Fußball:Wenn Pep geht, geht der FC Bayern nicht unter

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Falls der Trainer den Klub zum Saisonende verlässt, können sie beim FC Bayern gelassen bleiben. Die Zukunft des Vereins hat längst begonnen.

Kommentar von Philipp Selldorf

Der FC Bayern hat im 21. Jahrhundert zwar nicht alle deutschen Meisterschaften gewonnen, aber die meisten. Welchen Anteil die Trainer daran hatten, lässt sich nicht präzise belegen, weshalb der große Fußballweise Rudi Völler weiterhin ungestraft behaupten darf, dass beim FC Bayern auch der Platzwart zum Meistertrainer taugen könnte. Völler kennt aus seiner reichen Erfahrung den Wert eines guten Trainers, doch er ist überzeugt davon, dass die wesentlichen Akteure dieses Sports nicht an der Seitenlinie, sondern auf der Rasenfläche stehen. Auf Dauer entscheiden die Spieler das Spiel, glaubt er.

Wenn also Pep Guardiola zum Saisonende die Säbener Straße verlassen sollte, wäre zumindest Völler nicht besorgt, dass es danach rasend bergab ginge mit den Bayern. Ohne Zweifel: Der Verein wird auch in der kommenden Saison einen Kader von überlegener Qualität unterhalten, allein deshalb, weil er der einzige in Deutschland ist, der sich solch einen Kader leisten kann.

Guardiolas Nachfolger muss keinen hektischen Umbau beaufsichtigen

Vor der nächsten Saison werden also von den 18 Ligatrainern wieder mindestens 18 die Bayern zum Titelfavoriten erheben, an diesem Status quo wird sich nichts ändern, selbst wenn der Coach dann nicht mehr Guardiola heißt, sondern - was nicht unwahrscheinlich ist - Carlo Ancelotti (mit der Beförderung des Platzwarts ist nicht zu rechnen). In Anbetracht der Münchner Weltherrschaftsansprüche gibt es zwar auch Ungewissheiten und Risiken, doch die erscheinen beherrschbar.

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Berichten zufolge führt eine neuerliche Verletzungsmisere zu Zerwürfnissen beim FC Bayern - auch um eine mögliche Guardiola-Nachfolge gibt es Gerüchte.

Dass im turbokapitalistischen Fußball des 21. Jahrhunderts auch Riesen stolpern und stürzen können, hat zuletzt Manchester United exemplarisch veranschaulicht. Die Nachfolge des absolutistischen Regenten Sir Alex Ferguson hat der englische Rekordmeister so schlecht gemanagt, dass es ausgesehen hat wie banale Schlampigkeit. Jetzt befindet sich der Klub im Um- und Wiederaufbau, er geht hektisch vor, spürt den Zeitdruck. An Geld mangelt es ihm nicht, aber, so sieht es aus, an Sachverstand.

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Diese Gefahr müssen die Bayern nicht fürchten. Guardiola hat während der zweieinhalb Münchner Jahre den charismatischen Mittelpunkt gebildet, doch diese leuchtende Stellung hat ihm auch ein seriöses Management und eine fußballnahe Vereinsführung ermöglicht. Es war nicht bloß eine Floskel, wenn sich der spanische Trainer bedankt hat für die Ehre, diese Mannschaft trainieren zu dürfen.

Sein Nachfolger muss keinen hektischen Umbau beaufsichtigen, die Zukunft hat längst begonnen. Neuer, Alaba, Boateng, Müller, Lewandowski, Costa, Coman, Götze, Thiago, Kimmich lassen erwarten, dass das absehbare Abtreten von Lahm, Alonso, Robben und Ribéry keine Brüche verursacht. Wenn Guardiola also gehen sollte, dann wird darüber in seinem Klub großes Bedauern herrschen. Ein Grund zur Verzweiflung entsteht nicht.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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