Fußball:Vorteil Falkenauge

Wie im Tennis seit Jahren üblich, könnte auch im Fußball bald die "Hawkeye"-Technologie zum Einsatz kommen: Die Fifa prüft Technik zur Torüberwachung für die WM 2014.

Jörg Marwedel

Der "Anlass", so heißt in der Schweiz eine Art Seminar mit Geschäftspartnern, fand diesmal in der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Winterthur statt. Nicht weit also vom Sitz des Weltfußballverbandes Fifa in Zürich, um den es bei der Einladung des Schweizer Sportrechte-Anwalts Marco del Fabro und seiner Kanzlei diesmal ging. 200 Menschen waren am Donnerstagabend gekommen.

Fußball: Das "Falkenauge" beim Tennis: Zwei Offizielle überwachen, ob der Ball auf der Linie oder im Aus gelandet ist.

Das "Falkenauge" beim Tennis: Zwei Offizielle überwachen, ob der Ball auf der Linie oder im Aus gelandet ist.

(Foto: AP)

Sie wollten der Debatte über ein Thema beiwohnen, das seit der WM 2010 in Südafrika Fahrt aufgenommen hat: Den Videobeweis im Fußball, für den sich nach dramatischen falschen Tor-Entscheidungen der Schiedsrichter nicht nur die internationale Spielervereinigung Fifpro oder Bundes- liga-Trainer wie Louis van Gaal und Felix Magath aussprechen.

Doch nicht der Referent del Fabro, der in seinem Beitrag ein klares Bekenntnis zur kleinen Fußball-Revolution ablegte ("Der Videobeweis ist eine Hilfe und keine Last für die Schiedsrichter"), war der wichtigste Redner. Es war der Fifa-Chefjurist Marco Villiger, der den Standpunkt seines Chefs Sepp Blatter ("So lange ich Fifa-Präsident bin, gibt es keinen Videobeweis") vertreten musste.

Gleichwohl hat Villiger, der viel Gemurmel auslöste, als er mit einer überraschenden Statistik aufwartete ("96,2 Prozent der Schiedsrichter-Entscheidungen in Südafrika waren richtig, eine viel bessere Quote als bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland"), einen Einblick gegeben, wie die Fifa künftig Fehlerquellen reduzieren will.

Villiger verriet, dass bei der WM 2014 in Brasilien nur noch die besten Schiedsrichter pfeifen sollen, also weniger Referees aus exotischen Ländern. Ansonsten werde die Fifa den Schwerpunkt allein auf die Torlinienüberwachung legen. Das "Hawk-Eye" (Falkenauge), das beim Tennis eingesetzt wird, um zu klären, ob der Ball die Linie noch berührt hat, werde in die Prüfung einbezogen. Es sei allerdings beim Tennis einfacher, dort gehe es um Zweidimensionalität, im Fußball aber um Dreidimensionalität.

Prüft die Fifa den Einsatz der Technik wirklich, könnte dies ein Schritt Richtung Videobeweis sein. Der Chip im Ball, der anzeigen soll, ob die Kugel über der Torlinie ist, habe sich bislang noch nicht bewährt. Beim Test vor zwei Jahren habe er zu oft ein falsches Signal gegeben, behauptete Villiger. Zudem müsse man noch das Experiment mit den Torrichtern in der Europa League und Champions League auswerten.

Der Chef der Schweizer Eis- hockey-Schiedsrichter, Reto Bertolotti, ist dennoch überzeugt, dass auch im Fußball bald der Videobeweis zugelassen wird. "Auch im Eishockey ging das in kleinen Schritten", sagte der dritte Referent an diesem Abend.

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