Fußball-Testturnier:Thiago dirigiert beeindruckende Bayern

Bayern Munich's Alcantara gestures during the Telekom Cup soccer match against Hamburg SV in Moenchengladbach

Thiago Alcántara, gleich in der Zentrale des Bayern-Spiels.

(Foto: REUTERS)

Beim Vorbereitungsturnier in Mönchengladbach darf Neuerwerbung Thiago Alcántara gleich in der Spielmitte Regie führen, der FC Bayern besiegt den Hamburger SV bei verkürzter Spielzeit locker mit 4:0. Borussia Dortmund hingegen scheitert zu oft am gegnerischen Torwart.

Von Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

Ob Thorsten Fink sich vernachlässigt gefühlt hat, ist nicht bekannt. Vielleicht war der Trainer des Hamburger SV auch einfach nur froh darüber, dass sich vor dem Anpfiff nicht ein einziger Fotograf für ihn interessierte. So hatte er schließlich gleich freie Sicht auf das Spielfeld. Ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen Pep Guardiola. Den neuen Übungsleiter von Bayern München empfing auf dem Weg zu seinem Platz auf der Bank ein Blitzlichtgewitter.

Bei dem Vorbereitungsturnier mit vier Mannschaften in Mönchengladbach richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit in erster Linie auf die Bayern. Genauer: Auf die viel diskutierte Frage, wie Guardiola beim ersten Gradmesser der Saisonvorbereitung die sechs Positionen in Mittelfeld und Angriff besetzen würde.

Gegen den HSV tat er es zunächst so: Thiago Alcántara, Neuerwerbung vom FC Barcelona, orientierte sich in seinem ersten Spiel für die Münchner seiner Rückennummer entsprechend gleich auf die Sechser-Position. Davor wirbelten Toni Kroos, Franck Ribéry und Xherdan Shaqiri und in vorderster Front Claudio Pizarro und Mario Mandzukic. Hinten dagegen gab es keine Veränderungen; abgesehen von der Tatsache, dass Ersatztorhüter Tom Starke das seltene Glück hatte, der ersten Elf anzugehören.

Die Bayern dominierten die über zwei Mal 30 Minuten geführte Begegnung von Beginn an mit viel Ballbesitz. Die erste Chance hatte Pizarro, der HSV-Torhüter Jaroslav Drobny mit einem Kopfball zu einer erstaunlichen Reaktion zwang (11. Minute). Nur wenig später scheiterte Pizarro gleich zwei Mal aus kurzer Distanz an Drobny, ehe Jérôme Boateng zum Führungstreffer abstaubte (12.).

Thiago, zunächst hauptsächlich um Kontrolle bemüht, deutete sein Offensivpotenzial an, als er kurz vor der Pause mit dem Ball auf und davon lief und Pizarro freispielte. Der Peruaner setzte seinen Lupfer allerdings zu hoch an (26.). Die nächste wunderbare Vorarbeit lieferte Kroos mit einem Pass in den Rücken der HSV-Abwehr auf Ribéry. Doch auch dessen Abschluss misslang (38.). Danach aber klappte bei den Bayern alles. Thiago leitete das 2:0 mit einem gefühlvollen langen Pass auf Ribéry ein, der den Ball mit großer Übersicht direkt zu Mandzukic weiterleitete. Der hatte keine Mühe zu vollenden (41.).

Kurz nachdem Kroos mit einem harten Schuss aus 14 Metern und dank eines Drobny-Fehlers auf 3:0 erhöht hatte (44.), war Thiagos erster Einsatz im Bayern-Trikot schon wieder beendet (48.). Auf seinem Weg Richtung Bank applaudierten ihm sogar einige gegnerische Fans. Keine Frage: Dieser erste Auftritt des kleinen Spaniers hat alle beeindruckt. Guardiola hielt sich mit einer Einschätzung zur Leistung seines Landsmannes zurück, sein Lob fiel eher allgemein aus: "Er hat eine große Persönlichkeit und keine Angst."

Weidenfellers Foul

Am Fluss des Bayern-Spiels änderte seine Auswechslung nichts. Inzwischen waren Arjen Robben und Thomas Müller im Spiel, und in den knapp 20 Minuten, die ihnen blieben, mühten sie sich sichtbar, Pluspunkte im enormen Konkurrenzkampf zu sammeln. Müller gelang dies mit dem Treffer zum 4:0, den er nach Flanke von Philipp Lahm erzielte (52.).

Zuvor hatte Gastgeber Mönchengladbach einen etwas schmeichelhaften 1:0-Sieg über Borussia Dortmund gefeiert. Es war ein Spiel der Torhüter: Nachdem Marc-André ter Stegen seine Mannschaft mit zahlreichen Paraden im Spiel gehalten hatte, verursachte Dortmunds Schlussmann Roman Weidenfeller 20 Sekunden vor dem Abpfiff ein strafstoßwürdiges Foul an Raffael. Filip Daems schoss den Ball mit der letzten Aktion des Spiels unhaltbar aus elf Metern ins Tor.

Wirklich hochklassig war das, was die beiden Borussias boten, drei Wochen vor Saisonbeginn, nicht. Nach Meinung vieler Fans aber unterhaltsam: Die offenbar völlig ausgehungerten Anhänger beider Mannschaften belohnten schon recht gewöhnliche Dribblings und Ballstafetten ihrer Lieblinge über mehr als drei Stationen mit "Ooohs" und "Aaahs". Besonders laut wurden die Rufe in der Gladbacher Nordkurve, als Raffael in Gladbachs bester Szene vor dem Wechsel aus 20 Metern abzog, den Ball aber über das Tor schoss (7. Minute).

Den meisten Applaus heimste Marc-André ter Stegen ein. Gladbachs Torhüter rettete im ersten Durchgang gleich drei Mal gegen die stärker werdenden Dortmunder: zweimal gegen Jonas Hofmann (8. und 14.), einmal gegen Marco Reus (13.). Ter Stegen blieb auch nach dem Wechsel der auffälligste Spieler: Erst hatte der Gladbacher Glück, als er die Kugel weit vor seinem Tor unnötigerweise an Julian Schieber verlor. Gleich darauf aber parierte ter Stegen einen zwar nicht allzu platzierten, dafür aber harten 25-Meter-Schuss von Nuri Sahin (49.). Zwei Minuten vor dem Ende lenkte er einen Reus-Schuss an die Latte.

Roman Weidenfeller stand dagegen kaum im Blickpunkt. Nach 54 Minuten blieb Dortmunds Schlussmann gegen den frei vor ihm auftauchenden Raffael stehen und hatte so keine Mühe mit dessen Lupferversuch. Wenig später aber unterlief ihm im erneuten Duell mit dem Brasilianer ein Fehler. Sein Ärger dürfte sich in Grenzen halten - auch wenn die Dortmunder nun gegen den HSV spielen, statt sich gegen die Bayern für die Niederlage im Champions-League-Finale revanchieren zu können.

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