Fußball:Wettskandal: Ärzte sollten Spieler vergiften

Der Wettskandal wird immer mysteriöser: Laut Ermittlungsunterlagen hat die Wettmafia Ärzte und Hotel-Köche bedrängt, Spieler zu vergiften - "im Sinne russischer Methoden".

Im europaweiten Fußball-Wettskandal werden immer brisantere Details bekannt. Nach Einsicht in die Ermittlungsunterlagen seines Mandanten Deniz C. sagte Rechtsanwalt Burkhard Benecken der Deutschen Presse-Agentur dpa, dass es nach Erkenntnissen der Ermittler auch Einwirkungen auf Mannschaftsärzte und Köche von Luxushotels gegeben haben soll. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum seien diese angewiesen worden, "einzelne Spieler im Sinne russischer Methoden zu vergiften, damit diese für einzelne Partien ausfallen", sagte Benecken.

Fußball: Der Wettskandal wird immer myteriöser: Angeblich sollten Ärzte im Auftrag der Wettmafia Spieler vergiften.

Der Wettskandal wird immer myteriöser: Angeblich sollten Ärzte im Auftrag der Wettmafia Spieler vergiften.

(Foto: Foto: ddp)

Laut Ermittlungsakten sei die Wettaffäre ein Fall für die Abteilung "organisierte Kriminalität", da die Verdächtigen sich nicht wie andere Wettbetrüger zuvor darauf beschränkt hätten, mit List und Täuschung vorzugehen. Das entscheidende Kriterium dieses weltweiten Netzwerks sei die Gewalt. Man schrecke nicht mehr davor zurück, Leute in Keller einzusperren oder Spieler zu betäuben. Es seien Geldflüsse von zig Millionen Euro im Spiel, so dass auch Vermögenswerte verschleiert werden sollten.

Beneckens seit vergangenem Donnerstag in Untersuchungshaft sitzendem Mandanten wird erpresserischer Menschenraub und gewerbsmäßiger Bandenbetrug in acht Fällen vorgeworfen. Laut Ermittlungsakten soll der 30 Jahre alte Mann aus Herten eine der zentralen Figuren der europaweit tätigen Wettmafia sein. C. soll bei Manipulationen entscheidenden Druck ausgeübt haben.

Ein weiterer Beschuldigter, Mario C., habe diese veranlasst. Der Mann, der in Nürnberg und Umgebung in Wettbüros und Gastronomiebetrieben Wettautomaten aufgestellt haben soll, habe den Draht in die Spielerkreise gehabt. Deniz C. wird darüber hinaus nach Aussage Beneckens zur Last gelegt, Rechtsanwälte von anderen Beschuldigten und Geschädigten bezahlt zu haben, damit diese keine oder gewünschte Aussagen machen.

Der Hertener soll mit sechs anderen Verdächtigen auf manipulierte Partien in der Schweiz, Belgien, Türkei, Slowenien und Kroatien gewettet haben. Dabei habe C. einen Gewinn von 990.275 Euro gemacht. Des Weiteren werde ihm nach Aussage Beneckens vorgeworfen, "dass er im Juni 2008 einen Wettanbieter aus Nürnberg verschleppt und drei bis vier Tage in einem Keller in Herten eingesperrt habe, mit der Intention, von dieser Person 100 000 Euro Wettschulden zu bekommen". Der Anwalt erklärte, man wolle diese Vorwürfe unbedingt entkräften, sein Mandant habe bei Wetten insgesamt mehr verloren als gewonnen.

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