Fußball:VfB Stuttgart trennt sich von Kevin Großkreutz

VfB Stuttgart v FC St. Pauli - Second Bundesliga; Großkreutz

Bald auf Vereinssuche: Kevin Großkreutz.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach einer schweren Schlägerei am Faschingsdienstag zieht der VfB Konsequenzen und kündigt den Vertrag mit dem Weltmeister.

Weltmeister Kevin Großkreutz hat nun auch beim VfB Stuttgart ausgespielt. Der Zweitligist und der 28-Jährige haben sich nach einem weiteren dubiosen Vorfall mit sofortiger Wirkung getrennt. Das bestätigte ein Klub-Sprecher am Freitagmorgen den Stuttgarter Nachrichten.

Der frühere Nationalspieler war in der Nacht auf Dienstag mit Jugendlichen unterwegs gewesen und aus einer anderen Gruppe heraus angegriffen worden. In der Folge musste er mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus. Die Konsequenzen daraus wurden nach Informationen der Bild-Zeitung am Donnerstag nach einem zweistündigen Gespräch mit Großkreutz vereinbart.

Zweieinhalb Jahre nach dem Triumph von Rio de Janeiro steht damit die Karriere des sechsmaligen Nationalspielers mehr denn je auf dem Spiel. Großkreutz' Vertrag beim fünfmaligen deutschen Meister lief noch bis 2018.

Eine offizielle Bestätigung der Trennung blieb zunächst aber aus, für den Nachmittag (13.30 Uhr) war die obligatorische Pressekonferenz angesetzt. "Mein erster Gedanke war: Der lässt nichts aus. Der zweite Gedanke war: Was ist wirklich passiert?", sagte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich am Donnerstag zu dem Vorfall. Großkreutz hatte dabei Kopfverletzungen erlitten und musste im Krankenhaus behandelt werden, er wolle Anzeige erstatten, hieß es von Klubseite. VfB-Trainer Hannes Wolf hatte den Profi auch in Schutz genommen. "Er hat niemanden umgebracht. Er hat kein Verbrechen begangen, gar nichts. Insofern sollte man da sehr vorsichtig sein, wenn man ihn dafür jetzt verurteilt", mahnte der 35-Jährige noch vor der Entscheidung des Vereins.

Nicht zum ersten Mal verhaltensauffällig

Es ist nicht das erste Mal, dass Großkreutz außerhalb des Stadions in die Schlagzeilen geraten ist. In seiner Zeit bei Borussia Dortmund hatte er nach dem verlorenen Pokalfinale 2014 in die Lobby eines Hotels uriniert. Kurz davor hatte er mit der "Döner-Wurf-Affäre" für Aufregung gesorgt. Bundestrainer Joachim Löw nahm ihn trotzdem mit zur WM nach Brasilien, wo er allerdings als einer von drei Feldspielern nicht zum Einsatz kam.

Seinen geliebten BVB hatte Großkreutz, der die Dortmunder Skyline auf seine rechte Wade tätowiert hat, im Sommer 2015 verlassen müssen. Nach zahlreichen Verletzungen war er unter Trainer Thomas Tuchel nicht mehr für die erste Mannschaft berücksichtigt worden. Großkreutz wechselte zu Galatasaray Istanbul, wo er mit Nationalmannschaftskollege Lukas Podolski zusammenspielen wollte. Doch weil der Klub den Transfer erst 48 Sekunden nach Ende der Frist bei der Fifa meldete, durfte Großkreutz zunächst nicht ran.

Was ist genau passiert?

Heimweh plagte ihn, er schloss sich ohne einen Einsatz in der Türkei im Januar 2016 gegen eine Ablöse von 2,2 Millionen Euro dem VfB an, mit dem er im Sommer aus der Bundesliga abstieg. Dennoch wurde die Kämpfernatur Großkreutz in Stuttgart - auch wegen seiner offenen, ehrlichen Art - rasch zum Publikumsliebling und Stammspieler. In der aktuellen Saison hat er 17 Pflichtspiele bestritten, zuletzt fehlte er wegen einer Sehnenreizung.

Was genau Anfang der Woche passiert ist, liegt im Dunkeln. VfB-Präsident Dietrich sprach nach einer ersten Unterredung mit Großkreutz und anderen Beteiligten von einem "diffusen Gesamtbild". Allerdings, betonte er, könne der Verein "nicht zur Tagesordnung übergehen". Jetzt hat der Klub die Konsequenzen gezogen.

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