Fußball:"Spät, nicht zu spät"

Fußball-Zweitligist 1. FC Nürnberg hat die letzte Saison mit einem Minus in Höhe von 2,1 Millionen Euro abgeschlossen - das negative Eigenkapital ist dadurch auf insgesamt 3,2 Millionen Euro angestiegen.

Von Markus Schäflein

Wie erwartet hatte Michael Meeske, der neue Finanzvorstand des 1. FC Nürnberg, bei der Mitgliederversammlung schlechte Nachrichten zu überbringen. Die Saison 2014/15, die erste Zweitliga-Spielzeit nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga, schloss der Club mit einem Minus von 2,1 Millionen Euro ab; damit stieg das negative Eigenkapital auf 3,2 Millionen Euro, unter der Berücksichtigung von Tochtergesellschaften auf 3,8 Millionen Euro. Negatives Eigenkapital bedeutet, dass der Club mehr Schulden als eigene Vermögenswerte aufweist. "Und wir werden für die laufende Saison ein ähnliches Ergebnis sehen", erklärte Meeske am Sonntag, "denn wir fahren einen ähnlichen Aufwand." Die wirtschaftliche Situation sei "mindestens mal als schwierig zu bezeichnen", sagte der Finanzvorstand, der offen reden konnte, weil die Zahlen nicht er zu verantworten hat, sondern sein Vorgänger. Dass Ralf Woy angekündigt hatte, ein bestelltes Feld zu hinterlassen, kommentierte Meeske süffisant: "Was ein bestelltes Feld ist, ist sicherlich eine Definitionsfrage."

"Der Club hat über seine Verhältnisse gelebt."

Als entscheidend für die roten Zahlen erwies sich der Personalaufwand für den Spielbetrieb der Zweitliga-Mannschaft. Rund 16 Millionen Euro kostete der vom früheren Sportvorstand Martin Bader verantwortete Profikader der Nürnberger in der Saison 2014/15, 4,4 Millionen Euro der Nachwuchs; auch im Vergleich zu Spitzenvereinen der zweiten Liga sind das enorme Beträge. "Wir haben vier bis fünf Millionen Euro mehr investiert als andere ambitionierte Zweitligisten", stellte Meeske fest. Dies sei nach einem Bundesliga-Abstieg nicht unüblich, meinte er: "Im Regelfall wird das so praktiziert, weil mit dem Aufwand normalerweise eine gewisse Leistungsfähigkeit verbunden ist." Normalerweise - nicht jedoch bei den Nürnbergern, die trotz teuren Kaders mit dem Aufstiegskampf nichts zu tun hatten. Dies führte zu deutlichen sinkenden Zuschauer- und Vip-Bereich-Einnahmen.

"Der Club hat über seine Verhältnisse gelebt, das muss man bejahen", sagte Meeske, der dies schnellstmöglich ändern will. "Das kann man nur ein, zwei Jahre durchstehen. Die Logik, die dahinter steht, ist ja, möglichst schnell wieder aufzusteigen." Sollte der 1. FCN in der kommenden Saison noch Zweitligist sein, müsste der neue Sportvorstand Andreas Bornemann also einen deutlich günstigeren Kader zusammenstellen. Und auch in anderen Bereichen, etwa auf der Geschäftsstelle, will Meeske sparen: "Wir sind spät dran, aber nicht zu spät, den Anpassungsprozess einzuleiten. Überall wird es Einsparpotenzial geben." Die Deutsche Fußball-Liga werde "ein klar nachvollziehbares Restrukturierungsprogramm" verlangen.

Die Zahlen beeindruckten die 1300 anwesenden Mitglieder offenbar nachhaltig: Sie verweigerten Bader und Woy - sowie im Block auch dem kommissarischen Finanzvorstand Mario Hamm - die Entlastung. Eine Mehrheit von mehr als 700 Anwesenden entschied sich dafür; dies hat keine unmittelbaren Folgen, würde es den amtierenden Vorständen allerdings prinzipiell ermöglichen, juristische Schritte gegen die Vorgänger einzuleiten. Entlastet wurde hingegen mit 1118 Ja-Stimmen der Aufsichtsrat.

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