Fußball-Uefa-Cup:1:0 verloren

Selten hat eine Mannschaft eine andere Mannschaft so beherrscht wie Werder Bremen den Gegner aus Glasgow. Dass es trotzdem nicht fürs Weiterkommen reichte, lag an einem Mann.

Thomas Becker

Dass ausgerechnet Tim Wiese als Letzter am Ball war, ist natürlich die blanke Ironie gewesen von diesem hundsgemeinen höheren Wesen namens Schicksal. Knapp 93 Minuten waren da schon gespielt, als die letzte Flanke von Pech-Marie Wiese keinen Abnehmer mehr fand. Schiedsrichter Martin Hansson aus Schweden beendete den eineinhalbstündigen Sturmlauf des SV Werder - und zugleich die Viertelfinalträume der Norddeutschen. Dem 0:2 in Glasgow folgte nur ein 1:0 in Bremen. Und Schuld daran war mal wieder der Torwart.

Fußball-Uefa-Cup: Diego traf, doch es ahlf nichts: Werder schied gegen Glasgow aus.

Diego traf, doch es ahlf nichts: Werder schied gegen Glasgow aus.

(Foto: Foto: AP)

Allan McGregor spielt seit zehn Jahren bei den Rangers. Er kommt aus Edinburgh, ist genau sechs Fuß groß und feierte vor sechs Wochen Geburtstag, seinen 26. Viele Jahre war er nur die Nummer zwei - hinter einem Deutschen: Stefan Klos. Drei Mal wurden die Rangers Meister mit ihm, wählten den "Kraut" sogar zum Mannschaftskapitän. Die Fans liebten Klos. Und nicht McGregor. Den lieh man lieber mal aus: an St. Johnstone und in der nächsten Saison an Dunfermline. Erst nach dem verletzungsbedingten Karriereende des ehemaligen Dortmunders vor zwei Jahren war der Schotte endlich an der Reihe. Gegen Bremen machte er sein 66. Spiel für die Rangers und ohne die anderen 65 gesehen zu haben: Es war wohl sein bestes Spiel überhaupt.

Von der ersten Minute an rannte der Werder-Sturm auf McGregor zu. Nahezu jeder Bremer schoss im Verlauf der 93 Minuten mindestens ein Mal in seine Richtung. Hätte man all die Paraden der Torhüter an diesem Abend protokolliert, wäre man wohl auf einen ähnlichen Wert gekommen wie bei der Eckballstatistik: 18:2. Für Bremen, für McGregor.

Schaaf: "Alles wäre machbar gewesen"

Es sollte einfach nicht sein. Mehr als der 150. Treffer der Bremer in ihrer Europapokal-Geschichte durch Diego - wen sonst? - war im 175. Europacup-Spiel nicht drin. Aber Fußball war ja noch nie gerecht. Trainer Schaaf, zur Feier des Tages im feinen Zwirn statt im Jogginganzug, sagte gefasst: "Alles wäre machbar gewesen. Aber wir brauchen uns nicht zu beschweren. Bei so einer Dominanz muss man den Gegner eigentlich mit Toren erdrücken." Sein Kollege Walter Smith von den Rangers musste zugeben: "Das ist ein unerwarteter Erfolg. Normalerweise mache ich keine Einzelkritik, aber ich muss diesmal sagen, dass unser Torhüter uns das Spiel gewonnen hat. Ich muss allerdings auch zugeben, dass wir nach dem Gegentor eine schwere Zeit hatten und es sehr knapp für uns wurde."

Wohl wahr. Torschütze Diego ließ übersetzen: "Ich kann mich nicht an ein Spiel erinnern, in dem wir so überlegen waren und es trotzdem nicht geschafft haben." Nun hat er also auch das erlebt und ist wie seine Kollegen die seit Monaten währende Mehrfachbelastung endgültig los. Werder bleibt nur noch die Bundesliga. Am Sonntag ist Wolfsburg zu Gast. Wegen einer Post-Uefa-Cup-Depression macht sich Schaaf keine Sorgen.

Auch lange nach dem Schlusspfiff feierten die Fans ihre total erschöpfte, wenn auch erfolglose Mannschaft. Nicht ohne Stolz zeigte Schaaf auf die immer noch vollen Ränge und sagte zum Fernsehmoderator: "Sie sehen ja, dass hier immer was los ist." Dass nichts los sei, kann man dem SV Werder der Spielzeit 2007/08 wahrlich nicht vorwerfen. Allan McGregor wird das reichlich egal sein.

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