest entschlossen, mit vier Torhütern ins Trainingslager nach Südtirol zu fahren - inklusive Manuel Neuer. Löw glaubt noch daran, dass seine langjährige Nummer eins eine realistische Chance auf das Turnier hat. Fest steht nur, dass jeder noch so kleine Schritt Neuers bei der Übergabe der Meisterschale am Samstag ganz genau beobachtet werden wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: