Fußball-Weltverband:Fifa feuert Generalsekretär Valcke - zum zweiten Mal

South African actress Theron cheers as FIFA general secretary Valcke holds up a slip of paper with name South Africa during 2010 World Cup draw in Cape Town

Jérôme Valcke bei der WM-Auslosung 2009 mit Charlize Theron.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)
  • Die Fifa feuert ihren bereits suspendierten Generalsekretär Jérôme Valcke.
  • Der Franzose war in viele Affären und Ungereimtheiten verwickelt. Unter anderem soll er schon vorher gewusst haben, dass die WM 2022 nach Katar geht.
  • Interimsmäßig führt das Amt nun der Deutsche Markus Kattner.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Der Franzose Jérôme Valcke kennt das Gefühl, vom Fußball-Weltverband fristlos entlassen zu werden. 2006 musste er als Marketing-Direktor gehen, weil sein Verhalten in der Affäre um einen Sponsor und Kreditkartenhersteller (Mastercard) die Fifa 90 Millionen Dollar gekostet hatte. Damals dauerte es nur ein halbes Jahr, bis der Vertraute des langjährigen Verbandspräsidenten Sepp Blatter als Generalsekretär wieder eine Anstellung in der Föderation fand. An diesem Mittwoch teilte die Fifa nun mit, dass sie Valcke, 55, ein weiteres Mal gefeuert habe - und dieses Mal dürfte es für immer sein.

Bei Valcke liegt der Fall ein wenig anders als bei vielen anderen Personen, die durch die Erkenntnisse aus dem Fifa-Sumpf in den vergangenen Monaten entweder im Gefängnis oder in der Fußball-Isolation gelandet sind. Er ist kein gewählter Funktionär, sondern er war als Generalsekretär der oberste der 400 Verbandsangestellten.

Valcke mietete Ronaldos Suite auf Fifa-Kosten an

Das FBI interessiert sich für Valcke im Zusammenhang mit einer merkwürdigen Zahlung über zehn Millionen Dollar aus Südafrika, die im Zuge der Vergabe der WM 2010 via Fifa auf Konten des karibischen Funktionärs Jack Warner gelandet war. Valcke hatte diese Zahlung veranlasst. Aber die Entlassung, so heißt es aus Fifa-Kreisen, beruhe nicht auf dieser Südafrika-Causa. In der muss erst noch abgewartet werden, was die Ermittlungen der amerikanischen und der Schweizer Justiz ergeben.

Die Fifa wollte jedoch schnell die Kündigung vollziehen - und dafür fand sie genügend andere Argumente, die sich aus dem Verhalten Valckes als Fifa-Angestellter ergaben. Seit Sommer durchleuchteten Wirtschaftsprüfer Valckes Tun, dabei kamen merkwürdige Geschäfte zutage. Unter anderem ging es um krumme Spesen- und Vetternwirtschaft. Familienmitglieder waren im Fifa-Jet unterwegs, Valckes Sohn profitierte von einem Fifa-Geschäft mit einer Firma, bei der dieser kurz zuvor untergebracht worden war. Und bei der WM 2014 irritierte Valcke dadurch, dass er in Rio eine teure Suite des einstigen brasilianischen Nationalstürmers Ronaldo anmietete - auf Fifa-Kosten.

Valcke soll schon vorher gewusst haben, dass die WM 2022 nach Katar geht

Den Anfang vom Ende markierte eine ungewöhnliche Pressekonferenz im September. Auf der legten Vertreter der Ticketagentur JB Sports Marketing im Zürcher Zunfthaus einen Mailverkehr vor, der nahelegt, dass sich Valcke am Geschäft mit Eintrittskarten für WM-Turniere bereichern wollte. Zudem erklärten mehrere Zeugen, dass Valcke schon Monate vor der im Dezember 2010 erfolgten Vergabe der WM 2022 nach Katar mitgeteilt habe, dass das Turnier an den Persischen Golf gehen soll.

Nur Stunden nach der Pressekonferenz suspendierte der Weltverband Valcke. Die Ethikkommission der Fifa sperrte ihn zunächst provisorisch und eröffnete in der vergangenen Woche ein formales Verfahren. Am Samstag bekam das Fifa-Dringlichkeitskomitee die Causa auf den Tisch und beschloss die fristlose Kündigung. Valcke erfuhr am Dienstagabend davon, die Rechtsabteilung hatte erst noch prüfen müssen, ob das Schweizer Arbeitsrecht für den Fall einer Berufung eindeutig sei. Die Geschäfte des Generalsekretärs führt seit Valckes Suspendierung ohnehin schon dessen Stellvertreter, der Deutsche Markus Kattner. Nach der Neuwahl eines Fifa-Präsidenten am 26. Februar dürfte es einen neuen Generalsekretär geben; das Amt soll stark aufgewertet und daher neu und unbelastet besetzt werden. Valcke bestreitet jedes Fehlverhalten, zur Kündigung äußerte er sich bisher nicht. Als er im Sommer merkte, wie sehr er in Bedrängnis geriet, soll er intern noch um eine Abfindung gefeilscht haben. Angeblich standen ihm neun Millionen Dollar in Aussicht - doch dann kam es zu der Pressekonferenz im Züricher Zunfthaus und den gravierenden Vorwürfen bezüglich der WM-Eintrittskarten. Nun bekommt er wohl nichts.

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